In weniger als zwei Wochen ist Weihnachten schon wieder vorbei und die meisten sitzen mit glücklichen Gesichtern und vollgefutterten Mägen bei ihren Liebsten. Falls du dennoch Schnappatmung hast, weil dir noch ein paar Geschenke fehlen: Dann hab ich hier ein paar Vorschläge, über die sich jeder Buchnarr freuen wird!
Science Fiction (mit Bodenhaftung)
“Quantum” von David Walton
Was wäre, wenn es uns doppelt gibt? Gar dreifach oder vierfach? Wenn unsere Zeitachsen verschoben sind und wir räumlich gesehen, mehrfach existieren würden? Gibt es das überhaupt? Was würde es auslösen? Was passiert, wenn die Aufsplittungen aufeinander treffen? Bei einem ein Mord passiert und ein Ich verklagt wird, das andere frei herumläuft? Fragen über Fragen, die hier aufgegriffen werden. Wer Physik mag und sich mit an dem komplexen Denken während des Lesens nicht stört, ist hier genau richtig! (Meine eigene Kritik dazu folgt noch diese Woche.)
“Paradox” von Phillip P. Peterson
Warum verschwinden Sonden im Weltall und tauchen Jahrzehnte später wieder auf? Oder verschwinden gar komplett von der Bildfläche? Warum ist unsre Sichtweise auf die anderen Planeten so eingeschränkt? Was sorgt dafür, dass unsere Reichweite beschränkt bleibt? Und will man die Wahrheit überhaupt erfahren? “Paradox” ist ein Buch, was harmlos daherkommt und ein äußerst interessantes Ende bereithält!
Fantasy/Mystery (neue Welten)
“Darwin City” von Jason M.Hough
Die Welt wird von einem bösartigen Virus befallen. Fast die komplette Menschheit stirbt aus. Nur wenige Immune überleben, sowie alle, die sich in Darwin City aufgehalten haben bzw. dorthin geflüchtet sind. Gleichzeitig entsteht da dieser Fahrstuhl. Hoch in den All. Eine Art Vergrößerung der sicheren Zone. Aber wer hat ihn gebaut? Wer hat ihn den Menschen gegeben und warum steigen plötzlich die Anzeichen, dass erneut ein Besuch der fremden Wesen geben wird? Endzeit mal komplett anders und dennoch spannend erzählt!
“Wédora” von Markus Heitz
Was passiert, wenn man seine Nase zu sehr in die Angelegenheiten von anderen Menschen steckt? Vor allem bei denen, die definitiv Dreck am Stecken haben? Nun, da kann es schon mal passieren, dass man in einer komplette fremden Welt landet. Ja, Welt. Nicht fremden Stadt oder Kontinent. Und dann steht man vor dem Problem, wie komm ich zurück? Wie bleib ich unerkannt und am Leben? Das alles in eine Wüstenstadt gepackt, kombiniert mit dem Witz & Charme von Heitz’schen Dialogen und ner ordentlichen Prise Spannung. Lesenswert!
“Giants – Sie sind erwacht” von Sylvain Neuvel
Wenn du als Kind am spielen bist und plötzlich eine Hand in XXL findest, wie würdest du reagieren? Würde sich das bei dir im Gedächtnis einbrennen? Was, wenn du studierst, dich entwickelst, Ziele hast und plötzlich den Auftrag bekommst genau die Hand zu untersuchen und erforschen, die damals dein Leben ins Stocken gebracht hat? Und es tauchen immer mehr Körperteile auf. Woher kommen sie? Wie lange liegen sie schon auf der Erde verborgen? Das ist nun dein Job! Hier sticht neben der Idee vor allem der Stil in Form von Befragungen hervor.
Crime (für Liebhaber)
“Die Bestien von Belfast” von Sam Miller
Du hast etwas gegen gerade Linien? Du magst es, wenn es kreuz und quer zugeht, wenn du nicht auf den ersten Blick erkennst, was Sache ist? Aber Stück für Stück aufgeklärt wirst? Wenn dich klare Brutalität nicht zum würgen bringt und du ihr ins Auge blicken kannst? Dann ist dieses Buch genau das richtige Exemplar. Es fällt nicht nur wegen seines Covers auf, auch der Inhalt weiß zu überzeugen.
“Silber” von Elmer Mendoza
Mexico. Das Land der Drogenbarone und Bandenkriege. Dorthin begibt man sich, wenn man die ersten Seiten aufschlägt und gleichzeitig ist man von dem eigenwilligen Schreibstil überwältigt. Dieser bringt einen nämlich erst einmal ins Grübeln. Oder hast du schon mal ein Buch gelesen, was komplett auf Gänsefüßchen bei Dialogen verzichtet? Fließender Übergang bekommt hier eine ganz neue Bedeutung!
