„What I mean is I’m the one who’s going to autopsy Dahmer’s body! See ya tonight!” [S.27]
Inhalt:
Im Juli 1991 fasste die amerikanische Polizei einen der teuflischsten Serienmörder der Geschichte – Jeffrey Dahmer. Drei Jahre später wurde er im Gefängnis erschlagen … Doch kurz nach dem Begräbnis beginnt eine weitere kannibalistische Mordserie. (Festa Verlag)
Meine Meinung:
Jeffrey Dahmer ist ein toter Mann. Zumindest in unserer Gegenwart. Ein grausamer Serienkiller, der viele Chancen genutzt hat, um durch Sicherheitslücken hindurch zu schlüpfen und irgendwann doch gefasst wurde. Ein Mann, der von vielen gehasst, aber auch angehimmelt wurde. Vor dem man Ehrfurcht hatte und Respekt. Immerhin ist er einer der wenigen Serienkiller, der freiwillig seine Taten auflistete und so den Ermittlern ermöglichte Leichenteile, dem jeweiligen Vermissten zuzuordnen. Aber landet man dadurch im Himmel? Verzeiht einem Gott, dass man diese Taten begangen hat?
Dahmer zumindest findet einen Weg zu Gott und auch zu seinen Mitinsassen. Denn in „Dahmer is not dead“ hat er rasch eine kleine Fangemeinde gewonnen, die hinter ihm steht. Trotzdem kommt es zu einer üblen Schlägerei, an dessen Folgen, der Killer schließlich stirbt. Sofort setzt sich die Mühle der Justiz in Bewegung. Wie konnte das passieren? Wer trägt die Schuld? Doch irgendwann rücken diese Fragen in den Hintergrund, als klar wird: Da ermordet jemand plötzlich Menschen und die trägt die gleiche Handschrift, wie Dahmer. What the fuck? Was passiert hier?
“Arent’ you afraid that other inmates will try to do you harm?” “I hope they will, “Dahmer said on the badle produced video. “I deserve to die for my sins. It’s a sin for someone like me to go on living.” [S.51]
Helen Closs verbeißt sich in diesen Fall. Sie kann und will nicht glauben, dass Dahmer – der nachweislich kalt in der Autopsie lag und dessen Organe einzeln gewogen wurden – doch am Leben ist. Sie glaubt an einen copycat killer. Eine Person, die Dahmers Stil nachahmt. Doch immer mehr Hinweise häufen sich, dass es der echte Dahmer sein muss. Handschriften lassen sich nicht so einfach fälschen. Ebenso Fingerabdrücke. Man bittet Helen also sich damit anzufreunden, aber sie schießt quer und bohrt weiter nach.
Neben Helen lernt man noch ihren Freund Tom und ihre Kollegen, sowie Vorgesetzten kennen. Jeder hat hier so seine menschlichen Probleme und Berufsziele. So kommt es natürlich zu Reibereien untereinander. Gerade, wenn es um Glauben und Beweise geht. Die Maschine hat recht, also stimmt unsere aktuelle Recherche. Punkt. Gut, dass da Helen anders tickt. Es kommt ordentlich Schwung in die Bude, wenn sie ihren Mund aufmacht. Derbe Worte fallen, genauso wie kleine Spitzen. Doch letztlich haben alle ein Ziel: Ein Killer muss gefasst werden und das äußerst rasant.
„Kill,“ he thinks now.
In fact, that’s all he ever thinks about now.
Kill. [S.171]
Was mir besonders gut an dem Buch gefallen hat, ist die wahre Verbindung zum echten Jeffery Dahmer. Es werden wichtige Punkte seines Lebens angesprochen und man hat das Gefühl ihn nun besser zu kennen, ohne eine Biografie gelesen zu haben. Geschickt werden Aspekte seiner Jugend und seiner Taten eingeflochten. Grausame Tage, genauso Momente der Reue. Daher bekommt man vereinzelt blutige Details geliefert, die einem ein leises kehliges „Uargs“ entlocken. Dieser Effekt lässt im Laufe der Geschichte immer mehr nach.
Ebenso die wird es ruhiger. Nicht langweilig. Auf gar keinen Fall. Nein, schlichtweg ruhiger und das fand ich etwas schade. Genauso wirken nicht immer alle Handlungen logisch und nachvollziehbar, wenn es um die sturen Köpfe auf der Polizeistation geht. Immerhin befinden wir uns nicht mehr in den 90ern, sondern im 21. Jahrhundert. Auch wenn der Computer A sagt, muss ich nicht B sagen. Sondern kann meinen Kopf anstrengen, so wie Helen. Letztlich fallen diese Punkte zwar auf, sind für mich aber nicht sonderlich schwer ins Gewicht gefallen.
Abschließend kann ich nämlich sagen, dass ich recht positiv überrascht war und nicht dagegen hätte, wenn Edward Lee und Elizabeth Steffen weitere Serienkiller Autobiografien in dem Stil beleben würden.
Prädikat: Lesenswert! Für Serienkiller-Interessierte und Edward Lee Fans.
Info: Ich habe die englische Originalausgabe gelesen, wie man auf dem Bild auch sieht. Ich stütze mich daher auf diese sprachlichen Aspekte. In Deutschland ist das Buch im Festa Verlag erschienen.
Genre: Crime / VÖ: August 2017 (dt) / Verlag: Festa Verlag (dt) / Seitenzahl: 352 / Serie: Einzelband
weitere Kritiken: Nicole (Zeit f. neue Genre), …
Mit dem Buch liebäugle ich bereits und es scheint sich stark zu lohnen! rutsch gleich mal die WuLi-Leiter weiter nach oben (=
Es lohnt sich wirklich! und das Cover vom Festa Verlag ist definitiv hübscher ;)
So schön das Cover, so fraglich die Übersetzung. Für mich eher ernüchternd (gerade für Festa).
Deine Rezi dagegen hat mir wirklich gut gefallen! :)
Ich kann keinen Vergleich ziehen. In unsrer Leserunde ist mir nur aufgefallen, dass ich Helen (engl) lieber mochte, wie meine Mitleser die (dt) Helen. Daher vermute ich bald, dass da die Übersetzung und nicht nur die Sympathie eine Rolle gespielt hat. Sind aber nur Vermutungen. Kennst du beide im Vergleich?
Ja. Habe das englische Original zuerst gelesen.
Als dann die Leseprobe bei Festa rauskam. war ich schon mehr als enttäuscht. Das Buch selbst habe ich dann bei einem Bekannten nochmal angelesen und empfinde es, gerade für Festa, als recht lieblos: manche Dinge (gerade Abkürzungen) gar nicht übersetzt, klarer Einsatz von Übersetzungsprogrammen zu lesen und/oder einfach lieblos abgeschrieben/übersetzt…
Die Übersetzung ist nun nicht so schlecht, dass die Story eine andere würde, doch in meinen Augen gerade für einen Verlag, der sich auf englische Übersetzungen spezialisiert hat, eben ernüchternd.
Okay, das ist natürlich sehr schade! Glaub ich werde aus Neugierde mal in die Leseprobe reinlesen. Dann wird mir der Unterschied sicher auffallen!