von Richard & Billy Chizmar
Kurz & knackig kommt hier meine Meinung zu “Widows Point”. Einem Einzelband.
Worum geht es?
Ein alter Leuchtturm zieht die Menschen magisch an. Mythen und Sagen lassen ihn in einem besonders schaurigem Licht erscheinen. Vor allem, da stets von seltsamen Ermordungen und dem Verschwinden von Personen die Rede ist. Aber ist das alles wahr? Oder soll der Ort nur schaurig wirken?
Zusätzliche Absicherungen und strenge Verbote sprechen dagegen. Dennoch “Widows Point” in Harpers Cove zieht den Autor Thomas Livingston in seinen Bann.
Was passiert dann?
Thomas zieht in den Leuchtturm ein.
Was simpel und unaufgeregt klingt, ist für ihn das reinste Abenteuer. So wird extra für ihn der Turm aufgeschlossen, wichtige Überlebensbasics, wie Wasser, Schlafsack und Lebensmittel reingepackt und er damit darin eingeschlossen. Die Sicherheitsvorkehrungen sind die einzige Bedingung, unter der er sich dort blicken lassen darf. Zumal sie zu seinem eigenem Schutz dienen.
Niemand kann rein. Niemand kann raus. Aber ist er wirklich allein?
Bepackt mit Kamera und Diktiergerät will Thomas das Wochenende visuell und akustisch festhalten. Völlig entspannt und beschwingt startet er in sein verlängertes Wochenende. Er erkundet den Turm, richtet es sich etwas wohnlich ein und zeichnet alles mit der Cam auf. Nichts außergewöhnliches passiert.
Doch dann fällt die Kamera aus. Technikprobleme?
Das Wasser schmeckt komisch. Undicht?
Lebensmittel verschimmeln rasant. Hohe Luftfeuchtigkeit? Oder etwas, was sich nicht rational erklären lässt?
Das Buch “Widows Point” kommt mit einem recht ungewöhnlichen Schreibstil daher. Es werden nicht einfach Ereignisse runtergeschrieben, wie in einem herkömmlichen Roman. Stattdessen sind es Notizen. Jemand hat die Kamera und das Diktiergerät von Thomas gesichtet und gibt 1:1 seine Worte wieder und beschreibt, was auf den Kameraaufzeichnungen zu sehen ist.
“Ein stummer Bildschirm, unterlegt mit gedämptem Husten. Einen Augenblick später wird die Schutzkappe der Kameralinse entfernt und wir sehen die ersten verwackelten Bilder eines Hotelzimmers.” (Auszug Buchbeginn)
Das ist anfangs äußerst ungewohnt, jedoch ist die Eingewöhnungsphase kurz. Es ist wie ein Film mit unruhiger Kameraführung, der ein Abenteuer begleitet. Ein stummer Zeitzeuge und dennoch so aussagekräftig. Für Spannung sorgen die stetigen Unterbrechungen und Erzählungen des Autors Thomas. Leider ist das Buch etwas kurz. Für meinen Geschmack, hätte es gern doppelt so lang sein können. Da helfen auch nicht die Zeichnungen im Inneren des Buches, die optisch alles aufwerten. Über die kurze Geschichte können sie nicht hinwegtäuschen. Letztlich spreche ich dennoch einen Lesetipp aus. Meint die Leserschaft die Grundstory zu kennen, so holt sie vor allem durch den Stil einiges raus.
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