von Gillian Flynn
Kurz & knackig kommt hier meine Meinung zu “Cry Baby – Scharfe Schnitte”.
Worum geht es?
Camille hat einiges in der Vergangenheit erlebt. Ihre Kindheit war alles andere als rosig. Die strenge Mutter, der Tod ihrer Schwester – eine Phase der Rebellion und des Aufstands, bevor sie endlich aus der Kleinstadt flüchten konnte. Noch heute zeugen die Worte auf ihrer Haut von den Geschehnissen. Wortwörtlich. Sind tief eingebrannt in ihre Seele. Vernarbt auf ihrem Körper zu sehen.
Jahrelang hat sie ihre Mutter nicht getroffen und nun bringt ihr Job als Journalistin, sie in ihre Geburtsstadt zurück. Alte Wunden werden aufgerissen. Erst zaghaft, dann immer grober. Dabei geht es vorrangig nicht einmal um IHR Leben, sondern das junger Mädchen. Vermisst, gesucht, ermordet gefunden. Ein Mörder treibt sein Unwesen und Camille soll ihn mit ihrem journalistischem Spürsinn finden.
Was macht das Buch so gut?
Ich hatte vor kurzem die Serie “Sharp Objects” geschaut. Bei der Besetzung (u.a. mit Amy Adams) zappelte ich nicht lange und schaute sie quasi am Stück weg. Eine absolut gelungene Serie. Danach musste unbedingt die Romanvorlage herhalten.
Diese habe ich ebenfalls weggesuchtet. Die Serie ist wirklich eine gute Adaption. Die Charaktere passen und die Szenerie wird größtenteils 1:1 übernommen, mitsamt der Steigerung zum Finale.
Gerade der Showdown haut rein. Ein Aspekt davon kristiallisiert sich irgendwann deutlich heraus. Das Graben in der Vergangenheit weckt gleichzeitig alte Schatten und Punkte, die Camille gut im Gedächtnis verborgen hatte. Es ist somit eine Aufarbeitung ihrer Kindheit und die Entdeckung einer bitteren Wahrheit, die niemand sehen wollte und (zunächst) konnte.
Camille ist ein Charakter, der für mich authentisch wirkt. Ich kaufe ihr ihre Gedanken und Eindrücke vollkommen ab. Ein Grund mehr, warum es absolut interessant ist, ihr zu folgen. Sie durchläuft eine Achterbahn der Gefühle. Will in alte Muster zurückfallen, die sie eigentlich beendet hat, doch so manch eine Konfrontation lässt die Fassade bröckeln. Gleichzeitig kämpft sie dagegen an und sucht stetig ihre Anker im Leben auf, um nicht komplett unterzugehen.
Das Buch “Cry Baby – Scharfe Schnitte” ist ein gelungenes unterhaltsames und zugleich spannendes Werk. Mit seinen gut 300 Seiten ist die Geschichte rasch verschlungen und dennoch fühlt es sich deutlich länger an. Vielleicht habe ich das Buch intensiver empfunden, da ich die Serie kenne, die Schauspieler*innen vor Augen hatte und ihr Leid erneut durchlebte.
Einen Lesetipp kann ich an der Stelle auf jeden Fall ausprechen. Der Schreibstil ist äußerst angenehm, nicht zu ausschweifend, nicht zu knapp und dennoch genau die entscheidenten Worte und Gedanken wohl platziert. Von Gillian Flynn werde ich definitiv noch mehr Bücher verschlingen.
Schreibe den ersten Kommentar