|Crime| “Die Toten der North Ganson Street”

kurz kommentiert

Inhalt:

Die Bewohner nennen ihre Stadt Shitopia, weil es seit Langem nur bergab geht, die Kriminalitätsrate mit jedem Tag steigt und nicht einmal die Tauben sie lebenswert finden. Kein Detective tritt hier freiwillig seinen Dienst an. Hierhin wird man strafversetzt. Denn es ist die Hölle auf Erden. [Suhrkamp Verlag]

Meine Meinung:

Wenn ein Stadtteil “Shitopia” genannt wird, wird das mit Sicherheit seine Gründe haben. Kommen dann noch ca. 700 Kriminelle auf einen Polizisten, dann ist die Vorfreude auf den neuen Job und eine unbekannte Stadt sicherlich riesig! Nicht.

Jules Bettinger lässt das auch deutlich den Leser spüren. Trotzdem kneift er die Arschbacken zusammen und stellt sich der Herausforderung. Zarte weiße Blümchen und rosa Seidenpapier sucht man in dem Buch vergebens. Hier geht es rau und hart zur Sache.

“Ist das Diner halbwegs erträglich?”
“Was?”, fragte Dominic, ohne hochzusehen.
“Ist das Diner halbwegs erträglich? Claude’s?”
“Ekelhaft.”
“Wo geht man hier in der Gegend essen?”
“Claude’s.”
“Obwohl das Essen schlecht ist?”
“Es gibt zwei Gerichte, die einen nicht umbringen.” (S.57)

Auch wenn man Anfangs denkt: Auf was hab ich mich da eingelassen? Bei den Sprüchen, die hier gekloppt werden, kann doch nichts Gutes bei rum kommen. Nicht täuschen lassen. Die Story hat es in sich und bietet weit mehr als man vermuten mag.

Positiv fand ich die direkte Art der Polizisten. Man muss hart sein, also ist man hart. Zumindest nach außen. Die Familie wird nicht mit reingezogen. Nicht bei den grausamen Morden die hier passieren und sich scheinbar gezielt gegen Polizisten richten. Da muss der weiche Kern gut verschlossen bleiben.

“Sie leben in einer Postkartenidylle”, erwiderte Dominic. “Ich werde Sie mal richtig ins Bild setzen.” (S.153)

Zudem hat S.Craug Zahler eine wunderbare Bildsprache. Ich musste öfters schmunzeln, die Stirn vor Ekel kraus ziehen und gegen Ende kam das leise Herzklopfen, wenn man sich dem finalen Showdown nähert. Unterhaltung pur.

Negatives gibt es eigentlich nichtt. Eher dezente Längen, die man hätte umschippern können und es gab 1-2 Momente wo man direkt spürte, was einen am Ende des Kapitels erwartet, da man den typischen Aufbau aus zig anderen Krimis und Thrillern kennt. Dennoch haute das jeweilige Ende ordentlich rein.

Fazit:

Mit dem sarkastischen und zeitgleich super sympathischen Schreibstil hat sich der Autor einen Bonuspunkt in meinem Leserherz verdient. Daher kann ich das Buch auch ohne Umschweife zu einem Lesetipp erklären!

die toten der north ganson street, klappentext


Genre: Crime / VÖ: August 2016 / Verlag: Suhrkamp / Serie: Einzelband / Region: Arizona, Missouri


weitere Kritiken: Tina Fluchtpunkt lesen, crimenoir, …

2 Kommentare

  1. Kerstin
    31. Mai 2017
    Antworten

    Die Rezension ist einfach nur klasse. Shitopia und dann die Zitate. Herrlich schräg, so etwas mag ich einfach.
    Ich sags ja – ich muss das lesen.
    Grüße
    Kerstin

    • kaisu
      1. Juni 2017
      Antworten

      Das freut mich! Dann ran an den Speck! eh das Buch :D

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