|Crime| “Im dunklen Tal”

Mitten in den Bergen von West Virginia liegt das kleine Örtchen Acker’s Gap. Eine Stadt, die so harmonisch wirkt, aber dennoch ihre dunklen Seiten hat. Nicht umsonst verfolgt sie der Ruf, dass die Süchtigen hier gerne Zuflucht suchen und entsprechend hoch ist die Rate der Drogenabhängigen, gerade unter den Jugendlichen. Dealer haben hier mit ihren Handlangern leichtes Spiel. Die Staatsanwältin Belka Elkins hat es sich daher zur Hauptaufgabe gemacht, das Übel bei der Wurzel zu packen und zu vernichten.

Belka – die eigentlich von allen nur Bell genannt wird – wuchs einst in dieser Stadt auf.

Doch nach einem familiären Schicksalsschlag, bei dem sie ihren Vater verlor und ihre Schwester jeglichen Kontakt abbrach, zog sie später dort weg. Zusammen mir ihrem Mann Sam und der gemeinsamen Tochter Carla wohnte sie einige Jahre in der Großstadt, doch “angekommen” fühlte sie sich dort nie. Also verließ sie ihren Mann, packte ihre Koffer und ging zusammen mit Carla zurück nach Acker’s Gap, um dort den Menschen mit ihrem Wissen und ihrer Macht helfen zu können.

An jenem Tag – als drei ältere Männer kaltblütig im örtlichen Dinners erschossen werden – muss sie feststellen, dass sie bisher immer nur im Trüben gefischt haben. Der große Fisch baumelt gemächlich vor ihren Augen und sie können ihn einfach nicht fassen.

Das Buch ist in drei große Teile unterteilt.

In jedem Abschnitt erfährt man etwas mehr Details über Bell, ihre Vergangenheit und ihr Umfeld. Dabei geht die Autorin mit manchen Hinweisen sehr sparsam um, die den Leser eigentlich brennend interessieren würden. Was man von den Detailbeschreibungen und Nebensächlichkeiten nicht behaupten kann. Immer wieder verliert sie sich in verschiedenen Abschnitten darin und man neigt schnell dazu, diese zu überfliegen, da sie keinerlei Einfluss auf die Geschichte haben.

Anfangs sind auch die häufigen Personenwechsel sehr störend und irritierend. Fast jeder kommt zu Wort und darf seine Gedanken, Meinung und den familiären Hintergrund in einem Kapitel preisgeben, bevor wieder ein Ansichtenwechsel geschieht. Letztendlich sind jedoch nur drei Personen von belang und auf deren Perspektiven beschränkt sich das Buch zum Glück immer mehr. Dazu gehören: Bell, die Staatsanwältin; ihre Tochter Carla und natürlich der Schütze, der die Männer umbrachte.

Durch die zahlreichen Ausschmückungen verliert das Buch sehr oft an aufgebauter Spannung.

Es wird etwas angedeutet, man wartet gespannt auf den nächsten Schritt, aber gerade dieser kommt erst sehr spät, sodass wieder neue Spannung aufkommen muss. Dadurch wird “Im dunklen Tal” leider seiner Genrezuteilung nicht wirklich gerecht. Bei einem Psychothriller erwarte ich kribbelnde Spannung, die in einem finalen Höhepunkt endet und den Leser erschöpft zurücklässt. Der Höhepunkt hier, kam – baute sich etwas auf – und verpuffte wieder. Selbst als geklärt wird, wer der Drahtzieher ist, ruft das nicht mehr als eine hochgezogene Augenbraue hervor.

Diese Abschnitte sind alle zu kurz im Vergleich zu anderen Kapiteln im Buch.

Man hätte sich hier ebenfalls den Detailreichtum gewünscht, wie man ihn recht oft vorgesetzt bekommen hat. Ebenso die Aufklärung um die Vergangenheit Bell’s. Diese geht in dem ganzen Wirrwarr leider total unter und wird einem recht bröckchenhaft hingeworfen, wobei man dies wunderbar in die Dramatik mit hätte einbauen können, da sie Bell ja sehr geprägt hat. Genau wie das Wissen von Carla um den Täter. Man weiß wer der Täter ist und man weiß, dass Carla sich damit keinen Gefallen tut, wenn sie ihn findet und ihre Mutter nicht rechtzeitig einweiht. Und was geschieht? Die Vorhersehbarkeit ist leider auch ein kleiner Makel.

Nichts desto trotz kann man sagen: Ich habe noch nie eine Romanfigur so gut kennengelernt wie Bell Elkins. Man hat das Gefühl diese Frau und ihre temperamentvolle, kämpferische und zugleich feinfühlige Art persönlich zu kennen, was definitiv nicht jeder Autor schafft!

Das Storyboard selbst ist auch recht interessant und bewegt einem immer wieder dazu weiterzulesen. Wenn nur nicht die genannten Kritikpunkte wären, hätte es durchaus ein durchweg spannender Psychothriller werden können.
Doch so ist es nur ein schüchterner Thriller, der sich noch nicht richtig traut im Rampenlicht zu stehen um mit seinen eigentlichen Vorzügen zu prahlen.


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Genre: Psychothriller / VÖ: Jan 2014 / Verlag: Goldmann* / Serie: Einzelband


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