Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo man sich seiner Lebensart besinnt und auf seine Taten zurückblickt. Wo man reflektiert und sich ändert oder so weiter macht wie bisher. Auch Kennedy Marr kommt an diesem Wendepunkt an, an dem sich alles weitere für seine Zukunft entscheidend verändern wird. Wenn auch sehr unfreiwillig.
Der irische Autor steckt seit zehn Jahren in einer nicht enden wollenden Schreibblockade. Entsprechend wird kaum noch Geld auf sein Konto gespült und die Schulden häufen sich zu extremen Bergen. Zudem hängen seine beiden Ex-Frauen an dem dünnen Geldhahn und verlangen ihren Anteil. Seine Berater raufen sich die Haare und wollen ihn endlich zur Vernunft bringen. Wollen seine Ausgaben reduzieren. Seine Lebensumstände zum Besseren wenden. Doch Kennedy bleibt stur. Er ist keiner der sich wegen so was aus der Bahn werfen lässt und schon gar nicht will er seinen Lebensstandard verschlechtern.
Plötzlich kommt die errettende Lösung in Form einer Auszeichnung aus England.
Kennedy hat einen Literaturpreis gewonnen, der auch eine Gewinnausschüttung von mehreren tausend Pfund beinhaltet. Die Berater sind direkt Feuer und Flamme. Sie wollen, dass er den Preis annimmt, denn so kann er einen großen Teil seiner Schulden begleichen. Aber es gibt einen gewaltigen Haken an der Sache. Der Romanautor muss ein Jahr lang einer einer Universität in England kreatives Schreiben unterrichten. Ein Schock für den grummligen Kennedy, der derartige Aktivitäten nicht ausstehen kann. Sofort stellt er auf Durchzug und verweigert die Annahme des Preises. Damit ist in seinen Augen die Sache vom Tisch. Da hat er allerdings die Rechnung ohne seine finanziellen Helfer gemacht, die ihn auffordern entsprechend mit der Räumung seines Hauses anzufangen. Schließlich muss gespart werden. Also muss Kennedy Marr eine Entscheidung treffen, die sein Leben für immer verändern wird.
Wenn man den Inhalt liest, fragt man sich, was daran bitteschön so spannend sein soll, dass man ein Buch dazu schreibt. Schaut man jedoch auf den Autorennamen und liest die ersten Seiten an, merkt man direkt, dass das eine verdammt gute Idee für einen Roman ist. Ein Roman über einen selbstverliebten arroganten Autor, der nur an sich denkt und durch eine Wende endlich einen Spiegel vor sein Gesicht gehalten bekommt. Ob es ihn verändert und er seine Grundeinstellung überdenkt, steht eigentlich außer Frage. Nur wie lange wird das anhalten? Kann er über seinen eigenen Schatten springen? Seine Bekannten glauben nicht an eine positive Wende. Denn Kennedy hat ja nicht mal genügend Zeit seine sterbende Mutter zu besuchen. Der Sex und Alkohol sind ihm wesentlich wichtiger. Sehr viel wichtiger.
Das Buch ist in zwei große Abschnitte unterteilt, die das Leben von Kennedy Marr auf seinem Höhepunkt umfassen. Er ist ein Mann, der über andere lästert und ihre niedere Art verabscheut. Doch er muss irgendwann feststellen, dass er sich nicht sehr von seinen Gleichgesinnten unterscheidet.
Der Cut mit dem Literaturpreis bringt eine deutliche Wende in das Buch.
Das Leben um Kennedy wird ruhiger und nachdenklicher. Auch der Sarkasmus im geschrieben Wort lässt etwas nach. Dennoch dauert es sehr lange, bis er seine Fehler merkt und sie sich eingesteht. Als neutraler Beobachter ist es sehr amüsant diese midlife crisis zu beobachten. Der schwarze Humor kommt recht häufig zum Zug und lockert die Stimmung extrem auf, obwohl sie im Grunde sehr ernst ist.
Alles in allem finde ich das Buch sehr gelungen. John Niven schafft es aus einem einfachen Thema, eine interessante Geschichte zu machen, wie sie sicher der ein oder andere in bestimmten Auszügen schon erlebt oder gehört hat. Die Geschichte lässt sich zügig durchlesen, was nicht nur am lockeren Schreibstil liegt. Immerhin will man wissen, welche Entscheidung Kennedy im nächsten Kapitel wählt und wie weit er sich diesmal ins Fettnäpfchen reitet. Eine klare Empfehlung!
Genre: Roman / VÖ: Oktober 2015 (diese Ausgabe) / Verlag: Heyne Hardcore / Serie: Einzelband / Region: Amerika + England
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