|Roman| “28 Tage lang”

Mira ist 16 Jahre alt und lebt im Warschauer Ghetto. Sie wächst mitten in der Zeit auf, als Hitler beschloss, dass die Juden Abschaum sind. Von Monat zu Monat, Tag zu Tag, Stunde zu Stunde werden die Bedingungen menschunwürdiger, grausamer und brutaler. Somit ist jeder Tag ein Kampf ums Überleben, in dem die Lust am Leben nicht verloren gehen darf. Doch wofür lebt sie noch? Für wen tut sie das alles? Was für ein Mensch will sie sein?

“Und ich hatte schon vor langer Zeit gelernt, meinen Instinkten zu vertrauen. Sonst hätte ich es wohl nicht geschafft, sechzehn Jahre alt zu werden.” (S.8)

“28 Tage lang” ist ein sehr bewegender Roman über den Kampf von einen Mädchen im zu Zeiten des 2. Weltkrieges. Es stellt den Kampf ums Überleben und Weiterleben dar, sowie den inneren Kampf, wo man oft an Weggabelungen kommt, an denen man sich blitzschnell entscheiden muss: Leben oder Tod? Kämpfen oder Ergeben? Tageslicht oder Dunkelheit? Liebe oder Widerstand? Familie oder Einzelkämpfer? Mira versucht immer die richtigen Entscheidungen zu treffen, was ihr sichtlich nicht leicht fällt. Da der Leser die junge Frau aus der Ich-Perspektive kennenlernt, ist man ihr natürlich noch viel näher und wird viel schneller von Emotionen gepackt.

Besonders der erste Part, als die Abriegelung und die Jagd nach Juden beginnt, ist vom Text so emotional, dass einem manchmal fast die Tränen kommen. Man möchte Mira packen und dort herausreißen, ihr das ganze Leid ersparen. Wenn man sich dann auch noch vor Augen hält, dass diese fiktive Figur mit ihrer Geschichte kein Einzelfall ist, sondern nach einer wahren Begebenheiten alles erlebt, ist die Betroffenheit noch stärker.

Neben den ganzen grauen Alltag, den Mira mit ihrer Familie erleben muss, ist es ihre kleine Schwester Hannah, die mit ihren Fantasie -Geschichten um die 777 Inseln, dem Leben etwas Licht und Freude einhaucht. Sie spinnt dort Menschen ihres Umfeldes ein und lässt sie dort in einer traumhaften Umgebung existieren. Als ein schwerer Schicksalsschlag Mira von ihrer Familie trennt, sind es eben diese Geschichten, die sich in ihrem Kopf eingebrannt haben und die ihr den Tag verschönern, ihr Leben mit ein wenig Freude erfüllen.

Doch auch ein Freiheitskämpfer namens Amos gibt ihrem Leben etwas Sinn. Eine kleine Liebe entbrannt, die allerdings auch zu kleinen Konflikten führt, denn immerhin hat Mira bereits einen langjährigen Freund. Man merkt also, dass trotz des Krieges, Mira in dieser Hinsicht ein ganz normales 16jähriges Mädchen mit ihren Beziehungsproblemen ist.

“An diesem Morgen hatten wir den Juden keine Würde gegeben, keine Ehre, sondern mit dem Brot ein klein wenig Glück geschenkt.”  (S.348)

Während die Jagd nach den Juden, sowie deren Abtransport immer stärker wird, schließt sich Mira einer Widerstandsgruppe an. Anfangs noch recht zögerlich, engagiert sie sich immer mehr. Sie muss lernen mit Waffen umzugehen – diese einzusetzen – aber auch, Menschen zu helfen, die sie nicht kennt und die einfach nur Angst haben. Genau wie sie selbst. In diesen Abschnitten herrscht ein harscherer Ton. Ein Ereignis folgt auf das Nächste und das Lesetempo ist somit recht rasant. Erst gegen Ende, wird es wieder ruhiger und es folgen die emotionaleren Parts, die zwischen Leid und Freude schwanken.

Das Buch ist trotz der grausamen Zeit des 2. Weltkrieges sehr gefühlvoll geschrieben.

Miras Schicksal berührt einen sehr, auch wenn es sich wissentlich um eine fiktive Figur handelt, die stellvertretend für die  Menschen der Zeit steht. Mich hat das Buch dabei stark an “Der Pianist” erinnert. Ein Film, der ebenfalls in dieser Zeit spielt und von einem Klavierspieler handelt, der sich vor dem Abtransport versteckt. Dadurch hatte ich immer recht bildhafte Szenen der Straßen und Häuser vor Augen, in den die Nazis ihre Gräueltaten verübten. Was nicht immer schöne Vorstellungen waren und einen ab und an zwangen das Buch für 2-3 Minuten zuzuklappen.

Alles in allem ist “28 Tage lang” ein absolut lesenswertes Buch. 
Ein Buch was berührt, erschüttert und einem schnell klar macht was es mit den “28 Tagen” auf sich hat und dass man sich diese Zeit nicht zurückwünscht.


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Genre: Roman / VÖ: März 2014 / Verlag: Rowohlt* / Serie: Einzelband


4 Kommentare

  1. Die Leserin
    11. Mai 2014
    Antworten

    Hallo Christin!
    Ich fand das Buch auch absolut emotional, erschütternd und berührend. Auch von mir gibt es für "28 Tage lang" eine absolute Leseempfehlung und ich freue mich, dass auch dich das Buch so überzeugen konnte!
    Weiterhin viele tolle Bücher,
    liebe Grüße, Iris

    • TheReal Kaisu
      11. Mai 2014
      Antworten

      Ich war wirklich positiv überrascht – hätte nicht gedacht, dass mich ein Buch so packen kann!

  2. WortGestalt
    11. Mai 2014
    Antworten

    Da kann ich mich Iris nur anschließen! Freut und bestätigt mich :), dass das Buch auch bei Dir gut abgeschnitten hat! Ist auch wirklich ne gelungene Sache geworden, ich würde von David Safier gerne nochmal etwas in der Art wünschen. Also nicht thematisch, sondern stilistisch. Steht ihm echt ganz gut.

    Liebe Grüße, WortGestalt

    • TheReal Kaisu
      11. Mai 2014
      Antworten

      Ja, fand den Schreibstil auch sehr überzeugend! Hat er gut gemacht, der Safier :P

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