“Auf Brin-2 gab es keine Fenster – durch die Rotation war “draußen” immer gleichbedeutend mit “unten”, unter den Füßen, aus dem Sinn.
Die Wandmonitore erzählten eine hübsche Geschichte, zeigten ungeachtet der ständigen Umdrehung eine zusammengesetzte Ansicht der Welt unter ihnen, so als würde der Planet bewegungslos im Raum schweben: ein grünes Juwel, entsprechend dem zwanzig Lichtjahre entfernten blauen Juwel ihrer Heimat. ” [Buchbeginn]
Die Erde ist am Sterben. Nicht nur fiktiv. Auch in der Realität geht der blaue Planet langsam vor die Hunde. Nur ist man in “Die Kinder der Zeit” schon etwas weiter. Raumschiffe wurden gebaut. Schlafkammern erfolgreich getestet und eingebaut, um die langen Reisen im All zu überstehen. Denn man weiß nicht, wo die neue Heimat liegt. Man muss nur schlichtweg das sinkende Schiff verlassen. So begibt man sich an Bord der “Gilgamesh” und startet seine Reise in die Weiten des Universums.
Also schwirrt man durch die Gegend. Wartet darauf, dass die feinen Sensoren der Gilgamesh ein Signal auffangen und dann, tatsächlich, man empfängt eine Nachricht. Doch sie ist noch Jahrhunderte entfernt. Erneut legt man sich schlafen, schwebt näher heran und weckt diesmal die halbe Mannschaft auf. Immerhin geht es um die Zukunft. Ihre neue Heimat. Von diesem neuen Planeten kommt das verschlüsselte Signal. Was man nur noch deuten muss.
“Es kommt vom Planeten.”
“Scheiße! Im Ernst?” Seine Hand fuhr zum Mund. “Bitte entschuldige. Die Ausdrucksweise ist der Würde des Augenblicks und so weiter, aber…”
“Nein, nein, das ist definitiv ein schweißwürdiger Augenblick.” (S.74)
Doch nach der Freude kommt rasch die Ernüchterung. Es ist eine Wiederholung, eine Reflexion, nur ein Schleife, in der sich ein Intelligenztest versteckt. Nur, wer sendet diese Aufgabe? Einwohner des Planeten? Eine Raumkapsel? War etwa schon ein anderer Mensch vor ihnen auf dem Planeten? Nachdem diverse Hürden genommen wurden, sendet man eine Sonde aus, die den Planeten und seine Beschaffenheit prüfen soll. Als man grüne Oberflächen erblickt, ist die Freude groß. Nur dummerweise taucht da plötzliche eine Art haarige Hand auf und zerstört die Kapsel.
Parallel zu den Insassen der Gilgamesh, haben wir noch zwei Textstränge: Zum einen geht es um Doktor Avrana Kern, die mit Affen und Viren experimentiert. Mit ihrem Evolutionsvirus sollen die Affen sich rasanter entwickeln und so den Grundstein auf einem bewohnbaren Planeten legen. Sie ist zukunftsorientiert und glaubt an ihre Forschungen. Dass da ein Eklat schon in der hinteren Ecke lauert, kann man sich fast denken.
“Sie ist Portia, und sie ist auf der Jagd. Sie ist acht Millimeter groß, aber in ihrer winzigen Welt ist sie ein Tiger, wild und listenreich.” (S.30)
Und dann hätten wir da Portia, die kleine Springspinne. Wer also eine Spinnenphobie hat und nicht, wie ich, kleine freude Ausrufe von sich gibt, wenn er das innere Kopfkino anschmeißt, sollte vielleicht dieses Buch nicht zur Hand nehmen. Denn ihr Part kommt im stetigen Wechsel mit der Gilgamesh. Anhand der Spinne wird gezeigt, was passiert, wenn man Dinge nicht exakt testet und Fehler begeht. Wenn man künstlich hergestellte Produkte in die Welt entlässt, ohne sich dessen Folgen bewusst zu sein.
Letztlich entspannt sich zwischen allen drei Erzählsträngen ein kleiner Wettkampf. Jeder will der Erste sein. Dafür wird auch alles Erdenkliche getan. Aber eigentlich hat eine Partei den Kampf schon lange gewonnen und wird als glorreicher Sieger hervorgehen. Der stetige Wechsel man den Lauf auf der Zielgeraden recht spannend. So wird einem auf den bald 700 Seiten nicht langweilig.
“Die hohe Botin war die letzte Überlebende eines vergangenen Zeitalters im Universum, so wurde Ihnen verkündet. Im letzten Todeskampf dieser Zeit wurde sie auserwählt, um zu dieser Welt zu reisen und dem unfruchtbaren Boden Leben einzuhauchen.” (S.375)
Ich habe auch nur einen starken Kritikpunkt, der mich etwas gestört hat und den Strang um Portia betrifft. Nicht immer fand ich ihre Handlungsweisen nachvollziehbar. Auch nicht mit dem gelernten Wissen. Da gingen mir manche Schritte doch zu schnell von der Hand. Leider kann ich nicht ins Detail gehen, da ich sonst wichtige Aspekte spoilern würde. Als Gesamtpaket hat mir das Buch absolut gefallen und von daher kann ich folgendes aussprechen:
Ein Lesetipp, der auch für SciFi-Einsteiger geeignet ist. Trotz des Umfangs stellt sich keine Langeweile ein. Komplizierte Fachbegriffe fallen nicht. Eher wird alles nachvollziehbar erklärt und kann so einiges über die Evolution lernen oder sein altes Schulwissen schlichtweg wieder auffrischen.
Anzeige
Genre: SciFi / VÖ: Februar 2018 / Verlag: Heyne Verlag / Seiten: 672 / Serie: Einzelband
weitere Kritiken: in Bearbeitung, …
erhältlich bei: hugendubel
Klingt super gut das Buch – bin zwar kein Spinnenfan, aber ich denke hier sollte das doch kein Problem sein, oder? ODER?? :D
Das Buch kommt ml auf die Wunschliste, bin ja immer mal wieder interessiert an Sci-Fi-Büchern und wenns auch für Einsteiger*innen was ist, dann sollte ich es mal versuchen.
Und mal wieder: love it (dein Sketchnote) *-*
Kennst du Lucas the Spider? Stell dir diesen kleinen Kameraden vor :P
Ich denke schon, dass du damit gut zurecht kommen wirst!
@sketch
Danke :3
Lucas the spider? Sagt mir nix, kann aber sein – bin zu vergesslich :D
Immer gerne, sind ja nun mal auch feinst allesamt <3
Hab dir auf twitter mal was zu Lucas gelinkt :3