Alle Wege führen nach Rom. So könnte der Untertitel zu dem Buch “Das Los” lauten, denn hier steht eindeutig die Stadt Rom im Mittelpunkt und ist das Ziel von vier Gewinnern einer sehr alten Lotterie. Doch der Weg dorthin ist sehr steinig und lebensgefährlich. Denn steigt schließlich nicht die Gewinnchance für den einzelnen, je weniger Bewerber dabei sind?
Zu den glücklichen Gewinnern zählen: Trisha, eine süchtige junge Pokerspielerin. Henri, der unschuldige Betrüger aus dem Gefängnis. Pradeep, ein Familienvater aus einem Armenviertel in Mumbai und Carter, ein New Yorker Finanzbetrüger. Jeder von ihnen hat in irgendeiner Form Dreck am stecken und dennoch haben sie das große Glück einen Gewinn von “unermesslichem Wert” zu ergattern.
Die Figuren werden dem Leser in einzelnen Erzählsträngen vorgestellt.
Sodass man zunächst mit mindestens vier – sich stetig abwechselnden Abschnitten – zurechtkommen muss. Zu diesen gesellt sich dann noch ein fünfter Part aus der Vergangenheit, dem 17.Jahrhundert. Dort wird die Entstehung der Lotterie und deren Entwicklung in Form von Signore di Calzabigi erläutert. Somit nimmt die Geschichte ihren Lauf, nachdem alle nach und nach von einem Mönch besucht werden, der ihnen ihre Chance erklärt. Doch bevor, das eigentliche Spiel beginnen kann, müssen sich alle vier Bewerber in Rom einfinden. Stirbt jemand, erlischt sein Gewinn und niemand kann dafür nachrücken. Ein Punkt, den irgendjemand tunlichst genau nimmt, denn plötzlich gibt es den ersten Mord.
Das Buch lässt sich flüssig lesen und die Aufteilung der unterschiedlichen Abschnitte ist dank den Kapitelüberschriften übersichtlich gestaltet. Dennoch ist es anfangs etwas unangenehm, dass so viele neue Eindrücke auf den Leser zukommen – meist in recht kurzen Kapiteln – und man sich versucht alle wichtigen Eckdaten zu merken, damit man den Anschluss nicht verliert. Jeder Gewinner wird vorgestellt und sein Leben etwas näher beleuchtet. Dabei wächst erfüllen sie stetig ein typisches Klischee und wachsen dem Leser mehr oder weniger stark ans Herz.
Am menschlichsten wirkt Trisha mit ihrer jungen naiven Art durch das Leben zu gehen und dennoch meldet sich stetig leise ihr schlechtes Gewissen. Die anderen drei Herren konnte ich nicht für mein Leserherz gewinnen. Überwiegte mir als Beispiel bei Pradeep die Dummheit (wie kann man sein komplettes Geld verpfänden, wenn man weiß, dass seine Tochter todkrank ist?). Natürlich ist der Mann verzweifelt und versucht die Misere auszubaden, aber es wirkt eher gewollt künstlich auf mich und hat mich nicht bewegt.
Überzeugt hat mich dafür Stück für Stück Calzabigi und sein holpriges Leben.
Diese Abschnitte sind interessant und informativ, erfährt man doch hier sehr viel wahres aus der Entstehung des Lottospiels und wie schwer es ist, die Menschen zunächst von etwas Neuem zu überzeugen, was sich in der Gegenwart nicht geändert hat. Der Italiener ist mehr oder weniger ein Einzelkämpfer und muss immer wieder mit Falschaussagen, Manipulation und Betrug kämpfen. Doch er bewahrt sein Gesicht und zieht seine Sache durch. Etwas wofür ich diesen Mann bewundere und ihn deswegen im Laufe des Buches recht lieb gewonnen habe.
Irgendwann führen alle Stränge in irgendeiner Art und Weise zusammen und finden sich in Rom wieder. Was dort verkündet wird, ahnte man im Laufe der Zeit schon. Es ist bald wie eine “Moral von der Geschicht” und diese stieß bei mir etwas bitter auf. Dazu kommt noch, dass der Mörder ziemlich schnell vom Leser herausgefunden werden kann, was das “thrillerfeeling” verebben lies. Mir war das letztendlich zu sehr ein Hollywood-Ende.
Letztendlich ist mir “Das Los” zu seicht gewesen. Klar ist das Hauptthema “Glück”, dennoch wurde mir manchmal zu fett und klischeehaft aufgetragen. Wer also die leichteren Thriller lieber mag und nichts gegen mehrere Erzählstränge hat, ist hier gut aufgehoben. Allen anderen empfehle ich dieses Buch nicht.
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Genre: Thriller / VÖ: März 2014 / Verlag: Bastei Lübbe* / Serie: Einzelband
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