von Bracken MacLeod
|| kurz kommentiert ||
„Die unvermessliche Leer unter ihnen schäumte und wogte, drang zu ihnen empor, um sie in die eisige Dunkelheit zu ziehen.“ (Beginn)
Es ist kalt. Es herrschen frostige Temperaturen. Nur wenige Minuten ungeschützt in der Kälte bedeuten den sicheren Tod. Das Versorgungsschiff „Artic Promise“ kämpft sich dennoch unermütlich durch das eisige Meer. Das Ziel sicher vor Augen, trotzen sie dem Wetter. Gut versorgt mit all den lebensnotwendigen Ressourcen, die dafür nötig sind.
Die Crew ist motiviert und konzentriert bei der Sache, was soll da schon schief gehen?
Nun, wenn eben nicht alles, was da oben steht, stimmt.
Harmonie in der Crew? Die kannste suchen gehen. Da herrscht auf mentaler und emotionaler Ebene so dünnes Eis, zwischen den Männern, dass es einem Wunder gleicht, dass sie sich nicht schon lange die Köpfe eingeschlagen haben. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.
Zu dem menschlichen Stress kommen die äußeren Faktoren hinzu. Die Schollen werden dicker, das Schiff kommt schwerfälliger voran. Was den Schiffsmotoren so gar nicht gefällt.
Als wäre das nicht genug, bricht plötzlich eine Krankheit aus, die die halbe Crew flach legt.
Dann bricht – in all dem Chaos – die Stille herein.
Das Schiff steht. Nichts geht mehr.
„Wollen Sie mit den Männern nach draußen gehen und das Schiff anschieben?“ […] „Wir kommen hier nicht weg.“
(S.160)
Bis zu diesem Zeitpunkt, war ich froher Dinge. Das Buch hatte einen interessanten Plot aufgebaut und machte mich stetig neugieriger wie alles aufgedrösselt werden sollte. Denn einen Reim konnte ich mir nicht zu 100% draus machen.
Perfekte Vorraussetzungen, um am Ball zu bleiben und weiter zu lesen. Was ich auch machte.
Die seltsamer Erkrankung der Crew nahm immer mehr Raum ein. Dazu das angespannte Verhältnis von Noah (der uns durch diese Geschichte führt) und dem Kapitän. Nicht nur einmal fragte ich mich, wieso Noah überhaupt auf dem Schiff war, wenn er so einen Stress mit seinem Chef hattte.
Egal, das gab ordentlich Würze im Storyverlauf.
Dann … dann kommt der erste Plotwist. Es folgte ein weiterer und noch einer. Ein Blick auf die Seitenanzahl und die leise Frage keimte auf: Wie wird das jetzt alles aufgeklärt? Wird es überhaupt aufgeklärt?
Keine Sorge, vieles wird aufgeklärt. Die Betonung liegt auf „vieles“ und nicht „alles“. An dieser Stelle kommt das große ABER: Das Buch hat mich unbefriedigt zurückgelassen.
Plötzlich war die Luft raus. Das Potenzial, was angedeutet wird, wird in meinen Augen nicht komplett ausgeschöpft. Die Ansätze sind super. Theoretisch hätte das hier alles ein fieser Eiszeit-Horror-Roman werden können. Wurde es nicht.
Fazit
„Im finseren Eis“ ist ein Buch, was etwas länger auf meinem SuB stand und nun endlich von mir gelesen wurde. Bestimmte Erwartungen hatte ich nicht. Eisig und unterhaltsam sollte es sein. Eisig war es auf jeden Fall. Die frostigen Tage auf dem Meer konnte ich förmlich fühlen.
In der ersten Hälfte hatte mich der Leseflow voll im Griff. Erst ab einem bestimmten Wendepunkt, lies es etwas nach. Enttäuscht hat mich die etwas maue Erklärung zu bestimmten Vorkommnissen. Zudem war der Beef zwischen Noah und dem Kapitän phasenweise nervig. Vor allem, wenn der Grund für den Hass offen gelegt wird und ich den Menschenverstand suchte.
Lohnt sich das Buch?
Schwierig. Ich wurde nicht komplett warm, kann es gleichzeitig auch nicht gänzlich schlecht reden. Reinschnuppern ist definitiv nicht verkehrt. Mit einer heißen Tasse Tee in der Hand!
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