von Zhou Haohui
Gelesen & unter die Lupe genommen: “18/4 – Der Hauptmann und der Mörder”.
Worum geht es?
Chengdu ist eine Millionenstadt. Zig Menschen begegnen sich Tag für Tag, ohne sich dabei bewusst zu sein, dass eine perfider Mörder unter ihnen weilt. Hat er sein nächstes Opfer bereits ausgewählt? Tickt die Uhr bereits? Denn genau das liebt er besonders: Kleine Botschaften mit dem Todesdatum zu schicken. Panik verbreiten und Angst schüren. Aber zu welchem Zweck und wieso wird er nach 18 Jahren wieder aktiv?
Was ist dieses 18/4 ?
18/4 ist schlicht der Name der damaligen Sondereinheit und eine Andeutung auf die Morde aus dem Jahr 1984 vom 18.April eben jenen Jahres.
Diese spezielle Gruppe wird nun 2002 erneut ins Leben gerufen. Mit dabei ist auch Kriminalkommissar Zheng Haoming. Er war bereits bei den ersten Morden dabei. Und Hauptmann Pei Tao. Er kommt aus Longzhou und hat eine besondere Verbindung zu den Morden: Er fand eines der Opfer.
Damit ist es fast logisch, dass er ins Boot geholt wird, um wertvolle Insider-Informationen geben zu können, die vielleicht übersehen wurden. Doch Pei ist dem Leiter der Sondereinheit ein Dorn im Auge. Er verdächtigt ihn ein Teil der Morde zu sein und mehr zu wissen, als er erzählen mag. Daher setzt er die Psychologin im Team auf ihn an.
Kollegen gegen Kollegen?
Dieser Gedanke kam mir tatsächlich recht früh in dem Buch: Wird das jetzt ein klassisches Machtgehabe unter Kolleg*innen und wir dürfen dabei zuschauen? Zeitweise ist es das auch. Im Laufe der Geschichte nimmt jedoch der Mörder immer mehr Raum ein. Seine Ankündigungen werden häufiger und seine Vorgehen perfider.
Derweil tappt das Ermittlerteam komplett im dunkeln und selbst die kleinen Fights lassen etwas nach. Doch sie brauchen dringend eine heiße Spur. Alle gefundenen verlaufen stets im Sande. Ob da doch jemand Insiderwissen hat?
Wir haben nicht einen einzigen Anhaltspunkt, um von so was auszugehen! Der Mann, den wir heute auf dem Platz gesehen haben, hat jeden unserer Schritte diktiert. Er hat uns von Anfang an wie ein Puppenspieler manipuliert.”
Zitat, S. 175 aus “18/4 Der Hauptmann und der Mörder”
Dieses Hin und Her gibt dem Buch eine gute Dynamik und es macht wirklich Spaß dem Geschehen zu folgen. Nur dann fängt das Hirn an zu arbeiten. Es verbindet Stränge, sieht die enden der losen Fäden und hat eine starke Vermutung wohin das alles laufen wird.
Mit der Zeit fing sich mein Verdacht an zu verstärken, die Ermittlungen drehten sich ständig im Kreis und mein Leseelan wurde immer geringer.
So gering, dass ich nur mit Müh und Not, noch das Ende gelesen habe. Das Charakterdesign war letztlich zu flach, um ein ernstes Lesemitgefühl entwickeln zu können. Denn manchmal kann ein sympathischer Charakter (egal ob gut oder schlecht gesinnt) den Leseeifer bis zum Ende am Leben erhalten. Hier gab es das nicht für mich.
Fazit
Das Buch startet richtig genial in den Tag. Trotz der ungewohnten chinesichen Namen, konnte ich gut den Überblick behalten. Der Aufbau hilft dabei, da stehts Randinformationen eingespeist werden, die mit den Charakteren verbunden werden können.
Nur kommt dann irgendwann der Hänger. Da hilft selbst das makabre Katz-Maus-Spiel nichts mehr. Die Lust wollte nicht zurückkommen. Entsprechend werde ich die beiden Nachfolgebände nicht weiter verfolgen.
Negativ ist mir die Haptik des Buches aufgefallen. Es ist nicht sonderlich dick und dennoch sind echt flott Knicke im Buchrücken drin. Zudem neigt die Oberfläche zum leichten kleben und jeder Finger ist zu sehen. Das ist etwas unangenehm.
Abschließende Worte: In letzter Zeit (seit circa 2 Jahren) tauchen vermehrt Bücher chinesicher Autor*innen auf dem deutschen Markt auf. Was ich absolut begrüße! Jedoch kommt nur einzelnes bei uns an. Meist große Namen, die mehrere Bände geschrieben haben. Bisher hat mich hier noch niemand wirklich vom Hocker gehaun. Entweder ist es zu episch, zu ausgeschmückt oder eben hier zu vorhersehbar und trocken. Dennoch, gerne mehr davon raushauen, damit die Vielfalt größer und somit auch die Chance eine Perle zu entdecken besser wird.
Schreibe den ersten Kommentar