|Roman| “Ein Schritt zu weit”

“So leicht geht das, denke ich. So leicht wird mein Leben zu einer Lüge.” [S.154]

Yvonne führt ein beschauliches Leben. Zusammen mit ihrem Ehemann lebt sie in einem Haus in London. Die beiden Kinder sind schon etwas älter und so können sie ihr Leben zu Zweit genießen. Hinzukommt noch, dass beide gute Jobs haben und somit auch auf dieser Ebene perfekt abgesichert sind. Doch dann passiert etwas, was bei einem solchen Eheleben eigentlich nie passieren dürfte: Yvonne geht eine Affäre ein. Fortan trifft sie sich regelmäßig  und spontan mit einem fremden Mann, mit dem sie an den verschiedensten Stellen in der Stadt unverbindlichen Sex hat. Sie gehen sogar so weit, dass sie sich separate Telefone zulegen, damit die jeweiligen Partner nichts mitbekommen. Keiner ihrer Familien ahnt etwas. Allerdings kommen die beiden plötzlich an einen Punkt, der einfach zu weit geht.

Direkt auf den ersten Seiten wird dem Leser klar gemacht, dass es hier nicht um eine Lappalie geht. Die beiden stehen vor Gericht. Ihnen droht eine langjährige Gefängnisstrafe. Sofort geht man alle möglichen Optionen durch und kann die Auswahl vage eingrenzen. Aber man weiß immer noch nicht, warum es so weit gekommen ist und vor allem wieso dieser Schritt nötig war. Bis man das  jedoch alles erfährt, ist es ein langer Weg. Zunächst darf man erfahren, wie es zu dem Ausrutscher kam und was die gute Yvonne dabei empfindet. Ihre Erkenntnis, dass das Leben so einfach zu einer Lüge werden kann, kommt hierbei erstaunlich spät. Da fragt man sich unwilkürlich, ob man selbst im erfahrenen Alter noch so blind sein kann.

Nach den ersten Kapiteln hatte ich die Sorge, dass mir hier eine softe “Shades of Grey” Version entgegen kommen wird. Die ganze Zeit dreht es sich nur um die beiden. Yvonne lässt aus der Ich-Perspektive ihren Gedanken freien Lauf. Wiegt das Pro und Contra ab. Schreibt ihre Gedanken sogar in Form von ungeschickten Liebesbriefen auf dem Rechner ab. Wohl versteckt, aber theoretisch für jeden erreichbar. Irgendwann fängt sie an zu lügen. Gegenüber ihrem Mann, ihren Kollegen und sich selbst gegenüber. Sie steigert sich in die Affäre zu sehr hinein. Als Außenstehender ist einem direkt klar, dass der undurchsichtige Liebhaber wirklich nur auf den körperlichen Kontakt aus ist. Mehr ist hier nicht zu holen für die Doktorin. Diese allerdings bleibt in ihrer rosa Seifenblase gefangen. Bis eben zu jenem Tag, wo sie verhaftet wird.

Die Passagen der Gegenwart und Vergangenheit werden immer abwechselnd aufs  Papier gebracht. So darf man auf den ersten Seiten bereits einen Blick in den Gerichtssaal werfen und bekommt eine Menge Fakten an den Kopf geworfen, die einem im Kopf die Fragen nur so aufploppen lassen. Allerdings überwiegt anfangs sehr die Beziehung der beiden. Erst ab einem gewissen Ereignis, kommt es zum Cut und man bewegt sich auf die Gegenwart zu. Dieser Weg ist recht holprig, denn allzu oft verliert sich die Autorin in belanglosen Gedanken Yvonnes, die sich stetig wiederholen und das Geschriebene langweilig werden lassen.
So bettelt man förmlich darum, dass endlich – verdammt nochmal – Spannung aufkommt und man mehr als nur ein Möhrchen vor der Nase serviert bekommt. Diese kommt auch. Wird allerdings nicht so gut ausgebaut, dass sie einen dauerhaft fesselt.

“Ein Schritt zu weit” ist eine Geschichte, was in eine andere Richtung geht als erwartet. Dennoch kann man sie durchaus lesen. Spannung und Nervenkitzel wird man hier jedoch nicht finden. Ebensowenig erotische Dialoge. Da bleibt die Autorin recht sparsam mit. Die Idee, die hinter allem steckt finde ich eigentlich genial. Jedoch ist sie in der Umsetzung gescheitert. Selbst das letzte Geständnis oder gar das Ereignis in der Mitte, konnte mich nicht schocken. Mir fehlten einfach die Emotionen, die ich hier zu wenig spüren konnte.
Das Buch ist okay, aber definitv kein Muss. Vor allem lässt einen der Klappentext glauben es geht in eine andere Richtung, (abgesehen davon, dass er zu viel verrät) weswegen ich hier “Vorsichtig mit dem Kaufeifer!” sagen muss. Lieber erstmal etwas reinlesen und danach entscheiden.

sketch-ein-schritt-zu-weit


Genre: Roman, Romantik, Verschwörung, Krimi / VÖ: September 2014 / Verlag: C.Bertelsmann / Serie: Einzelband / Region: England/London

Schreibe den ersten Kommentar

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    #Japanuary 2022
    #BuchreihenChallenge
    #ABC-Challenge