Wir befinden uns mitten in den 80ern in Amerika. In einer Zeit, wo Kassettenrecorder und Videorecorder genauso zum festen Bestandteil der Technik gehörten, wie Madonna oder Michael Jackson zur Musikgeschichte und die Vokuhila-Frisur ein must-have war. In dieser Zeit, werden mehrere tote vergewaltigte Frauen gefunden. Als wäre das nicht schon schlimm genug, fehlt allen der Kopf. Schnell tummelt sich der Begriff “headhunter” in dem Sprachgebrauch der Ermittler. Der Täter muss schleunigst gefunden werden, denn die Unruhe in der Bevölkerung wächst und der Killer scheint noch lange nicht zur Ruhe gekommen zu sein.
Aufgrund der Brutalität und der Undurchsichtigkeit des Falles, wird Robert DeClercq aus seinem vorzeitigen Ruhestand zurückgeholt, damit er die Ermittlungen leiten kann. Der Superintendent leitet eine Sonderkommission ein, die in verschiedene Trupps unterteilt wird. Mit dieser Methode erhofft er sich eine höhere Erfolgsquote. Vor allem, wenn nicht alle von allen Fakten wissen und sich somit mit ihren eigenen Ideen und Erkenntnissen nicht von anderen beeinflussen lassen können. Einer dieser Trupps heißt “Die fliegenden Streifen”. Zu ihnen gehören die 2er Teams Monica und Rusty, sowie Rick und Katherine. Sie durchstreifen die Städte und ermitteln auf ihre eigene Art und Weise. Da es in der dieser Zeit noch keine Selbstverständlichkeit ist, dass auch Frauen den Job eines Polizisten bekommen können, kommt es natürlich regelmäßig zu kleinen Reibereien. Eine Hitze des Gefechts, die sich auch auf den Leser überträgt.
In mitten dieser Ermittlungen taucht plötzlich eine neue Spur auf. Von Kannabilismus ist die Rede. Einem Vodoo-Kult. Seltsamen Machenschaften, die so gar nicht menschlich klingen. Doch ist dieser Hinweis überhaupt ernst nehmbar? Leider ja. Denn die Beamten müssen jeder noch so nichtigen Spur nachgehen. Denn bisher hat der Killer keine Fehler gemacht. Es wurden keine sichtbaren Hinweise gefunden, die Aufschlüsse auf den Täter geben könnten. Man muss hier auch daran denken: DNA-Tests gehörten damals noch nicht zum Standart. Es muss also viel Kopf- und Beinarbeit geleistet werden, die so manchen ans Ende seiner Kräfte bringt.
Michael Slade – übrigens ein Pseudonym, hinter dem sich mehrere Personen verstecken – schafft es meisterlich die menschlichen Abgründe in “Der Kopfjäger” aufzudecken. Zweifel an sich selbst, Angst vor dem Versagen, Sorgen um die eigene Zukunft, Vertrauen in seine Mitmenschen, Frust keine Erfolge zu erzielen, sind nur ein paar der negativen Eigenschaften, die hier bei jeden Charakter auftauchen. Man kann nämlich nicht von reinen Haupt- oder Nebenfiguren sprechen. Jeder bekommt mit der Zeit sein eigenes Gewicht, seine eigene Bedeutung und darf seine Gedanken offen legen. Etwas, was Anfang recht verwirrend ist, da man nicht weiß an wen man sich wenden soll. Wer die Leitfigur ist. Natürlich ist es Robert DeClercq auf der Jagd nach dem Headhunter. Doch er ist kein Einzelgänger und so darf hier jeder zu Wort kommen.
Ist man einmal drin im Geschehen, will man auch nicht mehr weg. Das Buch fesselt einen direkt von der ersten Minute an. Neben den Beamten kommen noch einige Charaktere aus der Vergangenheit zu Wort, die eindeutig mit dem aktuellen Fall zusammenhängen. Doch das Wieso und Warum bleibt lange ungewiss. Kurz bevor man vor lauter Informationsinput das Gefühl hat, dass der Schädel platzt, kommt der Cut. Dieser verändert alles. Wirklich alles. Denn nun wechseln wir zur Ich-Perspektive und die Handlung nimmt ein Tempo an, was einen den dicken Schädel schnell vergessen lässt.