“Drachenmann” von Garry Disher
Australien. Weihnachten. Die perfekte Kombination, oder?! Find ich auch. Nur vor der Kulisse eines seltsamen Mordes und einer hibbeligen Frau, wirkt es dann nicht man ganz so harmonisch. Dabei will man sich doch an den Feiertagen mit so wenig wir möglich herumplagen müssen. Der Meinung ist auch unser Held Inspector Challis, aber mit der Ruhe wird das wohl nix. Mehrere Morde hintereinander und mit der seligen Ruhe und der Restauration des Lieblingsflugzeuges ist es vorbei. Hier überzeugt vor allem der Stil und die Komplexität des Falles!
Crime (für Hartgesottene)
“Ein Blick in die Hölle” von Wade H. Garrett
Du magst es grausam und brutal und dennoch irgendwie nachvollziehbar? Detailreiche Beschreibungen stören nicht? Du wirfst gerne einen Blick in die Hölle? Bildest dir gern eine Meinung während des Schmöckerns, damit sie der Autor am Ende seines Werkes wieder über den Haufen werfen kann? Und dein Gewissen ins stolpern gerät? Willkommen im Keller des Grauens!
“Das Dickicht” von Joe R. Lansdale
Das raue, kalte Zeitalter des Western. Kombiniert mit dem eigenwilligen Stil von Lansdale. Derbe Dialoge, wo der Spaß und die Unterhaltung nicht zu kurz kommt? Und mittendrin macht man sich daran das Leben eines Mädchens zu retten, was entführt von Kopfgeldjägern wurde. Stets begleitet von einem zahmen Wildschwein. Was sollte einen hier abhalten, zuzugreifen?
“In den finsteren Wäldern” von Richard Laymon
Wir bleiben im Wald und wandern nach Kalifornien. Wo allein der Name nach Sonne und Spaß schreit. Mit der Sonne wird es im dichten Wald etwas schwierig und Spaß, nun der ist ja bekanntlich Ansichtssache. Denn eine Front hat hier definitiv ihre Freude. Dafür hat der Gegenpart nichts zu lachen, sondern darf um sein Überleben kämpfen. Ein schön schauriger Laymon in seinen Ursprüngen!
verfilmte (lesenswerte) Bücher
“Fight Club” von Chuck Palahniuk
Vorlage für /surprise/ “Fight Club”. Auch wenn man den Film kennt (und die Auflösung) es lohnt sich ein Blick. Man spürt ab der ersten Seite direkt, wie gut die Umsetzung erfolgt ist. Für Liebhaber der Verfilmung ein must have!
“Driver” James Sallis
Vorlage für “Drive”. Hier bekommt man noch mehr Hintergrundinformationen und merkt deutlich, dass sich der Film nur einen bestimmten Erzählstrang herausgepickt hat. Trotzdem ist die Umsetzung auf der Leinwand sehr gut gelungen. Wer “Drive” mag und zu der traumhaften Musik eine längere Story haben will, ist hier richtig!
“Das Casting” Ryû Murakami
Vorlage für “Audition”. Hier gibt es größere Unterschiede zwischen Buch und Film, als bei den beiden obigen Werken. Die Grundstimmung ist freundlicher und entspannter als im Film. Trotzdem spürt man die Wurzeln der Herkunft sehr deutlich. Ein Blick lohnt sich!
Serienstarts (mit Suchtgefahr)
“Schwarzer Schmetterling” von Bernard Minier
Eiskalter Winter. Eine Anstalt. Ein grausamer Mord. Ein hinterlistiger Killer. Zündstoff für einen genialen Auftakt aus Frankreich. Wer mit dem Stil zurechtkommt, wird Benard Minier lieben. Hier ist es sehr wichtig mit Band eins zu starten, da die Folgebände auf dem ersten Teil aufbauen und die Entwicklung, sowie die Entscheidungen von Commandant Servaz besser nachvollziehbar sind. Mitfiebern erlaubt vor allem, wenn der Killer hat gern noch ein i-Tüpfelchen in der Hinterhand hat.
“Regengötter” von James Lee Burke
Wechseln wir nach Amerika. In staubige, heiße Landschaften. Nach Texas. Zu Sheriff Hackberry Holland, der mit diesem Band seinen Auftakt findet und einen nicht mehr loslässt. Burke ist ein Urgestein, der genau DAS auch in seinen Büchern rüberbringt. Das raue Leben in der Hitze Texas’, gepaart mit grausamen Verbrechen, die realistisch erscheinen und einem Sheriff, der eine ruhige Grundstimmung verbreitet. Und alles unter dem Deckmantel der Spannung. Traumhaft! Lesenswert!
“Der katholische Bulle” von Adrian McKinty
Zurück nach Europa. Nach Irland. Zu Wetter, was sich gerne an Regenfronten und Nebel festhält. Passend zu der Stimmung im Jahre 1981. IRA, ist das Stichwort dieser Reihe. Dazu ein eben – katholischer Bulle – der mal so gar nicht in den Topf des Trubels dieser Jahre passen will und dennoch schlägt er sich wacker. Hier überzeugt vor allem die Atmosphäre und der Charakter selbst.
