von Yosano Akiko
Gelesen & unter die Lupe genommen: “Männer und Frauen”.
Worum geht es?
Warum werden Frauen von der Gesellschaft chronisch unterschätzt? Warum sollen sie Steuern zahlen, in der Politik aber keine Rolle spielen? Was könnten sie, die den Strapazen von Geburt und Kindererziehung gewachsen sind, nicht alles leisten, würde man ihnen dieselbe Ausbildung zubilligen wie Männern!
Diese Worte stammen vom Klappentext des Buches und fassen ganz gut zusammen, mit welchen Gedanken sich Yosano Akiko befasst und niederschreibt.
Aber nicht nur auf Papiert bannt sie die Worte, sie wird selbst aktiv und kämpfte für die Rechte der Frauen in Japan.
Ich hasse es, ohne Herzblut zu schreiben! (Y.Akiko)
Die Autorin kämpfte vehement gegen die alten starren Traditionen und Muster, der Gesellschaft in Japan, die selbst heute noch nicht komplett gebannt sind. Sie möchte, dass Frauen ebenfalls Berufe und Tätigkeiten ausüben können, die Männer machen.
Dabei ging es ihr vor allem darum, dass die starren Muster gebrochen werden. Das schwache Geschlecht ist nicht schwach, sondern wird nur als ein solches hingestellt. In einer Männerdomäne.
“Ich denke, Frauen können jedgliche Art von Beruf ergreifen, wenn er zu ihren persönlichen Talenten passt und wenn dies zu ihrem eigenen Leben und zum Leben der Gesellschaft beiträgt” (S.43)
Kämpferherz
Theoretisch könnte ich zahlreiche Passagen aus diesem Essay hier zitieren. Sie spricht in vielen Teilen mir aus der Seele und es ist eigentlich traurig, dass wir selbst heut – fast hundert Jahre später – immer noch an diesen Fronten zu kämpfen haben. Gleichberechtigung. Gleichstellung.
“Nach meiner Vorstellung ist es in Zukunft ohnehin weniger wichtig, nach Männern und Frauen zu unterscheiden – in welcher Gesellschaft wir uns auch bewegen werden. Vielmehr wird sich die Einstufung einzelner Individuen danach richten, wir hoch oder niedrig die Kenntnisse und Fähigkeiten einer Person einzuschätzen sind.” (S.38)
Revolution? Feminismus?
Yosana Akiko gilt als Kritikerin, Denkerin und Feministin.
Sie setze sich für die Gleichberechtigung ein und wurde dafür anfangs nicht sonderlich geschätz, was aber wohl eher an den Werken lag, die sie veröffentlichte. Ihre romantische Prosa weißt wohl detailreiche Erotik auf.
Für die damalige Zeit zumindest.
Zeitgleich kam ihr Kämpferinnengeist und ihre Essays äußerst positiv bei der Kritikerwelt an.
Ich selbst kennen keine Poesie von ihr und bei den Essays liegt mir bisher nur dieses Werk hier vor.
Leider ist es gekürzt, was damit begründet wird, dass sie sich ziemlich ausführlich über Thematiken äußerst, die den Rahmen der Grundthematik dieses Buches sprengen würden. Dennoch: Ich würde es gerne lesen.
Denn das, was ich gelesen habe, hat mich überzeugt. Gleichtzeitig würde mich interessieren, inwiefern sich die japanische Gesellschaft seitdem geändert hat. Manches ist präsent, manches müsse recherchiert werden und genau DAS würde den Rahmen meiner kleinen Kritik hier sprengen.
Zum Abschluss gibt es noch zwei Zitate:
“Unter Knaben wie Mädchen gibt es gleicherweise Kinder, die einer höheren Schulbildung nicht zu folgen vermögen. Sich einzurden, dass dies nur auf Mädchen zutreffe, widerspricht dem Gedanken der Demokratie. “(S.89)
“Es gibt offenbar in der Welt eine große Zahl von Leuten, die erklären, dass sie sich nicht impfen lassen wollen. Mich schaudert es angesichts der unwürdigen Haltung dieser Leute gegenüber dem Leben. Es gibt nicht Barbarischeres, als das eigene Leben leichtfertig aufs Spiel zu setzen” (S.119 – Anm. sie bezieht sich auf die span. Grippe)
Fazit
“Männer und Frauen” hat mich positiv überrascht. Überrascht vor allem in dem Sinne, dass das Essay nicht trocken daherkommt, sondern vollen Leidenschaft steckt, die in den wenigen Worten durchaus zu spüren ist. Nur eine Frage stellte ich mir bei dem deutschen Titel. Es geht um den Wandel der Gesellschaft, dem Brechen von Mustern. Warum heißt es nicht “Frauen und Männer”?
Das Buch ist recht kurz.
Am Ende kommen noch zahlreiche Infos zu den Hintergründen des Lebens von Yosano Akiko und eben, warum das Buch nur Auszüge enthält, anstatt komplett übersetzt abgedruckt zu werden.
Mich würde es freuen, wenn der Verlag noch weitere Werke – wie z.B. die Prosa – der Feministin auf den deutschen Markt bringt. In dem Fall, würde selbst ich freiwillig in die Welt der Gedichte abtauchen.
Ansonsten: Lest das Buch! Es lohnt sich!
Schreibe den ersten Kommentar