In “Noah” geht es natürlich um einen Mann namens Noah. Leider weiß er nicht wer ist, wo er herkommt, warum er jetzt auf der Straße lebt und was zu seinem Zustand geführt hat. Aber zum Glück gibt es da Oscar. Ein Obdachloser, der Noah in seine Obhut genommen hat und ihn mit Verschwörungstheorien stetig des Tag versüßt, während Noah verzweifelt versucht sich an irgendetwas aus seiner Vergangenheit zu erinnern.
Eines Tages – die beiden Männer sind auf der Suche nach einer Unterkunft für die kommende eisige Nacht – fällt Noah eine Zeitung in die Hand. Dort ist eine Zeichnung abgebildet, die seltsame Erinnerungsfetzen bei ihm hervorruft. Also beschließt er bei der Hotline anzurufen und setzt somit eine lange Kette an Ereignissen in Gang.
Plötzlich steigt er in der Gesellschaft, wie auf einer Turboleiter nach oben. Muss erstaunt feststellen, dass er x-Verteidigungstechniken im Schlaf beherrscht und damit nicht nur einmal sich selbst und Oscar das Leben rettet. Denn der Aufstieg brachte nicht nur Wohlstand, sondern auch einer Menge Verfolger, die seinen Tod wünschen. Die Frage nach dem “Was hat er getan, dass er so gehasst wird?” sticht dabei immer wieder hervor.
“Ich bin kein Mörder. Ich bin etwas sehr viel Schlimmeres. Für mich gibt es keinen Begriff.” (S.310)
Neben den beiden genannten Figuren, begegnet man Celine – einer Reporterin aus New York und Adam – einem Mann, dessen Identität es zu klären gilt – recht häufig. Alle vier Personen sind gut durchdacht, haben ihre Schwächen und Stärken, was sie recht menschlich wirken lässt und es einfacher macht, sich mit ihnen anzufreunden.
Vom Schreibstil und Aufbau selber, ist Fitzek seinem Stil treu geblieben. Erst wird der Leser an die Hauptfiguren ran gebracht und danach beginnen Stück für Stück die eigentlichen Ereignisse. Das Erzähltempo wird dabei nicht nur durch die stetigen Perspektivwechsel vorangetrieben, sondern auch durch diverse Geschehnisse, aus denen nicht immer alle lebend herauskommen. Oscar wächst einem dabei durch seine schrullige Art sehr ans Herz.
Die Thematik die Sebastian Fitzek in diesem Thriller aufnimmt ist eine sehr Aktuelle. Es geht um Massentierhaltung, Menschenmorde, Krankheit, Zerstörung, Armut, Regierungen und die Bevölkerungsschichten. Kurz gefasst: Der Mensch zerstört sich selbst. Um dem entgegen zu wirken, hat man beschlossen große Teile der “Normalbevölkerung” auszurotten. Das schwächste Glied wird entfernt und das Stärkste gewinnt. So die Theorie. Wie die Wirtschaftbosse und höheren Mächte, das in dem Buch versuchen umzusetzen und wie Noah & seine Truppe da reinpasst, hat Fitzek ganz nett zusammengewürfelt.
“Ist das deine Devise? Zurück ins Mittelalter?” “Wir sind längst auf dem Weg dorthin.” (S. 537)
Wer sich mit dem Sachverhalt der Überbevölkerung und Zerstörung der Erde schon einmal befasst hat, dem werden die Fakten im Buch nichts Neues sein. Auch wenn es besorgniserregende Fakten sind. An manchen Stellen setzt der Autor dabei zu sehr auf Dramatik und es wirkt übertrieben und unlogisch. Genau wie einige Szenen gegen Ende, wenn einem die Lösung dargelegt wird. Was sich auch negativ bei meiner Bewertung bemerkbar macht. Ich glaube man hätte ein wenig eher die Reißleine ziehen sollen und Noah nicht zu viel andichten sollen. Es war einfach “too much”.
Ich bin eigentlich kein Befürworter von derartigen Wirtschaftthemen in Büchern, sprich ich lese sie ungern in Thrillern, sondern befasse mich damit lieber auf anderen Wegen. Entsprechend neigte ich dazu, gewisse Szenen nicht mit sehr viel Elan zu lesen und freute mich jedes Mal, wenn der Abschnitt vorbei war. Zum Glück kam dies recht selten vor, sodass mein Leseverhalten im Großen und Ganzen nicht getrübt wurde.
Alles im allem ist “Noah” ein gelungenes Werk, was dennoch ein paar Abzüge bekommt, wegen der oben genannten Daten. Es lies sich von Anfang bis Ende flüssig lesen, ich fühlte mich unterhalten, wenn ich auch den “alten” Fitzek eher bevorzuge.
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Genre: Thriller / VÖ: Dez 2013 / Verlag: Bastei Lübbe* / Serie: Einzelband
Hey Kaisu
Ich habe das Buch vor ein paar Tagen beendet und war nur bedingt überzeugt. Es erinnerte mich zu sehr an “Inferno” von Dan Brown. Allerdings war es auch mein erster Fitzek und ich war sehr kritisch, da ich nicht genau wusste was ich erwarten soll. Letzte Woche habe ich dann “Der Seelenbrecher” von ich ihm gelesen und bin total begeistert! Deshalb werde ich noch weitere Fitzek Bücher lesen, besonders reizt mich “Passagier 23” oder “Die Therapie”. Seine neueren Bücher “Achtnacht” oder “Das Paket” interessieren mich vom Thema her leider so gar nicht, weswegen ich sie wahrscheinlich auch nicht lesen werde :) Kannst du mir sonst noch Fitzek Bücher empfehlen?
Liebe Grüsse
Julia
Ich lese Dan Brown nicht, daher kann bzw. konnte ich keinen Vergleich herstellen :D Ich selbst lese Fitzek seit “Passagier 23” (ein Flop) überhaupt nicht mehr. Kann dir daher eher seine alten Werke ans Herz legen :) Ich hab die Augensammler-Reihe noch positiv in Erinnerung, ist aber auch schon ein paar Jahre her ;)