(geniale) Sammelbände
“northern gothic” von Andreas Gruber
“Der Tod steckt im Detail” von Martin Krist
“apocalypse marsaille” von Andreas Gruber
Ohne große Worte: Für die Liebhaber der jeweiligen Autoren empfehlenswert!
(abwechslungsreiche) Manga
“Dead Dead Demon’s dededede Destruction” von Inio Asano
Ein kunterbuntes Cover? Kindlicher Ausdruck? Das soll was für mich sein? Ohja! Denn hier geht es um mehr, als es auf den ersten Eindruck wirken mag. Es geht um Entwicklung, freie Meinungsäußerung, eigene Entscheidungen und natürlich deren Konsequenzen. Real Life quasi nur in einer etwas anderen Kulisse.
“Ame & Yuki” von Mamoru Hosoda / Yuu
Du kennst “Die Wolfskinder”? Den zauberhaften Anime, um die zwei Kinder Ame & Yuki, die nicht normal aufwachsen können, da sie halbe Wölfe sind? Und dennoch kämpft ihre Mutter für eine zauberhafte Kindheit und nimmt sogar eine Flucht in die Berge Japans in Kauf. Das hier ist der Manga dazu, der nicht minder zu überzeugen weiß.
“Yorukumo” von Michi Urushihara
Verschiedene Gesellschaften. Arm und Reich. Starke Grenzen der Unterscheidung. Ein allgegenwärtiges Thema. Hier gibt es die Stadt, die Felder und den Wald. Ein Mädchen aus den Feldern, das in Kontakt mit der Ober- und Unterschicht kommt und sich entscheiden muss. Zudem kommen noch private Probleme, die ihre Entscheidungen durchaus beeinflussen. Ein düsterer Manga, der dennoch atmosphärisch zu unterhalten weiß.
(geniale gezeichnete) Comic/Graphic Novel
“Carbon Grey” von Khari Evans, Mike Kennedy, Hoang Nguyen
Vier Frauen. Eine ist zu viel. Dazu eine Prophezeiung und eine Welt, die im Kriegschaos versinkt. Es ist der Aufbau, die Erzählweise die, zusammen mit dem genialen Zeichenstil überzeugt. Sehr detailverliebt und zugleich nicht überzogen. Zudem eine Geschichte, der man gebannt folgt. Für Liebhaber von traumhaften Zeichnungen.
“wytches” von Scott Snyder
Hexen haben Hüte auf. Schwingen ihren Zauberstab. Sind schrullig und alt. Dieses Disneybild löschen wir mal direkt. Denn hier zeigt sich, dass Hexen unter uns sind und uns mehr beeinflussen, als wir wollen. Dann wären noch die Familiengeheimnisse. Die sind eh nie gut, wenn sie vor einem verborgen werden. Dunkel, düster, faszinierend!
Mit einem Klick auf die Titel kommt mal entweder zur Verlagsseite oder meiner Kritik zu dem Buch.
Alle Bücher habe ich dieses Jahr gelesen (bzw noch im Dezember 2015) und sie gehören mit zu meinen Jahreshighlights 2016.
Ich hoffe ihr könnt ein paar Lesetipps herausfischen und/oder habt Inspirationen für Buchkäufe erhalten :)
Sehr schöne Vorschläge – und wirklich für jedermann und -frau etwas dabei.
Quantum und Das Dickicht kann ich auch sehr empfehlen. Die Bestien von Belfast auch… und James Lee Burke sowieso (wobei ich ja mehr die Dave Robicheaux Reihe mag). :-)
Danke dir :)
Ich kenn ja von Burke bisher nur die Holland Reihe, starte die Tage noch mit Robicheaux – die ersten beiden Bände liegen schon hier :3
Lauter Lieblinge dabei!! Tolle Empfehlungen, wirklich, hier sollte jeder das richtige Weihnachtspräsent finden. :) Und mir hast du “Casting” nochmal ins Gedächtnis gerufen, wir hatten doch darüber gesprochen, als du es gelesen hast und ich meine, ich war neugierig darauf geworden.
Danke und Bitte :D
Konnte ja einem Bekannten schon mit dem Lesetipp “Drachenmann” glücklich machen. Wurd durch die Liste auch selbst an 1-2 Fortsetzungbände erinnert, die ich eigtl schon längst gelesen haben wollte. Z.B. die weiteren Bände nach “Die Bestien von Belfast” …
Fight Club habe ich bislang nur als Film gesehen. Den fand ich aber richtig gut. Hast du den Film gesehen? Was gefiel dir hier besser? Das Buch oder der Film?
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Klar, kenn ich den Film ;) Wie gesagt, zeigt das Buch noch mehr Details auf. Ansonsten sind sie fast 1:1. Da haben die Regisseure mal gute Arbeit bei einer Adaption geleistet :)