Kurz kommentiert
Herbst in Neapel. Blanca Occhiuzzi, Hauptkommissarin der örtlichen Polizei – schön, charismatisch und blind – wird immer dann gerufen, wenn ein Fall aussichtslos erscheint. Als der bekannte Musiker und Lebemann Jerry Vialdi ermordet wird, gibt es viele, die ein Motiv haben. Zu viele. Ein Fall für Blanca und ihr besonderes Gespür für menschliche Abgründe. Lüge und Täuschung: Niemand macht der Kommissarin etwas vor. Diese Gabe bringt oft den Erfolg. In diesem Fall bringt sie Blanca jedoch in höchste Gefahr. [Ullstein]
Meine Meinung:
Der Einstieg ist sehr holprig. Man lernt im Prolog den ermordeten Künstler Jerry Vialdi kennen, der zeitweise recht seltsame Phrasen von sich gibt. Die aber zeitgleich seine Abneigung gegenüber den Menschen bzw. seinen Fans klar macht. Man spürt förmlich die Antipathie ihm gegenüber aufsteigen. Warum um so einen trauern? Doch dies machen anscheinend einige Hinterbliebene und so beginnt die Frage-Antwort-Runde zwischen Verdächtigen und der örtlichen Polizei.
Diese besteht hauptsächlich aus 3 Ermittlern:
Der blinden Blanca Occhiuzzi, welche stetig versucht auf eigenen Beinen zu stehen und mit dem Mädchen Nini zusammen wohnt. Der korpulente Vincenzo Martusciello, der als Einziger von den Dreien verheiratet ist und wegen seiner leichten Trotteligkeit den Spitznamen “Esel” bekommt. Letzterer ist Arcangelo Liguori, ein Mann, in der Blüte seiner Jahre, der scheinbar gefallen an Blanca gefunden hat und aus wohlhabendem Hause kommt. Er ist der Ruhigste in der Runde.
Positiv:
+ Die Idee, eine blinde Ermittlerin einzusetzen.
+ Der gewählte Ort Neapel. Ihn bekommt man nicht in jedem Buch präsentiert.
+ Die Idee, der komplexen Verstrickung des Falles, wo keiner so recht das Wahre ausspricht.
+ Es wird sich nicht an blutigen Details ergötzt, was auch nicht zum ruhigen Stil gepasst hätte.
Negativ:
– Der Schreibstil & Aufbau. Es wirkt zu abgehakt, unausgebaut und zu unordentlich. Man sieht keinen roten Faden.
– Die vielen Figurenwechsel. Man kann sich die ganzen Namen nicht merken und blättert unweigerlich immer wieder zurück um den Zusammenhang zu erkennen. Erst recht spät minimiert sich diese Anzahl etwas.
– Blanca kommt definitiv viel zu kurz! Sie wird von Martusciello verdrängt.
– Es gibt viele Andeutungen zu den Figurenhintergründen und es bleiben gleichzeitig viele Fragen offen.
– Keine Spannung. Es kam bei mir einfach keine Spannung auf, was wohl an dem ganzen Kuddelmuddel lag.
– Das italienische Flair kam leider nicht so herüber, wie erwartet. Neapel wirkt eher kalt und hektisch, als einladend.
– Das Ende. Es war so plötzlich da, dass ich zurückgeblättert habe um zu schauen, ob ich was überlesen habe.
Fazit:
“In der Kürze, liegt die Würze” trifft hier leider nicht zu. Man wird mit keiner Figur so richtig warm und findet auch Aufgrund der obigen Punkte kaum Zugang zum Buch. Das Einzige was mich vom abbrechen abgehalten hat, war den Wunsch die Auflösung zu kennen. Zwar werden einem andeutungsweise Hinweise zugespielt und man versucht den Leser auf falsche Fährten zu locken, aber da man eh nicht immer durchblickt, nützt dies nicht viel.
Man erkennt den Mörder so oder so erst viel zu spät. Wenigstens war dieser kleine Überraschungsmoment gelungen.
Ein Bonuspünktchen gibt es für die Figur Blanca. Immerhin wurde hier versucht ihr “sehen” zu verdeutlichen und man kann sich realtiv gut in ihre Lage versetzen als “Sehender”.
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Genre: Krimi / VÖ: Mai 2014 / Verlag: Ullstein* / Serie: Serienauftakt
Wie immer kann ich mit deinen Rezensionen richtig gut was anfangen, da weiß man doch, was einen im Buch erwartet! Kann deine Beschreibungen gut einordnen und dementsprechend auch das Buch etwas weiter unten auf der Wunschliste platzieren. Interessieren würde es mich, aber so wirklich unter den Nägeln brennt es jetzt nicht. ^^ Aber was ist denn da mit dem Cover der Originalausgabe los?! *schmunzel* Das vermittelt ja irgendwie doch einen ganz anderen Eindruck… :D
Ja, das dachte ich auch. Da hat sich wohl einer zu sehr in den charismatischen Schlagersänger verschossen :P
Es hätte echt ein klasse Auftakt werden können, aber entweder ist die Übersetzung mau oder das Buch ist wirklich seltsam geschrieben …