|Roman| “Die Telefonzelle am Ende der Welt”

von Laura Imai Messina

Kurz & knackig kommt hier meine Meinung zu “Die Telefonzelle am Ende der Welt”.


Rezensionsexemplar

Worum geht es?

Da ist diese Telefonzelle in Ōtsuchi. Bekannt wurde sie unter dem Namen “Telefon des Windes“, nachdem viele Menschen dorthin gingen, um nach dem schweren Tsunami 2011 mit ihren Angehörigen reden zu können. Dabei ist es kein Telefon, welches mit dem Funknetz verbunden ist. Ganz im Gegenteil. Es steht auf einem privatem Grundstück. Einst für private Zwecke errichtet, wird sie nun öffentlich recht rege genutzt. Schließlich ist es hier möglich mit seinen Verstorbenen sprechen zu können.

Yui verlor bei der Flut ihre Mutter und Tochter. Etwas, was sie bis heute nicht wirklich verarbeitet hat. Das soll sich mit dem Telefon ändern. Sie fährt dort hin und setzt sich auf eine Bank in der Nähe. Beobachtet Menschen, die die Telefonzelle besuchen. Groß und klein, alt und jung, allein oder zu Zweit. Dabei wird sie auf Takeshi aufmerksam. Er hat ebenfalls einen Verlust zu verarbeiten. Die beiden kommen ins Gespräch, werden gute Bekannte. Aber kann er ihr helfen die eigene Vergangenheit zu verarbeiten? Wird Yui es schaffen in das Telefon zu sprechen?

Was fesselte mich an das Hörbuch?

Geschichten um und von der Telefonzelle sind mir nicht unbekannt. Diese existiert wirklich und bei nhk.com gab es letztes Jahr sogar eine gute Doku darüber.
Hier liegt der Fokus auf der Verarbeitung der Vergangenheit. Kann ich weiterleben wie bisher, wenn meine liebsten Menschen gestorben sind? Die Anker in meinem Leben? Wie kann ich lernen damit umzugehen und vor allem, wie lerne ich Hilfe anzunehmen?
Yui und Takeshi sind zwei unterschiedliche Charaktere und dennoch verbindet sie der Tod. Beide gehen unterschiedlich mit der Thematik um und genau das macht den kleinen Reiz in der Geschichte aus.

Die Story wurde von Yara Blümel mit einer angenehmen Stimme eingesprochen. Es war leicht ihr zu folgen und in der Handlung abzutauchen. Gegen Ende verliert diese jedoch etwas an Luft. Wo ich dachte, es geht dem “Finale” zu, kam plötzlich noch mehr hinzu. Hätte ich persönlich nicht gebraucht. Das Ende dagegen war rund und passte zum Rest.
Es kommt in “Die Telefonzelle am Ende der Welt” auch ein Junge zu Wort. Dessen Erlebnisse reizten mich letztlich sogar mehr, als die von Yui.

Das Hörbuch hat mit guten 6 Stunden eine angenehme Lauflänge, die sich rasch weghören lässt. Ohne dem Hänger gegen Ende, hätte ich sogar noch länger lauschen können. Mir hat es dennoch gut gefallen und gerade wer noch nichts oder kaum etwas über die Handhabung der Telefonzelle weiß, sollte hier hineinhören.
Aber Achtung, es geht (natürlich) um den Tod, Verluste und Ängste, in dem Zusammenhang. So lieblich das Cover ausschaut, dessen sollten sich Zuhörende bewusst sein.

“Die Telefonzelle am Ende der Welt” lässt in fremde Trauerpraktiken abtauchen, nimmt einen mit ins Ferne Japan und stellt einem Menschen vor, die um den Hoffnungsschimmer am Horizont kämpfen. Und trotz dieser negativ behafteten Eigenschaften, ist das Buch nicht komplett traurig. Es verbirgt kleine feine Lichtperlen.

ital. Version

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VÖ: März ’21 bei Der HörVerlag*
Länge: 6h 7min

Japan
Roman
Einzelband
neben dem Hardcover, erscheint demnächst das Taschenbuch
dt. Version

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