von Albert Mitringer
Kurz & Knackig, mein Leseeindruck zu “Requiem”
Worum geht es?
Requiem ist das, was der Titel bereits plakativ aussagt: Eine Totenmesse. Nur ist es in dem Fall nicht irgendeine Totenmesse, sondern eher ein Epilog einer Reise. Im Jenseits steht plötzlich ein Skelett wieder auf und wandert durch die Gegend. Er weiß nicht, wer er ist, oder wer er war. Nur eines steht fest, dass er in einer Ritterrüstung steht und somit sicherlich ein Ritter, der gefallen ist.
Sein Wissensdrang ist so mächtig, dass er mehr über sich erfahren möchte und eine Reise anfängt. Dabei folgt er nicht nur seinem inneren Instinkt, sondern vor allem einer Wanderkrähe, die scheinbar seinen Weg kennt. Stück für Stück lernt er dabei etwas über sich und seine Vergangenheit. Doch er ist nicht allein und nicht jeden in dem Totenreich ist ihm wohlgesinnt. Ein Ziegendämon hat sich an seine Fersen geheftet und fordert den Ritter zum Kampf heraus. Allerdings ist der diesem bei weitem nicht gewachsen.
Konnte mich der Comic packen?
Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum: “Requiem” konnte mich in allen Punkten überzeugen. Wieso?
Da ist der Zeichenstil. Er ist schlicht und dennoch steckt viel Liebe zum Detail und Dynamik drin. Anfangs ist das Totenreich kühl, wirkt distanziert und eben tot. Mit der Zeit wird es wärmer und lebendiger. Was nicht nur in den Erinnerungsfetzen aus der lebendigen Welt liegt, an die sich der Ritter langsam wieder erinnert.
Wir bewegen uns durch die vier Jahreszeiten. Durchleben das Leben des Ritters, der vollen Vorfreude auf seine Erinnerungen weiter “leben” möchte. Trotz der entspannten Art, kann der Comic nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Leben vergänglich ist. Dass Dinge bereut werden, manches anders ist, als es zu sein scheint und Gewissensbisse selbst im Tod existieren.
Lesetipp!?
Das “Requiem” ist eine Hommage an das Leben und den Tod. Nicht immer läuft alles rund. Es gibt Hochs und Tiefs, es gibt Trauer und Liebe. Nicht jede Tat ist eine Heldentat, aber ist das Leben dennoch weniger lebenswert? Brennt sich in unsere Erinnerungen immer nur das Gute oder auch das Negative? Ist es schlimm einen der Punkte zu verdrängen?
Der Ritter durchlebt sein Leben im Totenreich erneut. Bekommt einern Spiegel vorgehalten und reflektiert.
Trotz der ernsten Thematik, zieht einen der Comic nicht herunter. Eher im Gegenteil. Es fällt leicht mit dem Skelett mitzufiebern, bei seiner Suche nach seinem wahren Gesicht.
Albert Mitringer hat hier wirklich ein wunderbares Werk geschaffen, was gelesen werden sollte. Gerne hätte ich noch länger neben dem Ritter verweilt und mich an seine Fersen im Totenreich gehaftet.
186 Seiten
Mai 2021 veröffentlicht bei Zwerchfell Verlag*
Einzelband
schwarz/weiß – teilweise farbig
von Albert Mitringer
Genre: Drama, Fantasy
Hier gibt es ein kurzes Interview mit Albert Mitringer >Klick>
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