|Crime| “Der grillende Killer”

von Chang Kuo-Li

Der Schütze

Alex Li ist ein begnadeter Scharfschütze. Wenn er zielt, dann trifft er auch.
Zum Ausgleich führt er ein kleine Lokal, wo stetig gebratenen Reis serviert. In Italien. Wo denn sonst? Schön gemütlich hier. Es gibt Anschluss und er kann unerkannt agieren. Der grillende Killer quasi. Ideal.

Sein neuer Auftrag hat es allerdings in sich.
Statt unerkannt in sein kleines Lokal zurück schlupfen zu können, wird er plötzlich selbst ins Visier genommen. Mit Müh und Not kann er sich in einem sichern Unterschlupf retten und lässt das geschehene Revue passieren.

Hat er Fehler gemacht? Wurd er entdeckt? War es ein Irrläufer? Nein.
Alex kommt zu dem Schluss, dass er nun selbst auf der Abschussliste steht. Da sein kleiner Nebenjob nicht gerade auf der Stirn eingemeißelt steht, bleiben nicht viele Menschen offen, die ihn Tod sehen wollen. Und so beginnt eine abenteuerliche Flucht zurück nach Taiwan.

Der Gegenpart

Kommissar Wu steht kurz vor seiner Rente. Nur noch wenige Tage trennen ihn von diesem neuen Lebensabschnitt. Alles könnte so schön reibungslos verlaufen, wenn da nicht dieser neue Fall wäre, den er plötzlich noch auf dem Tisch liegen hat.

Scheinbare nahtlos kommen hohe Würdenträger ums Leben. Teilweise wird von Suizid gesprochen. Doch ist dem wirklich so?
Wu kommt das alles ziemlich seltsam vor. Zudem stehen steht eine politische Änderung an. Könnte da wer die Finger im Spiel haben?

Auf (fast) eigene Faust beginnt Wu zu recherchieren und landet bei einer geheimen militärischen Einheit, die Scharfschützen ausgebildet hat.
Könnte das der Schlüssel sein?

BLUT. GEDÄRM. GEMETZEL.

Ehm. Nö.
Die einen atmen nun erleichtert auf, die andren sind enttäuscht.
Keine Sorge! Als Goodie gibt es Satire!
Da wird um das eigene Überleben gebangt und dennoch kommt der leicht bittere Blick auf das Geschehen nicht zu kurz.
Für mich war genau DAS die richtige Balance. Zumal es hier wirklich um Korruption geht und zwei Männer schonungslos ins Fadenkreuz rücken. Wie Spielfiguren auf einem Schachbrett.

Erzähltechnisch wird sich stetig zwischen Wu und Alex abgewechselt. Stück für Stück kommen die beiden der Wahrheit näher und unweigerlich sich gegenseitig auch.
Wobei mir der Part von Alex mehr zugesagt hat. Dort ging es eher um das reflektieren, überleben und natürlich gutes Essen.
Die Fragen nach Freundschaft, Vertrauen und Missgunst spielen ebenfalls eine große Rolle. Nicht zu vergessen, der bitterböse Blick auf die eigene Situation.
Bei Kommissar Wu geht es eher um politische Machtspielchen. Das ist nicht so ganz meine Spielwiese. zwar wird es nie trocken politisch (es bleibt ausbalanciert), dennoch konnte er mich nicht so berühren, wie der Scharfschütze Alex.

Fazit
Unterhaltsam, scharfsinnig, korrupt. Meine drei Worte für diesen Roman.
Zwar hatte ich noch mehr “Witz” erwartet und war letztlich froh, ihn nicht bekommen zu haben. Das Zusammenspiel der beiden ist wirklich lesenswert. Zumal der Autor sich von einen wahren Begebenheit hat inspirieren lassen. Manches ist eben doch nicht so fiktiv, wie wir glauben (oder hoffen).
Hier und da hätte es ruhig peppiger zugehen können. Dank der Szenenwechsel wurde ich jedoch nicht müde das Buch aus der Hand zu legen.
Mit dem deutschen Buchtitel* werde ich dennoch nicht so ganz warm.

Ein Scharfschütze gerät selbst ins Fadenkreuz und muss um sein Überleben kämpfen. Wieso könnten seine eigenen Kameraden ihn im Visier haben? Ein Frage, deren Antwort hier definitiv gefunden wird.


Randnotizen
*grillen ist für mich hier unpassend gewählt und so “deutsch”. Es geht um Bratreis. Der wird in der Pfanne geschwenkt und gebraten. Grillen verbinde ich mit scharf anbraten oder einem Grill sowie offener Flamme.

Band 2 “Die Kugeln des Bösen” sind für Januar 2024 angekündigt

Dt Version

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VÖ: 03/2022 bei Droemer Knaur
Seiten:
320

u.a. Italien, Taiwan
Roman, Crime
Serienauftakt
#asianreadathon
der grillende killer us version
US Version

Lesetipp aus Japan: Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

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