von Kim Young-Tak
Gelesen & unter die Lupe genommen: “Knochensuppe”.
Worum geht es?
Wir befinden uns im Jahr 2064.
Die Welt hat sich verändert. Das nicht nur in geologischer Hinsicht, sondern auch in der Lebensweise und im technischen Fortschritt,
In mitten dieser Welt lebt Lee Uhwan. Er kämpft sich am untersten Ende der Nahrungskette – in einem Armenviertel – jeden tag ums Überleben.
Doch eines Tages taucht ein kleinen Lichtschein am Horizont auf und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Er soll eine Zeitreise in das Jahr 2024 unternehmen, um ein besonders schmackhaftes Rezept zu beschaffen, welches in seiner Gegenwart nicht existiert. Knochensuppe.
Was erst einmal nicht besonders aufregend zu sein schein, wird im detail heimtückisch.
Zeitreisen sind zwar problemlos möglich, dennoch ist die Sterberate dabei extrem hoch.
Es gleicht also fast einem Suizid diesen Auftrag anzunehmen. Lee hat allerdings keine andere Wahl. Die Küche, in der er arbeitet, braucht das Rezept um fortbestehen zu können. Sonst ist auch er seinen Job los.
Zeitreise in die Vergangenheit
All der Trubel für ein Rezept, fragst du dich jetzt?
Gibt es nicht bedeutendere Dinge, für die es sich “lohnt” die hohe Sterblichkeitsrate in Kauf zu nehmen?
Punkt 1
Lee hat (in seinen Augen) nicht zu verlieren. Er ist mittellos. Kann sich weder an seine Kindheit, noch an seine Familie erinnern. Sein monotoner Job als Küchenhilfe, ist sein einziger Lebensinhalt.
Punkt 2
Das Rezept ist nötig, um ein besonderes Geschmackserlebnis zu kreieren, Im Jahr 2064 kann sich niemand vorstellen, wie genau eine Knochensuppe schmeckt oder was genau für deren einzigartigen Geschmack so nötig ist. Die Nahrungsmittel – sofern dieses diesen Namen überhaupt verdienen – haben sich verändert oder sind nicht mehr existent.
Punkt 3
Die Knochensuppe steht für das Sinnbild einer zerstörten Zukunft und ist scheinbar so bitter nötig und soll die verkümmerten Geschmacksknopsen wieder zum blühen bringen, dass sie schlichtweg Menschenleben in Kauf nimmt.
Das führt mich direkt zu einem weiteren Aspekt der Geschichte, den Handlungsinhalt. Es geht tatsächlich den größten Teil um diese Rinderknochensuppe. Ihren vollmundigen Geschmack und ihre Rezeptur. Das kann ich an der Stelle vorweg nehmen: Lee kommt des Rätsels Lösung tatsächlich auf die Spur. Hat also die erste Zeitreise überlebt.
Doch auf wessen Kosten?
Er lernt Menschen kennen, die scheinbar seine Vorfahren sind. Allerdings kann er sich ihnen nicht offenbaren – er ist eh nicht sonderlich redselig – und so lebt er einige Zeit in der Vergangenheit, obwohl sein Auftrag längst erledigt ist. Ob das Konsequenzen nach sich zieht?
Parallel geschehen in der Vergangenheit seltsame Ereignisse. Morde und zahlreiche Gedächtnislücken bei älteren Menschen. Hat das ebenfalls ein zeitreisender Mensch gemacht? Oder ist dies der Beginn vom Ende? Wird hier die Gegenwart verändert oder geschah das alles damals bereits?
Fragen über Fragen, die automatisch bei Zeitreisen auftauchen.
Fazit
So interessant die Ausgangslage ist, so ernüchternd ist das Buch am Ende. Die meisten Probleme hatte ich tatsächlich mit dem sperrigen Schreibstil. Ob es an der Übersetzung liegt, kann ich an der Stelle nicht beurteilen. Manches ist jedoch eindeutig in der Handlung verankert. So gibt es Abschnitte, die werden gerade zu im Marathon abgelaufen, teilweise richtig sprunghaft durchgegangen und im nächsten Abschnitt wird sich ellenlang über diese Suppe, den Geschmack, die Familie ausgelassen (was mehrfach vorkommt und wie eine Dauerschleife wirkt, da es inhaltlich stetig gleich bleibt). So etwas zerrt an den Lesenerven.
Ich kam entsprechend nie richtig rein. Selbst als die seltsamen Morde begannen – wer braucht schon Rinderknochenbrühe, ich will einen Mordfall lösen! – schaffte es das Buch, mich stetig aus dem Leseflow rauszukicken.
Als es dann endlich interessant wird, ist das Buch zu Ende. Keine Sorge, es gibt noch einen Teil, aber den werde ich nicht lesen. Dafür konnten mich die Highlights in “Knochensuppe” nicht genug anfixen. Schade.
Enttäuschend. Wer solche sprunghaften Stile mag und Bücher ohne greifbarem Tiefgang gern liest, kann zu greifen. Alle anderen Finger weg.
|| Ein Beitrag zur Aktion “abc Challenge 2023”
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