|Crime| “Das Haus der bösen Träume”

“Sehr geehrter Herr Dr. Maitland,
vielen Dank für Ihre Bereitschaft, sich die oben genannte Patientin anzusehen…” [S.85]

England der 50er Jahre. Ein junger Psychiater namens James Richardson, sieht DIE Chance seiner beruflichen Laufbahn gekommen, lässt alle Mauern hinter sich und zieht in das abgelegene Suffolk. Dort befindet sich die psychiatrische Anstalt namens Wyldehope Hall, wo ein beliebter Professor von ihm tätig ist. Doktor Maitland ist bei einigen angehenden Doktoren eine gern gehört Stimme, promoviert er doch schon eine Weile im Radio seine Fortschritte zum Thema Heilung im Schlaf, weit abseits von Freud, setzt er auf die Kraft der Medikamente. Voller Eifer macht sich James also auf den Weg, um seine eigene Forschung, mit der des Professors zu verbinden und zu verbessern. Allerdings trügt, wie so oft der Schein.

Kaum angekommen, wird sich der junge Mann bewusst, auf was er sich eingelassen hat. Und wie man das so aus der Berufswelt kennt:

Der erste Eindruck war perfekt gewesen, die Kollegen wirkten sympathisch, der Chef machte einen freundlichen offenen Eindruck und man fühlte sich direkt geborgen. Endlich eingelebt fällt dann das rosige Schloss zusammen und man sieht sich mit der bitteren Realität konfrontiert.

In diesem Fall heißt das, dass der gute James den Laden quasi alleine schmeißen muss. Egal ob wer krank ist oder ein Arbeitsunfall passiert und Mitarbeiter ausfallen. Er muss sie alle ersetzen. Anfangs stört ihn das nicht sonderlich, muss er jedoch bald feststellen, dass sein Körper das auf Dauer natürlich nicht mitmacht.

Zu den körperlichen Anstrengungen kommen dann noch die seltsamen Ereignisse. Es geschehen Dinge, die er sich mit logischem Menschenverstand und seinem medizinischen Wissen erklären will. Das klappt auch zeitweise. Aber eben nur zeitweise. Als wäre das nicht genug, muss er zudem erkennen, dass sein geliebter Doktor Maitland nicht so fürsorglich ist, wie er vorgibt. Ihm liegt so gar nicht das Wohl der Patienten am Herzen. Viel mehr das eigene, sprich die eigene Forschung.
Somit ist ihm egal, was mit den “normalen” Patienten passiert. Viel mehr gerät er in Panik, wenn einer seiner Schlafprobanden plötzlich ungewöhnliche Symptome zeigt. James gefällt dies gar nicht und er fängt an nachzufragen. Will wissen warum sein Vorgänger so plötzlich weg ist und stößt dabei auf unbequeme Wahrheiten.

Da James aus der Ich-Perspektive die ganze Geschichte aus seiner Vergangenheit berichtet, kommt das persönliche Empfinden perfekt herüber. Man kann seine Gedanken und Entscheidungen sehr gut nachvollziehen. Ihm fallen auch Fehler ein, er merkt an, wo er sich geärgert hat, dass er bestimmten Ereignissen nicht nachgegangen ist. Genau in solchen Momenten, wo man sich auch als Leser fragte, warum er als Psychiater da nicht nachgehakt hat. Außerdem kommt das Feeling der 50er Jahre wunderbar an. Man hat das Gefühl wirklich einen Bericht aus jener Zeit zu lesen. Mit allen Einschränken und Beklemmungen, sowie dem damaligen medizinischen Forschritt.

Jedoch, wie oben geschrieben, ist nicht alles Gold was glänzt. So fehlte mir extrem das Gruselgefühl. An keiner Stelle hab ich mich erschreckt oder war überrascht. Viel mehr liest es sich wie ein Erfahrungsbericht. Recht neutral, nur mit den unterschiedlichen Gefühlsregungen von James beträufelt. Selbst das Ende konnte mich nicht vom Hocker hauen, da man es ab einem gewissen Punkt schlichtweg geahnt hat und zufrieden bin ich damit auch nicht. Es kommt mir eher wie eine Flucht vor. Denn so muss der Autor nicht alles erklären.
Und er hätte durchaus die Chance gehabt es dramatischer und überraschender zu gestalten. Das fand ich recht schade, da mich die Thematik interessiert hat und es sich auch gut weglesen lässt. Letztlich war es für mich aber (nur) ein guter Roman, mit historischen Einflüssen aus der Medizin, der aus der Sicht eines unerfahrenen Menschen geschrieben wurde.

 


Genre: Roman, Crime, Grusel / VÖ: März 2016 / Verlag: btb / Serie: Einzelband / Region: Suffolk (England)

2 Kommentare

  1. Steffi Litis' fabelhafte Welt der Bücher
    20. Mai 2016
    Antworten

    Huhu,

    ja, die 50er Jahre hat der Autor wirklich toll abgebildet. Insgesamt hat mir das Buch eigentlich ganz gut gefallen. Die kleinen Gruselmomente waren zwar eher so nebenbei eingeworfen, aber manchmal habe ich doch Gänsehaut bekommen. :)

    Lieben Gruß
    Steffi

    • TheReal Kaisu
      21. Mai 2016
      Antworten

      Habs schon gesehn, dass dir das Buch besser gefallen hat. Aber es hat mich einfach nicht mit seinem Grundgedanken überzeugen können.

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