von A.K. Turner
Gelesen & unter die Lupe genommen: “Wer mit den Toten spricht”.
Worum geht es?
Cassie Raven. Arbeitet in der Gerichtsmedizin und liebt ihren Job. Geht förmlich darin auf und steckt gern viel Leidenschaft in die Untersuchung von Leichen, als ihr seelisch von Vorteil ist.
Zwar übertüncht sie dies mit ihrer mentalen Stärke, doch selbst die kann Risse bekommen und bröckeln. Umso mehr haut sie ein aktueller Fall von den Socken.
Während ihr Mentor es schnell als Suizid abhandelt, bohrt Cassie nacht – zum Ärgernis ihrer Kollegschaft.
Als wäre das nicht schon genug Trubel, wird sie verfolgt. Da ist sie sich sicher. Jemand haftet ihr an den Fersen. Dabei werden dunkle Erinnerungen an den Mord ihrer Mutter wieder wach.
Der Gärtner wars!
Nein, der darf hier nicht einmal zu Wort kommen! Stattdessen geht der Verdacht eher in Richtung engster Familienangehörige. Immerhin ist Cassies Vater aus dem Gefängnis entlassen – wo er den Mord an seiner Frau absaß – und könnte die gemeinsame Tochter suchen.
Nur zu welchem Zweck?
Reue? Um ein neues Band der Freundschaft und des Vertrauens aufzubauen? Ihr zu beweisen, dass er nicht gemordet hat und unschuldig inhaftiert war?
Was auch immer er will, Cassie ist dem nicht friedlich gestimmt, zumal sie sich inzwischen ziemlich sicher ist, dass ER ihr nachläuft.
Ob es wirklich ihr Vater ist? Oder eine völlig andere Person?
Gleichzeitig ist da dieser Leichnam, der mit ihr spricht. Der ihr eine andere Ursache des Todes zeigt, der absolut plausibel ist und sich durch weitere Informationen in ihrem Umfeld bestätigen. Allerdings wie soll sie vorgehen, wenn ihr Mentor alles in der Hinsicht ablehnt und sie ihm ein Dorn im Auge ist.
Sich über ihn zu stellen kann mächtig in die Hose gehen.
Bleibt der Weg über enge Bekannte der Gerichtsmedizin…
Die alte Leier oder etwas neues?
Das Buch ist nicht das erste seiner Art, was in meine Hände gelangt ist. Ich lese Crime aus und mit der Gerichtsmedizin als Erzählzweig recht gerne.
Jedoch ist die Rechtsmedizin nicht immer gleich gut. Gerade wenn es in die Tiefe geht und Fachwissen von Vorteil ist, spalten sich die Qualitätsabstufungen.
Wobei ich – mit meinem sporadischem Hobbywissen – hier sicherlich in die Irre geführt werden kann. Sprich, Fakten werden mir als Fakten verkauft, obwohl sie es nicht sind. Sofern genau DAS glaubhaft geschieht, werde ich nicht mit der Wimper zucken.
A.K. Turner hat keine Mühen gescheut und ordentlich recherchiert. Es wird eine Menge Fachwissen eingebaut – ohne Stolpersteine – was sich mit meinem Wissen überschnitt.
Da das Buch aus Cassies Sicht erzählt wird, ist es natürlich von Vorteil entsprechend den fachlichen Aspekt einzubauen. Mir hat es jedenfalls gefallen, dass in die Tiefe gegangen wird und Anzeichen auf/an Organen nicht nur eine Lösung anbieten, sondern es sich lohnt einen Köper komplett zu untersuchen, um zu einem korrekten Ergebnis zu kommen.
Sie stand da und wachte nicht, sich zu rühren, atmete nicht einmal. Und dann, Peng, war es vorbei. Das Gefühl, dass da jemand ganz dicht neben ihr stand, war weg.
Zitat, S. 101 aus “Wer mit den Toten spricht”
Und dann ist da noch dieser andere Aspekt der Verfolgung. In körperlicher und geistiger Form. Die Vergangenheit von Cassie lässt sie nicht los. Ganz im Gegenteil. Der Mord an ihrer Mutter holt sie mit voller Wucht ein und schleppt Neuigkeiten an, die sich komplett von den Füßen reißen.
Nicht nur wortwörtlich.
Fazit
“Wer mit den Toten spricht” hat mich vor allem wegen Cassie gereizt. Ein wenig rebellisch, eine Leidenschaft in der Rechtsmedizin und ihre dunkle Seele. Dazu ein interessanter Fall, der mehr Tiefgang bekommt, als zunächst gedacht, gemixt mit der Vergangenheit von Cassie.
Diese Vergangenheit bekommt mit der Zeit eine Neigung, die ich als too much empfunden habe. Nicht nur, dass das einiges im Argen liegt, nein, einem (negativen) Highlight folgt das Nächste. Eines weniger wer hier deutlich mehr gewesen.
Ich habe zumindest auch so verstanden, dass Cassies Familie eine dunkle Vergangenheit hat und sie genug darunter zu leiden hat.
Davon abgesehen, liest sich das Buch flott lesen. Der flüssige Schreibstil sorgt für ein reibungsloses Inhalieren der Geschichte.
Leider habe ich erst nach einer Weile gemerkt, dass das Buch der zweite Band eine Reihe ist. Zum Glück wurde ich nur unwesentlich auf den Auftakt gepspoilert, sodass ich ihn zeitnah nachholen kann, ohne direkt von Beginn rufen zu können “Der da wars!”.
Ich kann somit einen klaren Lesetipp ausprechen!
Cassie ist mir absolut sympathisch. Ihr Beruf ist ein wunderbares i-Tüpfelchen und die Story drumherum ein unterhaltsames Band, welches alles verbindet.
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