Tatort Schule – dieser Psychothriller lehrt nicht nur Eltern das Fürchten.
Annette und Rainer Pietsch leben mit ihren drei Kindern in der Nähe von Stuttgart. Als nach den Sommerferien
ein neues Schuljahr beginnt, richtet sich die Familie wieder im Alltag ein. Doch nach einigen Wochen beginnen sich die Kinder zu verändern. Sarah wird zunehmend abweisend, und auch Michael und Lukas entwickeln merkwürdige Verhaltensweisen. Der Familienfriede wird immer mehr von dem aggressiven Auftreten der Kinder erschüttert. Haben die Veränderungen etwas mit den beiden neuen Lehrern, Rosemarie und Franz Moeller, und deren ziemlich unkonventionellen pädagogischen Methoden zu tun? Als schließlich ein Mitschüler unter seltsamen Umständen ums Leben kommt,beschleicht die Eltern ein schlimmer Verdacht.[Piper]
Meine Meinung:
Erinnern wir uns doch mal an unsere Schulzeit zurück. Bei mir ist das jetzt schon bald 10 Jahre her. Vielleicht sogar noch weiter zurück, nämlich zu der Zeit, wo wir Teenager wurden, unsere Hormone verrückt spielten und wir uns von nichts und niemanden was sagen lassen wollten. Haben wir da mit den Gefühlen anderer gespielt? Haben wir versucht den Klassenkamerad oder den Lehrer zu unseren Gunsten zu “manipulieren”? Klar. Wir haben unsere Grenzen ausgereizt. Mal hat es geklappt. Ein anderes Mal fielen wir damit voll auf die Nase.
Doch gingen wir auch so weit, dass wir Menschen aufeinander gehetzt haben? Dass wir den Tod einer Person in Kauf genommen haben, um an unser Ziel zu gelangen?
Nein.
Die beiden Lehrer Rosemarie und Franz Moeller dagegen nehmen dieses Übel in Kauf. Provozieren es regelrecht. Denn ihrer Meinung nach geht es “ohne ein Mindesmaß an Disziplin und Engagement auch von Seiten der Schüler nicht” [S.116]
So werden kleine Machtkämpfe ausgeübt, dessen sich besonders die jungen Schüler überhaupt nicht bewusst sind und somit laufen sie direkt in das ausgebreitete Spinnennetz hinein. Denkt man zunächst an alte Nazi-Anhänger, muss man diesen Gedanken bald wieder beseite räumen. Zwar gehören die Moellers auch einer Glaubensgemeinschaft an, doch diese hat andere Hintergedanken. Ob die Methoden jedoch anders sind, als zu Hitlers Zeiten, darf jeder selbst herausfinden.
Positiv:
+ Psychothriller, Kinder, Schule, Lehrer, allein diese Kombi macht schon verdammt neugierig.
+ Der Aufbau. So besteht das Buch aus gerade einmal zehn Kapiteln. Die erste Hälfte aus vier und die restlichen sechs verstecken sich im zweiten Part.
+ Die Kapitel sind in mehrere Abschnitte unterteilt. So wechseln sich die Perspektiven stetig ab. Was für unzählige kleine Cliffhanger sorgt.
+ Die Perspektivwechsel sorgen auch für ein rasantes Lesetempo, was sich fast automatisch auf diesem Weg einstellt.
+ Der Schreibstil lässt sich sehr gut lesen und passt sich stets perfekt den Charaktereigenschaften der Figuren an.
+ Die Figurenkonstellationen wirken anfangs sehr verzwickt, doch schnell blickt man durch und “leidet” besonders mit Familie Pietsch mit.
+ Trotz der vielen Kinder, war ich nicht genervt von ihnen und das heißt was!
+ Man fühlt sich manchmal in seine eigne Kindheit versetzt und fragt sich “Was hätte ich getan?”
+ Das Wühlen in der Vergangenheit und somit die Rückblenden, machen einen sehr neugierig und man will wissen, was damals passiert ist.
Negativ:
– Anfangs wird man mit den unzähligen Kindernamen bombardiert, dass man verzweifelt sich alles aufschreiben will. Da weiß man schließlich noch nicht, dass sich die wichtigsten Namen bald herauskristallisieren werden.
– Der Hintergrund hinter allem. Es werden zig Andeutungen gemacht und man lernt sie später auch näher kennen. Dennoch bleiben Fragen offen.
– Zeitweise wirken Ereignisse und Verhaltensmuster zu dramatisch.
+/- Das Finale war mir fast zu melodramatisch, passte aber zum Buch.
+/- Mir würde es gut gefallen, wenn es zu dem Buch noch einen Nachfolger geben würde. Warum? Die Vergangenheit wirft viele Fragen auf. Vieles wird erklärt, vieles bleibt offen, vor allem um den Detektiv und dennoch will ich die ganze Geschichte wissen!
Fazit:
Mich hat dieses Buch durch eine Empfehlung einer Kollegin erreicht und ich bin ehrlich gesagt, sehr positiv überrascht gewesen. Vor allem hätte ich nicht mit diesem Weg gerechnet. Es ist wirklich so, dass man sich ab und an wirklich fragt, wie es in der eignen Kindheit abgelaufen ist und ob es derartige Lehrer wirklich gibt. Man hofft es nicht. Denn das Buch zeigt glaubhaft, was sich daraus eintwickeln kann. Zwar ahnt man nach ein paar Seiten was wahrscheinlich alles mit Familie Pietsch passieren wird, die hier im Mittelpunkt steht. Dennoch ist der Weg dorthin sehr gut formuliert.
Der Autor hat noch weitere Bücher geschrieben. Allerdings bewegen die sich in einem Bereich, der mich nicht interessiert: Allgäu-Krimis.
Genre: Psychothriller / VÖ: März 2012 / Verlag: Piper / Region: Stuttgart & Eifel / Serie: Einzelband
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