|Crime| “M.I.A. Das Schneekind”

“Farbe bekennen! Sie lachte leise auf. Die Landschaft scheint sie zu verhöhnen. Alles weiß. Das nächtliche Schneegestöber, die Straße vor ihr, die schneebedeckten Zweige, die Berghänge.” [Buchbeginn]

Kurz nach dieses Gedanken passiert ein schrecklicher Unfall. Sandra kommt mit rasanter Geschwindigkeit ein Auto entgegen. Man lenkt beiseite, doch das Unglück ist unausweichlich. Alles kommt so plötzlich, dass Sandra einige Momente braucht, um die Situation zu realisieren. Da sie kaum verletzt ist, sucht sie sofort das gegnerische Fahrzeug. Dort sieht es anders aus. Den Fahrer hat es übel erwischt, aber auf der Rückbank sitzt, fast unverletzt, ein kleines Mädchen.

Dummerweise gibt es in den Bergen kaum, bis gar keinen Empfang und da sich um diese nächtliche Uhrzeit kaum jemand auf der Straße befindet, beschließt Sandra zusammen mit dem Mädchen eine bekannte Hütte aufzusuchen. Man säubert sich, übersteht die Nacht und macht sich am Morgen auf sie Suche nach Empfang. Kaum ist der Notruf abgesetzt, steht die Kavallerie mitsamt der gebieterischen Mutter vor ihnen.

“Mein Name ist Sandra […] ich habe Mia gefunden, nachdem…” “Ich weiß, meine Liebe. Ich stehe tief in Ihrer Schuld.” Sie zieht ein Portemonnaie aus der Tasche und entnimmt ihm eine Visitenkarte. “Bitte rufen Sie mich in den nächsten Tagen an. […]” S.(38)

Perplex zieht Sandra von dannen. Wie versprochen meldet sie sich kurz darauf bei der Familie von Mia, aber sie darf das Mädchen nicht sehen. Alle Nachfragen werden abgeblockt. Verwirrt von diesem Verhalten beginnt sie zu recherchieren oder besser gesagt, lässt jemand Nachforschungen anstellen. Atmos, ihr Nachbar, den sie durch ihre Katze kennt, hilft ihr äußert gerne. Was er ans Tageslicht befördert scheint brisant zu sein, denn kurz darauf geschieht das nächste Unglück.

Da haben wir also eine Frau, die einen Unfall nur mit Mühe und Not überlebt hat, zudem ein Mädchen, was abgeschirmt von der Außenwelt bei ihrer Familie lebt. Einen Nachbarn, der bemüht ist, der Nachbarsfrau zu helfen und selbst ins Fadenkreuz gerät und die Polizei vor Ort ist natürlich auch nicht ohne. Klingt nach einer guten Mischung. Zumal man unbedingt wissen will, was es mit Mia auf sich hat.

“Das ist ja wie bei Hänsel und Gretel. Hoffentlich finden wir zurück.” (S. 126)

Natürlich! Auch wenn immer mehr Personen auf der Bildfläche erscheinen, kann man sehr entspannt dem roten Faden der Geschichte folgen. In der ersten Hälfte klebt man auch förmlich an den Lippen von Sandra und ihrem Umfeld. Dann passieren allerdings ein paar Dinge, die das Buch extrem in den Mainstream abrutschen lassen. Zumal diverse plumpe Anmachversuche gegenüber Sandra geschehen und äußerst durchschaubar wirken.

Letztlich habe ich das Buch gerne gelesen. Am Schreibstil, Aufbau und natürlich der feinen Location in den Bergen kann man nicht meckern. Mia und Sandra haben mich in ihren Bann gezogen. Leider wird alles irgendwann zu klischeelastig und vorhersehbar. Ab diesem Punkt war bei mir die Luft raus und ich habe etwas enttäuscht das Buch beiseite gelegt.


Genre: Crime / VÖ: August 2017 / Verlag: Aufbau Verlag / Seiten: 262 / Serie: Einzelband (?)

weitere Kritiken: Michaela,

erhältlich bei: hugendubel

7 Kommentare

  1. 5. November 2017
    Antworten

    Öm… bin jetzt etwas verwirrt. Mia ist das Mädchen? Also ist Mia ein Name? Wozu dann die Punkte auf dem Cover? Ich habe zuerst an die Abkürzung M.I.A. (Missing In Action) gedacht, aber das scheint ja in der Geschichte gar keine Rolle zu spielen, oder?
    Verwirrte Grüße
    Jürgen

    • kaisu
      5. November 2017
      Antworten

      Jürgen. Würde ich darauf eingehen, würde ich extrem spoilern ;) Also habe ich natürlich nichts gesagt!

      • 5. November 2017

        Man kann ja auch was sagen, in dem man nix sagt. ;) Danke :)

      • kaisu
        5. November 2017

        Ich bin absichtlich nicht auf diesen Punkt eingegangen oder habe ne Andeutung gemacht. Man kann es sich nämlich eigt denken und dann weiß man alles :P

  2. 5. November 2017
    Antworten

    Hey,
    schade, dass irgendwann die Luft raus war aber so unterschiedlich können Meinungen eben sein.
    Für mich wurde es halt schon aufgrund der Atmosphäre ein Pageturner.
    Ich hab aber an Psychothriller auch kaum Ansprüche, so lange er mich packen kann. Dies ist bei M.I.A. für mich gelungen.
    Ganz lieben Dank fürs verlinken :*
    LG Ela

    • kaisu
      5. November 2017
      Antworten

      Klar, empfindet jeder anders – ist ja auch gut so! Als Psychothriller würde ich das Buch nicht einordnen, aber ein Pageturner war es auf jeden Fall! Bis dann so gewisse Ansätze sichtbar wurden und ich innerlich nur noch gähnen musste, weil es so bekannt und altbacken war. Schade :(

  3. Janna | KeJas-BlogBuch
    13. November 2017
    Antworten

    Hachjeee, und nun? Die Geschichte spricht mich definitiv an, aber einer Vielzahl an Klischees kann ich dann doch nichts abgewinnen … mal schauen, vielleicht irgendwann sehe ich es mal für wenig Geld …

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