Am Ende ist man geplättet. Zwar ahnte man wer hier welche Strippen in der Hand hält, trotzdem musste ich das Ende zwei Mal lesen, damit ich mir auch 100% sicher war, auch alles verstanden zu haben.
Alles in allem halte ich dieses Buch für jeden eingefleischten Thrillerleser für ein unbedingtes must-read! Man hat wirklich das Gefühl sich in den 80ern zu befinden und sieht alles wie einen Kinofilm vor sich ablaufen, inklusive der wuscheligen Frisuren und des strangen Kleidergeschmacks. Der stetige Perspektivwechsel ist sicher nicht für jederman etwas. Ich habe mich daran nicht gestört, viel mehr waren die zahlreichen Informationen irgendwann ein wenig zu viel und war fast geneigt das Buch beiseite zu lesen. Aber zum Glück kam ja hier der besagte Wechsel.
Ich freue mich schon auf “Der Ghoul” und werde auf jeden Fall auch die kommenden Bücher von Michael Slade verschlingen, die hoffentlich alle nach und nach hier in Deutschland erscheinen werden!
Genre: Thriller / VÖ: November 2012 / Verlag: Festa / Serie: Einzelband aus “Special X Thriller Reihe” / Region: Amerika/ Vancouver & New Orleans
Tolle Rezension und es mach Lust, das Buch endlich in Angriff zu nehmen. Es steht seit Herbst in meinem Regal – ich habe zwar die ersten 5 Seiten oder so angelesen, aber dann wieder aufgehört.
PS: Das Bild ist ja klasse! Tolle Idee – wie bist du denn darauf gekommen? Habe ich so noch nicht gesehen und gefällt mir unheimlich gut.
Liebe Grüsse
Wenn du es anfängst, auf jeden Fall durchziehen!
Es lohnt sich :)
@sketchnote
Bin durch eine Aktion auf Instagram darauf gekommen, wo man statt Notizen schreiben, Notizen zeichnet. Und dann ist eben dieser Beitrag zu jedem Buch entstanden bzw entsteht nun zu jedem Buch :)
Ist gar nich so schwer und irgendwie fällts mir danach viel einfacher eine Kritik zu schreiben :D
Mache ich :) Spätestens im April soll es dann soweit sein :)
Finde ich echt toll – ich kann leider überhaupt nicht zeichnen, aber ich schaue es auf jeden Fall gerne an :)
Hallo Christin,
ich mag deine Art der Rezensionen sehr gerne und gerade auf dein Skizzenbuch beeindruckt mich immer wieder. Auch diese Rezi ist wieder klasse !!! Ich war ja auf deine Meinung gespannt, als du es als Neuzugang vorgestellt hast und der Klappentext klingt wirklich interessant, aber ich bin mir nicht sicher, ob mir das mit den vielen Personen zusagt. Werde das Buch aber auf jeden Fall auf der WuLi lassen.
Bist du eigentlich in Leipzig ?
Ganz liebe Grüße,
Uwe
Danke dir :)
Was heißt viele Personen? Es wird halt ganz anders gewichtet und das ist der Unterschied. Den roten Faden sieht man immer vor sich ;)
Leipzig?
Gibst mir Geld?
Is zu weit weg. Ich fahr nach Frankfurt mit der Steffi zusammen :)
Ich werde mir das Buch auf jeden Fall mal näher anschauen und es kam mir zumindest so vor, dass es viele Personen sind :)
Leipzig = Geld verleihen = Nein ;) ;) ;)
Aber da Frankfurt, ja quasi direkt vor meiner Haustür liegt, sehen wir uns 3 ja vielleicht da, es würde mich sehr freuen!
Schönes WE!
Du hast hier, wie in andren Büchern auch, ungefähr die gleiche Personenmenge. Aber sie fällt dir mehr auf. Weil sie eben zu Wort kommen dürfen ;)
Jaja, Frankfurt, was freu ich mich schon aufs Hotel :3 (frisch renoviert + Schnäppchenpreis für Messetage dort :D)
Und natürlich auf die Steffi und die restl Blogger :D
Das Cover ist ja wirklich mal ganz nach meinem Geschmack. Deine Rezension macht einem wirklich Lust auf das Buch.
Liebe Grüße,
Cami
Ich könnt mir vorstellen, dass es für dich auf jeden Fall was ist!
Glaub würdest nicht bereuen :)