|Crime| “Biest”

von Ane Riel

Gelesen & unter die Lupe genommen: “Biest”.


Worum geht es?

Unten am Fluss versteckt sich ein Biest. Flüsternd erzählt es einer Krähe von dem Mädchen, das aufgehört hat zu atmen.”
Diese Zeilen stehen auf dem inneren Klappentext des Buches und suggeriern einen interessanten Roman. Sie lassen erahnen in welchem Stil die Geschichte verfasst ist. Aspekte, die neugierig machen.
Doch um was geht es denn nun eigentlich?
Das lässt sich wie folgt grob zusammenfassen: Ein schweigsamer Mann, er nervöser Heranwachsender und eine hübsche junge Frau treffen an verschiedenen Wegen in einem Dorf aufeinander. Es entstehen Freundschaften, Liebschaften, Hoffnungen und (ungewollt) die Heranzucht eines Biestes.

Der Gärtner wars!

Nun.
Vielleicht.
Obwohl es hier nicht mal einen Gärtner im herkömmlichen Sinn gibt und das Biest recht früh die Tat offen legt. Das Buch steigt also mit der Offenlegung des Biests ein und erklärt danach wie es zu diesem brutalen Vorfall kommen konnte.
Warum das Biest so heranwachsen konnte und niemand merkt, was geschieht, bis es bereits zu spät ist.

Bis zu diesem Zeitpunkt, ist mein Interesse groß. Zwar ist der Schreibstil in seiner Ich-Perspektive mit direkter Anrede, ähnlich einem Brief ungewohnt, doch ich gewöhnte mich daran. Zumal es irgendwann einen Cut gibt und in die personale Erzählweise gewechselt wird.
Diese wechselt regelmäßig zwischen verschiedenen Charakteren hin und her.
Keine Sorge, der Überblick bleibt da.
Die Leselust hingegegen lässt plötzlich immer mehr nach. Aber warum?

Die alte Leier oder etwas neues?

Wie im Absatz drüber geschrieben, sorgt allein der Schreibstil für etwas Neues. Genau das, was mich an dem Buch so reizte und dafür sorgte, dass es bei mir einziehen durfte.
An dieser Stelle gehe ich auf mein großes ABER ein.

Ein Junge verguckt sich in eine Erwachsene. Er weiß genau, dass er Grenzen nicht überschreiten darf und kann. Dennoch ist der Reiz da. Wieso auch nicht?
Solange er nur guckt und nichts (illegales) passiert, egal in welcher Hinsicht, ist das absolut legitim.
Dabei geht er wirklich geschickt vor. Er möchte ihr näher kommen und nutzt die Chance aus, dass sie Hilfe auf ihrem Hof braucht.
Wobei hier ein wichtiger Punkt fehlt:
Hat er sich anfangs nur seinen Träumen hingegeben, Geschichten über sie gelauscht und sie aus der Ferne beobachtet (mit der Tendenz zum Stalking). Allerdings zieht ein Mann bei ihr ein.
DAS verträgt die Vernarrtheit in ihm absolut nicht und er MUSS quasi näher zu ihr und sie auf SICH selbst aufmerksam machen.

“Weißt du, was ich glaube, Mirko?” Ihre Stimme war zu einem weichen Flüstern geworden.
Mirko schüttelte langsam den Kopf.
“Ich glaube, du willst mich gern küssen.”

Zitat, S. 185 aus “Biest”

Bis dahin habe ich es geschluckt.
Die Story drumherum, die Anekdoten aus dem Dorf, fesselten mich an die Buchzeilen. Der Fokus verlagert sich mit der Zeit immer mehr in Zwang SIE besitzen zu wollen.
Es geht um Sex und Wollust. Es geht um Verliebtheit und Pubertät. Es geht um Ruf und Rufmord.
Der Klatsch und Trasch aus dem Dorf kommt in den Erzählsträngen häufig vor.
Es interessierte mich allerdings irgendwann nicht mehr, wer was und wieso weshalb über wen dachte. So manch ein Charakter ist mir zu blaß und fad geschrieben.
Ich wollte mehr zu dem Biest wissen.
Doch selbst das wird blaßer und blaßer.
Ich hatte das Gefühl mich im Kreis zu drehen und fing an Seiten quer zu lesen. Kein gutes Zeichen für die Geschichte. Letztlich habe ich es abgebrochen. Nur noch das letzte Kapitel gelesen (um zu schauen, ob eventuell eine Wendung kommt. Surprise. Nein.)

Biest cover header (2)

Fazit
“Biest” hat mich enttäuscht. Das Cover ist ein Eyecatcher, die Inhaltsangabe absolut vielversprechend und die Umsetzung ist in meinen Augen gescheitert.
Es wird mir zu viel drumherum erzählt, sodass die Spannung zur der Entwicklung des Biestes den Ball recht flach hält.
Dabei ist die Thematik – wie wird jemand zu einem Mörder – wirklich interessant. Nur, was nützt mir dieser Punkt, wenn die Geschichte nicht unterhält? Etwas weniger Tratsch, etwas mehr Noir und das Buch wäre sicher eine Runde Sache geworden.
Somit kann ich diesem Fall keinen Lesetipp ausprechen.

biest cover
dän. Version

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VÖ: Juni ’22 bei btb*
Seiten: 528

Dorf in den Bergen
Roman/Crime
Einzelband
biest cover
dt. Version

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