|Crime| “Stadt aus Blut”

Vampire mögen keine Sonne und lieben Blut. Und schon hören die Gemeinsamkeiten der typischen Blutsauger mit denen aus Manhattan auf. Eigentlich wird ihnen noch Schönheit nachgesagt, eine filigrane Ader, der Sinn für Ästhetik. Sie können der perfekte Liebhaber sein, doch am Ende wollen sie nur das eine: Blut. Nun ja, auf Joe Pitt und seine Kameraden trifft das nicht wirklich zu. Über Schönheit lässt sich bekanntlich streiten, aber das mit der rücksichtsvollen, majestätischen Ader wurde bei ihnen wohl ein paar Mal in der Erbfolge übersprungen. Bei ihnen ist in Manhattan ein gnadenloser Kampf angesagt. Die Grenzen der Vampirclans werden akribisch eingehalten und jeder, der sich mit den Falschen anlegt, muss sich kurzerhand von seinem Herzen trennen und es außerhalb seines Körpers betrachten, bevor er leblos zu Boden fällt.

Dummerweise macht Joe auf seiner Suche nach einer seltsamen Mutation einen kleinen Fehler und tritt dem falschen Clan auf die Füße. Innerhalb weniger Stunden bekommt er Besuch von der “Koalition”, dem ältesten und mächtigsten Clan und der “Society”, einer Gruppe junger Idealisten. Beide machen ihm rasch klar, wo der Hase lang läuft und dass er seine Jobs gefälligst ordentlich und ohne nachweisliche Spuren zu erledigen hat. Joe ist nämlich Privatdetektiv und nimmt von beiden Aufträge an. Er selbst gehört keiner Gruppierung an, worauf er viel Wert legt. Dennoch ist er von ihnen abhängig und hängt an beider Rockzipfel.

Nun  taucht plötzlich ein seltsamer Vyrus auf, dessen Ursprung gesucht werden muss. Er lässt gewöhnliche Menschen, durch einen Biss, zu übernatürlich starken Zombies mutieren und an jedem Tatort, wo sie gesichtet wurden, hängt ein seltsamer Geruch, den Joe nicht fassen kann. Durch Zufall war er darüber gestolpert und bekommt nun den festen Auftrag, den Ursprung herauszufinden, damit der Befall gestoppt werden kann.

Schon ist man mittendrin im bunten Treiben von Manhattan. Charlie Huston fackelt nicht lange herum und kommt ziemlich schnell auf die wichtigsten Fakten zu sprechen. So lernt man den Hauptcharakter Joe nicht durch alte Geschichten kennen, sondern durch die aktuellen Ereignisse. Er ist der typische Antiheld. Erfolge? Mit Medaillen ist seine Wohnung nicht gerade zugekleistert. Gerade erst wurde ihm sein Blutvorrat gestohlen. Optimist? Nun, er trägt eher einen nüchternen Humor mit sich herum und suhlt im eigenen Schmerz, als dass er seine Mitmenschen durch seinen Optimismus ansteckt. Partymensch? Der ist er erst recht nicht. Seine tiefste Beziehung teilt er mit der Bar-Dame Evie und selbst da zieht er sich eher in sein Schneckenhaus zurück als offen zu reden. Integriert in die Gesellschaft? Wie oben erwähnt, steht er den ganzen Clans sehr kritisch gegenüber und möchte keiner von ihnen angehören, auch wenn viel um ihn geworben wird.

Warum sollte man Joe Pitt also als Leser mögen und seine Erlebnisse lesen?

Ganz einfach: Weil er mit seinen stocksteifen Humor einem zum Lachen bringt und er kurioserweise trotz seiner Tollpatschigkeit Erfolge erzielen kann. Seine Wege sind nicht exakt mit einem Lineal gezogen und direkt erkennbar. Er wählt lieber den Schlangenlinienweg und kommt halt ein wenig später an. Öfters mal aufgehalten durch fiese Machtbeweise seiner Auftraggeber. Gerade dieser Witz gibt den Buch aber einen besonderen Charme und unterscheidet dieses Vampirbuch eindeutig von anderen klassischen Vampirgeschichten. Wer Romantik sucht und Helden, die man anhimmeln kann, ist hier fehl am Platz.
Trotz der eigenwilligen Hauptfigur Joe, geht es hier gnadenlos zu. Zwar sprüht das Buch nicht vor Splatter und blutrünstigen Momenten – es würde einfach nicht passen – dennoch ist die Macht und Gewalt klar spürbar.

Für mich ist dieses Buch eine willkommene Abwechslung gewesen und ich werde auf jeden Fall die Nachfolgebände auch noch lesen! Egal wie chaotisch es in Manhattan auch zugeht, der rote Faden ist immer greifbar und Joe mit seinem Gefolge muss man einfach mögen!
Charlie Huston hat mir mit “Die Plage” bewiesen, dass er auch “normale” Thriller schreiben kann und hier schreitet er einen neuen Pfad entlang, auf dem ich ihm gerne folge!

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Genre: Fantasy, Krimi / VÖ: 2007 / Verlag: Heyne / Serie: Serienstart / Region: Amerika/Manhattan


2 Kommentare

  1. Nenatie
    19. Februar 2015
    Antworten

    Huhu! :)
    klingt nach einem echt tollen Buch, kannte ich noch gar nicht! Danke für die Rezi und meine Wunschliste dankt dir auch das sie wieder gefüttert wurde! ;)

    Liebe Grüße

    • TheReal Kaisu
      20. Februar 2015
      Antworten

      Ich hatte es mal von einem Wühltisch mitgenommen und da es recht dünn ist, ist es auch schnell gelesen. Hätte nicht gedacht, dass es mich so zum schmunzeln bringt :)

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