|Crime| “Das Haus der dunklen Träume”

Ein Buch, was dank des versprochenen Gruselfaktors aus der Inhaltsangabe, den Weg in meine Hände gefunden hat. Das dezent kühle Cover tut sein übriges dazu, um die Stimmung zu untermauern. Bayern, besser gesagt: Oberbayern. Idyllische Landschaften, grasende Kühe, malerische Bauernhöfe und mittendrin ein alter knarzender Pfarrhof, gekauft von Annika Burgdorfer.

Die junge Frau hat sich frisch von ihrem klammernden Freund getrennt und zieht nach sieben Jahren von der Großstadt zurück aufs Land. Dank einer Arbeit als Journalisten bei einer großen Zeitschrift, kann sie diesen Beruf auch von dort aus weiter ausüben. Sofort macht sie sich mit Hilfe ihrer Familie an die Renovierungsarbeiten und blüht voll darin auf. Doch plötzlich suchen sie recht real wirkende Träume heim. Hat es etwas mit dem Hof zu tun? Stimmen die alten Geschichten darüber doch? Annika versucht diesen Gedanken zu verscheuchen. Aber dann taucht Victor vor ihrer Tür auf und die Ereignisse überschlagen sich.

Eröffnet wird der Thriller mit einem Prolog, der übles erahnen lässt.

Darin wird eine Andeutung gemacht, die einen nicht mehr los lässt und man wartet gespannt, bis das Rätsel gelöst wird. Der Vater von Annika lässt derweil seinem Unmut über den Kauf freien Lauf. Mutti versucht alles herunter zu spielen, aber das gelingt ihr nicht immer. In dem Haus spukt es! Da sind sich die Eltern und Dorfbewohner einig. Annika sollte das Haus so schnell wie möglich verlassen und das machen sie ihr auf viele Art und Weisen deutlich. Dennoch hat sie genügend Rückendeckung und Helfer, die das alles für Hirngespinste halten und niemand hat vor, der jungen Frau den Kauf auszureden. Wohlfühlen soll sie sich – nicht fürchten!

Als Annika allerdings ihren ersten Zusammenbruch erleidet und anfängt seltsame Vorgänge im Haus zu sehen, ist es mit der inneren Gelassenheit vorbei. Victor, der eine Facharbeit schreibt und Unterkunft bei ihr gefunden hat, stärk ihr den Rücken. Irgendwann lassen jedoch auch ihn die Ereignisse nicht mehr kalt und sie beginnen zu recherchieren. Was ist vor Jahren in dem Haus geschehen? Ist ein Poltergeist hier zu Hause? Treibt ein Untoter sein Unwesen? Oder ist es am Ende doch nur ihr Verstand, der ihnen einen Streich spielt?

Das Buch entwickelt sich anders als zunächst erwartet. Dennoch ist es spannend zu lesen und wird immer wieder durch Zeitungsartikel, Tagebuchenträge und Momenten aus der Vergangenheit unterbrochen, sodass nie Langeweile aufkommt. Zu Victor – der auch etwas verheimlicht – gesellt sich plötzlich der Ex zu der Runde. Er kann wohl nicht von seiner Verflossenen lassen und versucht nun ihren Ruf zu zerstören. Das macht er auf seine ganz eigene fiese Art und Weise, was ihn gleichzeitig beim Leser sehr unbeliebt macht.

Die Abschnitte aus der Vergangenheit unterscheiden sich nicht nur durch die Optik – die Schriftart ändert sich – sondern auch durch die Sprache. Statt hochdeutsch, wird auf einmal bayrisch gesprochen. Sind es zunächst nur kleine Dialoge, nehmen diese im Laufe des Buches zu und bringen einen des Öfteren ins stocken. Zwar ist im Nachwort die Rede davon, dass der Dialekt extrem entschärft wurde, trotzdem nagen diese Ausschnitte an der Leselust. Trotz der negativen Aspekte bringen diese Stellen Stück für Stück Licht ins Dunkel und machen dem Leser klar, mit wem oder was es Annika hier zu tun hat.

Ansonsten lässt sich das Buch sehr flüssig lesen.

Man schließt Annika direkt ins Herz mit ihrer liebenswerten Art. Wünscht ihrem Ex die Pest an den Hals und hofft, dass es für die junge Frau letztlich gut enden wird. Während der gesamten Lesezeit herrscht eine leichte Gruselstimmung. Es kommen keine Splatterszenen oder gar übertriebene Hexenbeschwörungen vor, dennoch reichen die dezenten Schauermomente aus, um den Grusel zu verstärken.

Zugegeben es werden im Laufe der Zeit viele offene Fragen geklärt, dennoch gibt es genügend Momente die einen die Stirn runzeln lassen. So ist es zum Beispiel nicht nachvollziehbar erklärt, die eine Frau Ende 20 so viel Geld hat, dass die sich ein altes Haus leisten kann, was ja auch noch renoviert werden muss. Die “zufälligen” Verwandtschaften, die sich immer mehr häufen, sind auch etwas seltsam. Ein kleines Dorf tratscht recht viel, da sind Wände Papier und trotz allem soll Annika vieles nicht mitbekommen? Unglaubwürdig. Man könnte noch weitere Momente aufzählen, aber das würde das Buch schlechter darstellen als es am Ende ist.

Denn alles in allem ist das Buch auf jeden Fall lesenswert!
Die unaufdringlichen Gruselmomente lassen den Leser die Geisterwelt spüren und wirken dabei nie aufdringlich. Es ist spannend zu erfahren, wie alles ausgeht und das hält den Spannungsbogen, dank der kurzen Infostückchen, lange oben. 


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Genre: Thriller / VÖ: Februar 2014 / Verlag: Goldmann* / Serie: Einzelband


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