|Kochen| “Zauber der Gewürze”

von Nik Sharma

Ein Einblick in das Kochbuch “Zauber der Gewürze – Indisch-westliche Küche neu interpretiert”.


Rezensionsexemplar

Worum geht es?

Dieses Buch ist kein traditionelles indisches Kochbuch. Stattdessen steht die Welt der Gewürze an vorderster Front. Es kann also dazu dienen, die indische Gewürzwelt besser kennen zu lernen und gleichzeitig abseits der typischen Gerichte zu kochen oder es hilft Ländergrenzen zu brechen und nicht immer in Schubladen zu denken. Denn, Lebensmittel mitsamt deren Gewürzwelt kennen keine Grenzen. Sie wollen in den Mund genommen, gefühlt und erlebt werden.

Nik Sharma, der Autor den Kochbuches, wuchs in Indien auf und zog später nach Oakland in Kalifornien. Von klein auf, war er in der Küche mit seiner Mutter zu Gange. Später merkte er sogar, dass ihm das Kochen fehlte, sobald es im Alltag viel zu kurz kam. Dabei liebt er es neue Gewürzkombinationen zu entdecken, diese auszutesten und zu sehen wie gut Speisen als zwischenmenschliche Komponente funktionieren kann.

“In Zeiten des Unbehagens erweisen sich Lebensmittel als meine Freunde und Lehrmeister. Sie lehrten mich, herkömmliche Methoden und Aromen neu zu interpretieren […].” (S.21)

An die Kochtöpfe, fertig, los!

Mein erster Blick bei Kochbüchern ist immer: Sind da Fotos drin? Ohne Bilder geht leider nichts. Die sind hier reichlich vorhanden und die Speisen optisch wundervoll in Szene gesetzt.

Der zweite Blick geht auf die Zutaten: Sind da Sachen dabei, die ich erst vom anderen Ende der Welt ordern “muss” oder reicht der eigene Vorrat mitsamt dem lokalen Supermarkt aus?
Mich sollte ich hier wohl nicht als das Maß der Dinge ansehen, denn ich habe zahlreiche Gewürze. Neben den klassisch deutschen, noch asiatisch, türkisch/arabisch und indisch. Somit sagte mir ein kurzer Scann, dass Grundzutaten vorhanden sind. Jedoch kommt “Zauber der Gewürze” nicht gänzlich ohne Exoten aus, z.B. Kokosessig oder Jaggery.

An dritter Stelle steht die Auswahl. Was wird in dem Kochbuch an Rezepten gezeigt? Sind diese unterschiedlich? Habe ich genügend Auswahl? Bieten sie neue Anreize? Bei denen die ich mir hier näher angeschaut habe, ist das vorhanden. Vorspeisen, Salate, Suppem, Fleisch, Fisch, Süßes und Getränke. Ein bunter Mix. Ob ich nun unbedingt ein Rezept zu gegrillten Datteln brauch, steht auf einem anderen Stern.

Nachkochen gelungen?

Ich habe mir drei Rezepte vorgenommen. Der Plan war: Vorspeise, Hauptgang, Nachtisch.
Draus geworden ist 3x ein Hauptgang. Hüst. Warum? Ganz einfach, als ich das Buch bekam, waren manche Gemüsesorten noch viel zu teuer, da außerhalb der Saison.
Es gibt da noch feine Sachen mit Gurken und Kürbis, die werd ich auf jeden Fall noch testen.
Und bei den süßen Sachen … da hatte ich noch keine Zeit. Murmel. Geplant ist der Dattel- und Tamarindenkuchen. Yummi.

Was ich getestet habe?

Bohnen- und Linsensuppe mit Kakao.
Die Kombi mit dem Kakaopulver stach mir direkt ins Auge und ich MUSSTE sie ausprobieren. Kleiner Spoiler vorab: Die wird wieder gekocht!
Die Zubereitung ist abgewandelt von der klassischen deutschen Form. Das Kakaopulver gibt dem einen leicht herben Geschmack, der durch den säuerlichen Joghurt als Topping mit einem Klecks Honig abgerundet wird. Sehr lecker!

zauber der gewürze, linsensuppe

Würzhackbraten.
In diesem Fall habe ich statt Lammhack Linsen und Flohsamen genommen, der Rest blieb unverändert. Hier reizte mich die Kombi aus Apfel (süß), Minze und säuerlich scharf (Cayenne + Worcestersauce). Tatsächlich hat er recht gut geschmeckt. Leider war von der Minze nichts zu merken, Da würde ich beim nächsten Mal mehr dran packen.

