“Sobald die Nacht hereinbrach, tauchte ich ab meine Fantasiewelt. Neben unserer Welt existierten nämlich noch unzählige andere wundersame Welten, die “Juuman Okudo”, “Die Hunderttausend Welten”… Ich zeichnete, meine Geschichten und sang dabei Lieder, die ich selbst komponiert hatte. Schon seltsam, wie das Leben so spielt. Ohne dass ich mich bewusst dafür entschieden hatte galt meine Leidenschaft den Yokai und dem Zeichnen. Dass sich das eines Tages auszahlen würde, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Habt Dank, ihr Götter” (Beginn)
Inhalt:
Wir befinden uns im Jahre 1930 an der Westküste Japans. Genauer gesagt in Sakaiminato. Tante NonNon ist seit kurzem Witwe und kann allein nicht mehr für ihren Lebensunterhalt sorgen. Sie wird daraufhin von der Familie des kleinen Shigeru aufgenommen. Und der hat seinen Spaß mit der alten Frau, die wie keine andere alles über die japanischen Mythen und Geister zu wissen scheint.
Mein Leseeindruck:
Ab diesem Tag ist bei der Familie von Shigeru nichts mehr so wie es war. Nun, vielleicht verändert sich nicht alles, aber die Ansichten des kleinen Jungen werden erweitert. Sein Wissensstand rund um mystische Wesen wird geradezu verzehnfacht und ganz nebenbei muss er sich dem Alltag eines Kindes zur Kriegszeit stellen. Wenn Menschen sich verändern, verschwinden oder gar sterben.
Das alles wird auf eine hurmorvolle und unterhaltsame vom Mangaka Shigeru Mizuki umgesetzt. Immerhin ist dieser Band autobiografisch und nicht komplett seiner Fantasie entsprungen. In fünfundzwanzig kleinen Geschichten, die fortlaufend erzählt werden, erfährt man eine Menge über japanische Geister und das Leben in der Vorkriegszeit. Eben alles aus der Sicht eines Kindes gepaart mit dem abenteuerlichen Wissen seiner Tante NonNon.
Der Zeichenstil:
Hier kann ich eigentlich fast den Text aus meiner Kritik zu “In den Heldentod” übernehmen, immerhin sind die Stile nahezu identisch. Lediglich die Yokai (jap.Monster) kommen hier ergänzend hinzu:
Schlicht und Cartoonartig. Mit diesen beiden Adjektiven kann man den Zeichenstil am schnellsten beschreiben. Shigeru Mizuku konzentriert sich auf das Wesentliche. Er verleiht den Figuren genauso viele Details, dass man sie stetig wiedererkennt und nicht den Überblick verliert. Als Ausgleich bekommt man intensive Hintergründe und Momentaufnahmen, die deutlich detailreicher sind. Man spürt förmlich, wie der Zeichner die Bilder aus seinem Kopf zu Papier gebracht hat.
Die Abschlussworte:
Der Manga “Tante NonNon” ist ein weiteres gelungenes Werk von Shigeru Mizuki. Mit seinem schlichten und dennoch detailreichen Stil konnte er mich komplett in seinen Bann ziehen. Ich habe geschmunzelt, die Stirn gerunzelt, schwer geschluckt und innerlich geseufzt, als ich das Werk gelesen habe. Ein Bandbreite an Emotionen, die nicht jeder Manga bei mir hervorruft. Zudem gab es eine Menge Informationen über die Yokai. Wem das nicht genug ist, der dann am Ende des Manga alle Begriffe nachschlagen und das Wissen in sich aufsaugen.
Meine Kritik zu “Auf in den Heldentod“
weitere Werke von Shigeru Mizuki: “Hitler“, “Auf in den Heldentod“, “Shigeru Mizuki Kindheit und Jugend“
Erschienen beim Reprodukt Verlag im November 2019
Liebe Christin,
eine tolle Rezension, macht richtig neugierig auf die japanische Sagen- und Mythenwelt. Da habe ich hier auch noch ein Sachbuch herumliegen :) Vielleicht komme ich ja bald mal zum lesen. Der Stil des Comics gefällt mir gut, besonders die Doppelseite, die du unten abfotografiert hast. Ich habe den Beitrag beim #ComicMärz verlinkt.
Liebe Grüße,
Nico
Freut mich zu hören, dass ich dich angefixt habe.
Wobei es natürlich nicht nur um die Yokai geht – aber sie unterhalten einen doch recht gut :3
Ansonsten kann ich dir die anderen Werke von dem Mangaka nur ans Herz legen!