|Crime| “Die Tote im Badehaus” [Japan Special]

“Bestimmt kann man sich noch etwas Gräßlicheres vorstellen, als den Silvesterabend in einem völlig überfüllten Zug zu verbringen während einem langsam eine fremde Hand den Oberschenkel hinaufkriecht.” (Buchbeginn)

Rei Shimura ist Englischlehrerin und möchte sich eine Auszeit gönnen. In den Bergen, in einem kleinen Badehaus in Shiroyama, will sie ganz friedlich den Beginn des neuen Jahres feiern. Noch am Bahnhof lernt sie eine erste Mitbewohnerin kennen und auch in der Pension angekommen, kann sie sich nicht über die Bewohner beklagen. Besonders der Schotte Hugh macht einen ansehnlichen Eindruck.

So viel Glück an einem Ort? Da ist doch was nicht in Ordnung! Und so rückt das Schicksal die Stille kurzerhand mit einem Mord wieder ins rechte Licht. Es soll schließlich nicht langweilig werden. Das Opfer ist die wohlhabende Setsuko und gefunden wird sie natürlich von Rei. Unter dem Fenster des Waschraums. Während die Polizei von einem Unfalltod ausgeht. Ist sich Rei sicher, dass da jemand versucht etwas zu verschleiern.

“Haben Sie sich nun für das Tier interessiert oder für den Garten? Sie widersprechen sich.” Er redete langsam, damit ich ihn auch sicher verstand.

“Für die Katze. Ich mag Katzen”, fügte ich hinzu. “Wo haben Sie die Leiche berührt?”

“Ich habe die Blätter beiseite geschoben, aber die Leiche hab ich nicht berührt. In den Vereinigten Staaten mischen sich Zivilisten nie in die Arbeit der Polizei ein.” (S.48)

Darauf ein Amen. Denn es kommt natürlich so, wie man es sich denken kann. Die junge Englischlehrerin interessiert sich für den Fall. Anfangs ist sie nur neugierig. Später stolpert sie förmlich über Hinweise, die so faszinieren, dass sie nicht anders kann, als den Spuren zu folgen. Dass sie dabei dem Mörder näher ist, als gut für sie ist, ahnt sie selbstverständlich nicht. So entspinnt sich ein feiner klassischer Krimi, wo es um die reine Spurensuche, seltsamen Hinweisen und deren Analyse geht.

Gespickt wird alles durch die zahlreichen japanischen Begriffe und Traditionen, die man als Leser vorgestellt bekommt. Teilweise ist es sogar etwas viel auf einmal. Da ist man auf der einen Seite bemüht sich die Namen zu behalten, um nicht den Faden zu verlieren und auf der anderen Seite tauchen japanische Floskeln und gesellschaftliche Normen auf, dass man Gefahr läuft auf Durchzug zu schalten. Daher sollte man auf jeden Fall eine ordentliche Prise an Interesse mitbringen, was sie japanische Kultur und Sprache angeht.

“In Japan hören die jungen Leute auf die älteren. Ich als der ältere Verwandte sage dir, wer auch immer diese Frau ermordet hat, denkt, er sei ungeschoren davongekommen. Du bist nicht diejenige, die ihn vom Gegenteil überzeugen sollte.” (S.149)

Nach diesem Auftakt von Sujata Massey entwickelt man auf jeden Fall genug Interesse, dass man die Serie weiterverfolgen möchte. Rei ist ein Charakter, den man gerne beobachtet. Zumal ich ihre direkte und zugleich zurückhaltende Art mag. Trotzdem erhoffe ich mich von den nächsten Bänden weniger zusätzlichen Informationsfluss. Er mag noch so informativ sein, ein wenig lenkt er schon von der Hauptstory ab.

Letztlich ist Sujata Massey streng genommen keine japanische Autorin. Sondern “nur” eine amerikanische Frau, die drei Jahre in Japan gelebt hat und das Land als Tourist bzw ganjiin kennen gelernt hat. Somit kann sie perfekt in die Rolle der Ausländerin schlüpfen, die nach Japan gekommen ist, um Englisch zu unterrichten. Dies gelingt ihr auch recht authentisch und somit kann ich die Reihe auf jeden Fall empfehlen.


Genre: Crime / VÖ: Juni 2000 / Verlag: Piper Verlag* / Seiten: 461 / Serie: Auftakt

weitere gelistete Bände von Sujata Massey findet ihr auf der krimi-couch*



#JapanSpecial [Aktion]

2 Kommentare

  1. monerl
    4. Januar 2018
    Antworten

    Das Buch klingt toll! Werde ich mir merken. Habe auf meiner Suche nach japanischer Literatur, tatsächlich ausschließlich nach japanischen Autoren gesucht und somit ist mir ein solches Buch durch die Maschen gefallen. Trotzdem interessant, gerade wegen diesen japanischen Einflechtungen und Erklärungen. Auch schön, dass es eine Reihe ist. Werde deine weiteren Rezensionen zur Reihe und Autorin verfolgen! :-)
    Mein erstes Buch ist bald dran. Habe mich für “Therapiestation” entschieden. Eine Mischung aus Endzeit und Sci-Fi. Bin schon sehr gespannt, da die bisherigen Rezensionen sehr weit auseinandergehen. ;-)

    GlG vom monerl

    • kaisu
      4. Januar 2018
      Antworten

      Ich hab auf verschiedenen Platformen nach japanischen Autoren gesucht und sie kam auch mit darin vor :P Und ich kannte sie schon vom Namen. Hab noch ein-zwei Bände von ihr hier und werde berichten :D

      @dein Buch
      Sagt mir erstmal gar nichts.
      *google anschmeiß*
      Ah, den Namen hab ich heut schon mal gelesen. Ursula Gräfe, die Ryu Murakami übersetzt, hat von dem Autor auch Werke übersetzt :D
      Bin gespannt auf deine Kritik! Aus dem Genre hab ich nämlich bisher nichts dabei.

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