|Crime| “Die Beute”

Vergewaltigung ist ein sehr ernstes Thema, mit dem man nicht spaßen sollte. Doch genauso schwer ist es für Opfer, nach einem Übergriff, sich wieder in den normalen Tagesrhythmus einzufinden und nicht hinter jedem Menschen einen möglichen Täter zu sehen. Als Teenager, gerade einmal 17 Jahre alt, mitten in der Blüte der Jugend, wurde Jodie Zeuge der Misshandlung und Ermordung ihrer besten Freundin Angie. Zwar wurde sie selbst nicht missbraucht, dennoch zeichnen die Narben der zahlreichen Messerstiche ihren Körper und die brutalen Bilder von jenem Tag hab sich fest ihn ihrem Gedächtnis eingebrannt.

Heute, eine Ehe und zwei Kinder später, hat Jodie ihr Leben erfolgreich weitergelebt und neue Freunde gefunden.

Mit denen sie nun in den jährlichen Wochenendausflug ohne Kinder startet. Voller Tatendrang und Euphorie, sich einfach gehen zu lassen, den Bauch voll zu schlagen, die Sektkorken knallen zu lassen, ohne Männergequengel und Kindergejammer, fahren die vier Frauen in Richtung „Bald Hill“ um in einer gemieteten Scheune, die Seele baumeln zu lassen. Nach einer kleinen Autopanne, dem ungeplanten Besuch, des hiesigen Pubs und dem damit verbundenen Kennenlernen der Dorfbewohner, kommen sie abends endlich in ihrem Mietshaus an.

Es war genauso frisch renoviert wie es in dem Prospekt beschrieben und abgedruckt wurde. Doch kaum dort angekommen, machen sie direkt Bekanntschaft mit zwei unbekannten Männern, welche sich Jodie und Louise langsam nähern, während sie das Gepäck in der Abenddämmerung aus dem Auto laden. Lou hält das Ganze für ziemlich harmlos, eben zwei Männer, die in der Nähe waren und einen Plausch halten wollten.

Bei Jodie hingegen spannte sich jeder Muskel an und machte sich bereit, die drohende Gefahr zu bekämpfen. So schnell die beiden Männer jedoch gekommen waren, so schnell waren sie auch wieder abgewimmelt und Stille legte sich wieder über das Anwesen.

Als sie das Geschehene ihren beiden Freundinnen Corrine und Hannah erzählen, lachen diese nur darüber und widmen sich weiter der Champagnerflasche.

Louise ist ebenfalls schnell in fröhlicher Stimmung und freut sich auf den weiteren Abend. Nur Jodie kann sich nicht entspannen, sie hält das Ganze ganz und gar nicht für harmlos. Üble Erinnerungen kriechen in jener Nacht in ihr hoch und als sie dann auch noch einen dröhnenden Automotor hört und Taschenlampen am Waldesrand sieht ist es mit ihren Nerven geschehen. Noch nehmen ihre drei Freundinnen sie nicht im Geringsten ernst und obwohl plötzlich zwei Männer in ihrem Wohnzimmer stehen und klar machen, was sie vor haben, merken sie ihren Fehler zunächst nicht.

Erst als sie begreifen, dass der Instinkt von ihrer ängstlichen Jodie keineswegs bei den Haaren herbeigezogen ist, macht es „klick“ – aber es ist schon zu spät. Jaye Ford lässt ihre Leser nicht lange auf Action warten. Kaum hat man sich in das Buch eingelesen und die ersten Charaktere kennen gelernt, passiert das erste Unglück. Danach scheinen sich die Wogen zu glätten, um dann genauso schnell wieder anzusteigen, als das scheinbar Unvermeidliche geschieht und die Hauptperson Jodie von ihrer düsteren Vergangenheit eingeholt wird.

Ford schafft es dabei die Spannung die ganze Zeit aufrecht zu erhalten.

Es gibt kaum Momente wo man Textstellen überspringen möchte oder gar könnte. Nebenbei baut sie eine kleine Romanze auf, welche an keiner Stelle übertrieben oder kitschig wirkt. Sie wäre kein Muss gewesen, aber anscheinend sind derartige Beziehungen in Chaossituationen sehr gern gesehen, schließlich findet man sie fast in jedem Buch, wo Frauen ihren Mann stehen müssen und einsame Männer wie die Fliegen sich von ihnen angezogen fühlen.

Nichtsdestotrotz ist das Buch übersichtlich in 41 kurze Kapitel gepackt. In denen dem Leser vier Frauen mittleren Alters vorgestellt werden, welche eigentlich nur ein schönes Wochenende genießen wollten. Das ist auch der einzige Knackpunkt: Man hat nicht das Gefühl Frauen Ende dreißig bzw. von Anfang vierzig vor sich zu haben, sondern junge Mütter Mitte zwanzig.

Szenenweise ist das etwas irritierend, gerade weil sie mitten im Leben stehen und man immer wieder daran erinnert wird. Die Herren der Schöpfung dagegen werden ihren Beschreibungen gerecht und man hat sie im passenden Alter direkt vor Augen. Das tut dem Ganzen natürlich kein Abbruch, sondern ist nur ein kleiner Kritikpunkt, in dem sonst so spannungsgeladenen Thriller „ Die Beute“.


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Genre: Crime / VÖ: März 2013 / Verlag: blanvalet* / Serie: Einzelband


 

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