Als schaurig schön oder gar gothic novel bezeichnet, da wird man natürlich erst recht aufmerksam auf ein neues Buch, was dieses Lob bekommt. Entsprechend waren meine Erwartungen an “Charlotte und die Geister von Darkling” in dieser Hinsicht hochgesteckt. Natürlich mit dem Hintergedanken im Kopf, dass die Geschichte sich eher an die junge Leserschaft richtet.
Die junge Witwe Charlotte Markham ist auf dem Gut von Everton als Gouvernante eingestellt und für den Unterricht der beiden Jungen Paul und James zuständig. Dort leben sie zusammen mit Ihrem Vater und den Angestellten. Die Mutter und Ehefrau Lily Darrow, verstarb vor ein paar Monaten an einer Krankheit und dieser Schatten der Trauer lastet noch auf der Familie. Stärker als sich so mancher eingestehen mag.
Direkt zu Beginn des Buches wird Nanny Prum ermordet, oder wie die Kapitelüberschrift kurz zusammenfasst “Die Zerstückelung der Nanny Prum”.
Dadurch schlüpft Charlotte nun auch noch in die Rolle der Erzieherin und Mutter. Die Suche nach dem grausamen Mörder erweist sich als schwierig. Die Schneiderin Susannah hat zudem immer wieder Visionen von seltsamen Dingen und Wesen, die ihr nicht wohl gestimmt sind und im Zusammenhang mit dem Mörder stehen könnten.
Parallel zu diesem Handlungsstrang widmet sich Charlotte dem Wohlergehen der beiden Jungen, die ihr in einer Schulstunde von seltsamen Träumen erzählen. Schließlich suchen auch sie sehr realitätsnahe Träume heim und sie beschließt der Sache auf den Grund zu gehen. Mit den beiden Jungen geht sie in den Wald und sucht nach der Stelle, die Paul immer wieder vor sich sieht und tatsächlich: Hinter dickem Nebel versteckt sich ein Anwesen, in dem eine Frau auf die sie wartet, die eigentlich tot sein müsste: Lily Darrow.
Dem Leser wird die Hauptfigur Charlotte durch die Ich-Perspektive recht nahe gebracht. Man ist immer hautnah mit dabei und ihr keineswegs voraus, was eigentlich den Spannungseffekt unterstützen sollte. Jedoch will dieser nie so richtig aufkommen. Zudem ist der Schwall an Namen, der einem in der Endzeit hinter dem Nebel, erwartet, bedauerlicherweise viel zu viel. Man behält sie sich einfach nicht.
Der Schreibstil ist der Zeitepoche sehr gut angepasst und wirkt entsprechend steif und vornehm zugleich.
Leider werden sehr viele Punkte nur oberflächlich behandelt und so bleiben viele Thematiken und Handlungszweige nur angekratzt. Wobei gerade diese doch das Feeling für ein Buch erzeugen sollten. Die Kombination aus Trauerbewältigung, dem Familienzusammenhalt und dem Leben nach dem Tod ist gut gelungen. Jedoch fehlt eindeutig die Tiefe um dieses Buch zu einem Favoriten zu machen. Sieht man das alles unter dem Mantel, der Jugenbuchsparte, könnte man sagen: Ja, für die jüngeren Leser reicht dies aus. Aber auch diese Leserschaft möchte Spannung und Details haben!
Positiv ist die Bildsprache. So benutzt der Autor sehr viele Personifikationen und Wortspiele und haucht damit sehr vielen Dingen Leben ein, was das Ganze extrem aufwertet. Die Figuren und Orte sind ebenfalls liebevoll ausgedacht und beschrieben. Des weiteren ist dies der Debütroman von Michael Boccacino: Es ist also noch viel Luft nach oben.
Nichtsdestotrotz bleiben am Ende viel zu viele Fragen ungeklärt. Wenn man das Gefühl hatte sich den Figuren so langsam anzunähern, geschieht ein Szenenwechsel und alles verbufft, da nicht in die die Tiefe gegangen wird. Sehr schade, haben einem das Cover und ein paar kurze Meinungen zu dem Buch doch gewisse Hoffnungen in einem geweckt, die leider nicht erfüllt wurden.
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Genre: Fantasy / VÖ: Jan 2014 / Verlag: Bastei Lübbe* / Serie: Einzelband
Das Buch hatte ich auch ins Auge gefasst, war mir aber nicht sicher, ob es mich letztlich wirklich ansprechen würde. Aber deine Rezension ist schön informativ, damit kann ich was anfangen und weiß, dass das Buch nicht sooo dringend gelesen werden muss. Vielleicht später! ;)
LG, WortGestalt
Bitte Bitte :)