Selbst gemachte Chorizo nach goanischer Art.
Ich liebe Chorizo. Esse aber kein Fleisch (mehr). Blöd. Wurst selber machen? Mh. Nicht so mein liebstes Hobby, aber probieren geht über studieren! Also wurde Seitanpulver besorgt (statt Schweinehackfleisch) und alles ordentlich gemixt, geformt und gekühlt.
Nach kurzer Reifung (muss über Nacht in den Kühlschrank) kam sie danach in Scheiben geschnitten in die Pfanne und … ja! Die gibt definitiv es wieder.

Das große – kleine Fazit!

Pro:
Die Optik/Aufmachung des Kochbuches. Mich spricht es komplett an. Ebenso, dass die Fotos nicht dieses klinische Großküchenflair haben, sondern heimeliger und ansprechender. Sie sind jedoch recht dunkel gehalten und könnten nicht jedes kochwillige Menschlein erfreuen.
Die Auswahl gibt viele Optionen vor, so sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Mein Test hat gezeigt, dass sich selbst die Fleischversionen in eine vegetarisch/vegane Variante umwandeln lassen.
Bei unbekannteren Zutaten steht entweder die Herstellung dabei oder eine Alternative (wenn nicht, hilft google rasch weiter).
Die Welt und Liebe zu Gewürzen ist förmlich spürbar. Es werden Tipps und Hinweise gegeben, wie Gewürze ihr volles Aroma entfallten oder warum es genau DIESE Zutat sein muss und was sie bewirkt.

Contra:
Das Buch ist nicht für Neulinge geeignet. Da sich hier u.a erst einmal ein guter Grundvorrat an Gewürzen zugelegt werden muss und kaum etwas für die “schnelle Küche” dabei ist. Ansonsten konnte ich kochtechnisch keine Barrieren finden.
Bei der Linsensuppe jedoch fehlte beispielsweise im Text der Zubereitung ein Schritt. Wäre ich genau danach gegegangen, hätte ich keine Linsen reingepackt. Die sind dann einen Schritt weiter schon am weichkochen, obwohl ich sie nicht mal hinzugefügt hatte. Passiert. Ist jedoch unglücklich für ein Kochbuch, was 30€ kostet.
Was ich persönlich nicht brauche, ist das Vorwort mit dem Werdegang des Koches Nik Sharma. Das ist zu ausführlich und selbst für diese Kritik hier, hab ich es zeilenweise überflogen. Dann lieber mehr Seiten für Rezepte einplanen.

Fazit:
Das Kochbuch vermittelt auf jeden Fall den Untertitel “indisch-westliche Küche neu komponiert“. Einen Zauber der Gewürze spürte ich nur dezent, da eben nicht jedes Rezept für mich zauberhaft war.
Für den schmalen Geldbeutel sind einige Rezepte ebenfalls nichts, da Zutaten zu kostenintensiv sind, wenn ein 1:1 nachkochen gewünscht ist oder eben erst zahlreich zugekauft werden müssen.
Für mich bietet das Buch einen Schwung neuer Ideen, die ich im Alltag sicher umsetzen werde. Diese Zutatenkombinationen machten für mich den kleinen Zauber aus. Wer genau so etwas möchte, ist hier genau richtig!
Wer eher auf flotte Küche will, wo alles Ratzfatz geht und Experimente nicht mag, sollte die Finger von lassen.

Randnotiz: So inspirierend ich dieses Kochbuch fand, der Verlag bietet einen seltsamen Mix mit viel Naturheilkunde und Homöopathie. Ohne gezielte Bewerbung wäre ich nie auf dieser Seite gelandet.

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erschienen bei Narayana Verlag*

Hardcover, 296 Seiten, farbig

Preis: 29,90 €

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