ミスター・ロン// SABU
#Japanuary
Mit Mr Long bespreche ich heute einen Film von SABU. Einem Regisseur, der einen eigenwilligen Stil hat und dennoch (mich) bisher immer irgendwie überzeugen konnte.
|| Trigger: Drogen ||
“Warum passiert das alles?”
Inhalt
Mr Long ist ein Auftragskiller. Für einen Job reist er aus Taiwan nach Japan. Genauer gesagt nach Tokio. Was anfangs nach einem “reglulären” Auftrag ausschaut und schnell erledigt sein wird, entpuppt sich schnell als Falscheinschätzung. So wird aus dem Jäger kurzerhand ein Gejagter. Mit Geschick und einer ordentlichen Portion Glück, kann Mr Long sich in ein Armenviertel retten. Verletzt, aber am Leben, lässt er sich dort nieder und versucht zu Kräften zu kommen.
Ein Junge entdeckt ihn. Stumm beobachtet er den verletzten fremden Mann und bringt ihm Kleidung. Wortlos lässt er sie vor ihm fallen. Gefolgt von Verbandsmaterial und Gemüse. Sichtlich verwirrt, aber dankbar, nimmt sich Mr Long den Sachen an und macht sich auf die Suche nach Kochmaterialien. Dabei findet er nicht nur das Gesuchte, sondern erfreut kurz darauf eine Gruppe Einheimischer mit seinen Kochkünsten.
Dieser fröhliche Trupp, der nicht weiß, dass da ein Auftragskiller für sie kocht, ist ein starker Kontrast zu dem mürrisch dreinschauendem Taiwaner. Ehe sich dieser versieht, hat sein Fanclub einen Kochwagen gebaut und erklärt ihm. wo er den besten Umsatz erzielt. Stets an seiner Seite ist der kleine Junge, dem er sich (ungewollt) annimmt. Während dessen Mutter mit Drogenproblemen zu kämpfen hat. Etwas, was nicht unkommentiert an dem Killer vorbeigeht.
Mein Filmerlebnis
Es täuscht der Ersteindruck. Dieser Satz passt hier recht gut zu Mr Long. Was zunächst nach einem blutigen Kampf der Clane aussschaut, entwickelt sich rasch zu einem ruhigen Film, der seine Stärke aus einzelnen Momenten zieht. Diese haben so gar nichts mit Auftragsmorden am Hut. Eher mit Menschlichkeit oder eben dem Gegenteil: Der Ausbeutung von eben jenen.
Was natürlich nicht heißt, dass der gute Mr Long plötzlich zum netten Koch mutiert und seinen alten Job an den Nagel hängt. Ganz so einfach ist das Kontrukt dann doch nicht.
In dem Film kommt Mr Long kaum zu Wort. Minutenlang wird sich so zeitweise nur mit Blicken und Mimik ausgetauscht, vor allem wenn er mit dem Jungen beisammen ist. Selbst in anderen Szenen quasseln die Einheimischen fröhlich vor sich hin, während Grumpy Face einfach beobachtet. Selbst seine Gegner mit Katana und Waffen haben einen größeren Redeanteil. Woran das liegt? Ganz einfach: Er beherrscht die japanische Sprache nicht. Kommunikation kann eben auch auf anderen Wegen stattfinden. Das ist nur ein Punkt, den der Film von SABU vermittelt.
Was ich dem Film mochte – mir sogar im rewatch stärker aufgefallen ist – wie der Regisseur es schafft, Trauer, Wut, Hass und Freude so nah beieinander zu halten, ohne dass es ins unrealistische Extreme ausartet. Da ist der angesehene Auftragskiller, der zum gefeiertem Koch mutiert. Der fröhlich aufgedrehte Dorf-Fanclub und die Feinde von Mr Long, die nach ihm suchen und seinen Kopf wollen, während das Dorf eher seine Kochgünste vergöttert. Und nicht zuletzt der Junge Jun mitsamt seiner Mutter, die fast schon einen eigenen Erzählstrang ausfüllen.
|| Für mich ein stimmiges Werk, welches in keiner (SABU) Sammlung fehlen sollte, vor allem, da er hier nicht dem reinen Arthouse Stil folgt. Was ihn für Schauende einfacher verdaulich macht.
Eckdaten
Genre: Drama, Crime
Länge: 129 min
Regie: SABU
Sprache: jap. mit UT
Stream: unbekannt – geschaut via Disc
zu Verleger rapid eye movies*
An dieser Stelle noch etwas Hintergrundwissen.
Der Schaupspieler Chang Chen, der Mr Long verkörpert, spielt ebenfalls in der neuen Dune Verfilmung mit. Dort ist er der Arzt Doktor Yueh.
Oder – um bei asiatischen Werken zu bleiben – in “2046“. Ebenfalls sehenswert!
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