“Aquarius” ist die lat. Bezeichnung für das Sternzeichen Wassermann. Es zählt zu den ältesten bekannten Sternenkonstellationen. Sobald die Sonne über dieses Sternenbild wanderte, kündigte sich die Regenzeit an.
Der Hobby- und Berufstaucher Jens Ahrens gerät bei einem Routinetauchgang mit seinem Kollegen in eine gefährliche Situation. Zu spät entdecken sie die versteckte Seemine, die sich in einem Netz verfangen hat. Die Detonation ist gewaltig und Jens glaubt, dass bereits sein letztes Stündlein geschlagen hat, als er den trockenen Sand unter seinen Händen spürt. Doch diese Sicherheit währt nur kurz. Ein kräftiger Klapps mit einem Spaten bringt ihn in die Bewusstlosigkeit zurück. Als er kurz darauf erneut erwacht, findet er sich festgeschnallt auf einem Bett wieder und sein persönlicher Albtraum beginnt. Nur leider kann man diesen nicht mit einem Fingerschnippen beenden…
Fast parallel dazu wird Polizeikommissarin Edda Martens tot aufgefunden. Als wäre ein Polizistenmord nicht schon schlimm genug, so sind die Umstände ihres Todes noch viel mysteriöser. Sie ist ertrunken. Mitten in einer Telefonzelle. Auf dem Land. Im Landesinneren und somit weit vom Meeresufer entfernt. Hauptbrandmeister Dreyer wird zu dem Tatort gerufen. Aber auch er kann sich nicht erklären, wie das passiert sein soll. Als weitere Opfer zu beklagen sind, die aus dem kleinen viertausend Einwohner Fischerdorf Egirsholm stammen, tauchen erste seltsame Sichtungen auf, die jedoch keiner ernst nehmen will.
Die Story entwickelt sich recht zügig. So finden die beiden Stränge rasch zueinander und man begleitet Jens Ahrens und die neue Dorfpolizistin Meike Ehlers durch die kommenden Ereignisse, die immer kurioser werden. Dabei kommt man dank des flüssigen Schreibstils schnell in das Geschehen hinein und hängt quasi an den Lippen des Autors.
Das Buch ist sehr gut recherchiert. So wird einem immer erklärt, was welches Phänomen zu bedeuten hat und wo es seine Ursprünge hat. Natürlich wurde für das Buch auch einiges dazu gedichtet, doch es bleibt nah an der “Wahrheit”. Diese Wahrheit muss man jedoch erst einmal entschlüsseln können. Denn mit der Zeit fragt man sich, wem man noch trauen kann. Jeder scheint sein kleines Geheimnis zu haben, was er mit sich herumträgt.
Sobald ein neuer Mord geschieht, scheint sich das gesamte Dorf am Tatort zu versammeln. Man hat Angst, man will den Täter finden und dennoch weiß irgendwie jeder, dass genau DAS, das Problem ist, was keiner zu lösen weiß. Oder doch?
Meike und Jens ermitteln trotz ihrer unterschiedlichen Berufe gemeinsam an dem Morden und kommen nach und nach einigen Tatsachen auf die Spur, die das Dorf Egirsholm zu verschleiern versucht. Ab der Mitte des Buches verdichten sich ihre Vermutungen und das Lesetempo nimmt deutlich zu. Doch jedes Mal, wenn man denkt “Jetzt haben sie den entscheidenden Hinweis!”, passiert wieder etwas Unerwartetes und man steht wieder fast am Anfang, der Ermittlungen. Dieses Hin uns Her macht, die Lösung natürlich sehr spannend und auch wenn man irgendwann selbst darauf kommt, wer oder was dahinter steckt, ist die Entschlüsselung interessant zu lesen und langweilt nicht im Geringsten.
“Aquarius” ist ein sehr komplexes Werk, dem man sein geballtes Wissen anmerkt. Teilweise waren diese Erklär-Bär-Momente auch zu viel und man wollte anfangen zu überfliegen. Dies sollte man jedoch unterlassen, denn interessant ist jeder Erkläransatz. Die Verknüpfungen sind gut gestrickt und durchaus nachvollziehbar. Ich fühlte mich zeitweise an Kai Meyers “Loreley” erinnert. Auch er schaffte es, wie Thomas Finn, deutsche Mystik mit Realem zu verbinden und das gefällt mir persönlich sehr gut. Schließlich ist nicht alles optisch Schöne auch im Inneren schön. Jeder hat seine bösen, verborgenen Geheimnisse, die man nicht immer wissen möchte und trotzdem steckt hinter jeder Neigung eine Ursache und die ist in “Aquarius” absolut verständlich.
Vielleicht habe ich jetzt ein paar Mal in Rätseln gesprochen, das liegt einfach daran, dass ich nicht zu viel vorweg nehmen möchte, in dem ich bestimmte Begriffe fallen lasse.
Jeder soll selbst in das Buch abtauchen und seine Geheimnisse eigenständig entdecken können. Wer die Verbindung von Mystischem und Realem mag. Wer Sagen und Erzählungen aus vergangenen Zeiten gerne lauscht. Und wer das bösartige, was im Meer lebt kennen lernen möchte, sollte hier absolut zugreifen!
Ich werde Thomas Finn definitiv im Auge behalten. Mich hat er mit seinem Schreibstil und seinen Ideen absolut überzeugt und ich bin auf weitere Werke von ihm gespannt!
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Genre: Mystery/Thriller / VÖ: Oktober 2014 / Verlag: Piper / Serie: Einzelband
Bin schon sehr gespannt auf dieses Buch, was durch deine Rezi nicht wirklich gemindert wird :)
Ich hoffe mal, dass ich es bei der Blogtour gewinne, ansonsten muss ich es mir aber gleich holen!
Liebe Grüße,
Patrick
Ich war positiv überrascht, ist es doch momentan wieder die Zeit der gehypten Bücher zur Vorweihnachtszeit :P
Sowas ist thematisch irgendwie weniger mein Fall, auch wenn ich Sagen und Mythen wahnsinnig gerne mag und das auch gerne in einem Thriller lese, aber eben anders aufbereitet. Sobald es in diese Outdoor-Natur-Wissenschaftler-Richtung geht, bin ich raus, egal ob unter Wasser oder im Dschungel, das finde ich immer recht speziell und langweile mich da schnell. :) Natur reizt mich nicht, was sagt das wohl über mich aus?? ;D
Ja, hattest schon mal erwähnt, dass das nicht so deins ist, aber grade deswegen erwähne ich es, damit keiner in ein Fettnäpfchen rennt :P
*grübel*
Ich würd sagen du gehörst der Rasse "eigensinniger Bücherwurm" an :D
Man dankt!! :D *gummistiefel wieder auszieh*
Eigensinniger Bücherwurm, eine Zuordnung, mit der ich gut leben kann! ;)
sollten wir uns patentieren lassen, damit uns keiner den Titel wegnimmt :D
Unbedingt!! :) Ich lasse schon mal Banner, Fähnchen und T-Shirts drucken! ;)
*sich schon mal die erste Auflage sichert*
:D