|Crime| „Minus 22 Grad“

von Quentin Peck

Rezensionsexemplar

„Sie liebte den Schmerz.“ (Beginn)

Es ist Winter. Eisig Kälte hat den Thüringer Wald fest in der Hand. Schneebedeckte Wälder lassen den Eindruck eines winter wonderlands entstehen, wie es in Märchen geschrieben steht. Für die eine Hälfte der Menschen bedeutet so ein Wetter kuschelige Zeit daheim. Mit einem heißen Getränk eingemummelt auf der Couch sitzen. Andere hingegen zieht es hinaus in den Schnee. Dick gepackt, wird dem eisigen Wind getrotzt und ein Spaziergang durchgezogen. Oder, wir machen es wie Laura: Schnappen uns unser trekking bike und gehen bis an die körperlichen Grenzen um abzuschalten. Allein. Nur unser Körper, die Natur und …

Ein Auto. Nun gut. Menschen bewegen sich nun einmal im Auto auf Straßen entlang. Auch im Winter. Dieses hier, scheint allerdings ein besonderes Interesse an Laura zu haben. Statt auf Abstand zu gehen, sich den Wetterbedingungen anzupassen, kommt es stetig näher. Unwohlsein breitet sich in der jungen Frau aus. Sie tritt in die Pedale. Gar nicht so einfach, bei den Schneemassen. Ein Stoß. Hat das Auto sie gerade berührt? Panik ergreift sie. Ein weiterer Stoß und alles wird schwarz.

„Eiszapfen hingen an einer Dachrinne. Rauch stieg aus einem Schornstein auf. Ein Vater zog seinen Sohn auf einem Schlitten durch den Schnee. Das Kind kreischte laut.“
(S.57)

Das Leben geht weiter. Als wäre nichts unegwöhnliches passiert. Im nächsten Step lernen wir eine Frau namens Ariane kennen. Sie lebt zurückgezogen im Wald. Meidet möglichst den Menschenkontakt. Was ihr recht gut gelingt, wenn da nicht dieser wagemutige Schlittschluhläufer auf dem gefrorenen See wäre. Weiß er nicht, dass es nicht sicher ist, dort zu laufen?
Ihr wachsamer Blick täuscht sie nicht. Er bricht ein. Hektisch startet sie seine Rettungsaktion. So viel zu Thema: Allein sein und Ruhe genießen.

Ein weiteres Gesicht gehört dem Kriminalkommissar Lukas. Der Fall der vermissten jungen Frau namens Laura landet auf seinem Tisch. Nicht ganz ohne Grund. Ihre Mutter hat eine politische Position inne und sie möchte ihre Tochter finden. Sofort!
Lukas ist kein Unbekannter im Revier. Allerdings nicht der beste Schwiedersohn. Was sicherlich nicht nur an seiner wortkargen Art liegt. Das Bündel der Vergangenheit lässt rufen. Trotzdem ist er gut und vermutet Parallelen zu einem bekannten Fall, mit Vermissten. Sollte sich das bewahrheiten, ist es ein Wettlauf mit der Zeit, bevor Lauras toter Körper geborgen wird.

„Ich muss mich schämen. Weil ich das Monster damals nicht gefasst habe.“ (S.145)

Okay. Butter bei die Fische. Wir kennen sie alle. DIESE Menschen in Romanen, meist in Krimi und Thriller, die DIESES eine Päckchen zu tragen haben und darunter leiden. Und UNS mitleiden lassen. Das ist auch völlig in Ordnung. Das Leben hat bekannterweise nicht nur rosa rote Seiten parat. Die dunklen Seiten mit grummeligen Kommentaren und seltsamen Marotten zu kompensieren, gern mit verflossenen Liebschaften und/oder Ehen, scheint in Büchern beliebt zu sein. Lukas bekommt diesen Stempel ebenfalls aufgedrückt. Anfangs habe ich versucht ihn so hinzunehmen wie er ist. Gebeutelt. Dann nehmen ein paar Klischees zu und es war mit der Sympathie vorbei. Kann er nix für. Eher die schreibende Hand dahinter.

Rückblickend, ist es vor allem seine Darstellung, die mir negativ in Erinnerung geblieben ist und das Buch letztlich nicht zu einem Lesehighlight machte. Es gibt so viele gute Aspekte in dem Buch, die mir wirklich gefallen haben. Vor allem rund im die Welt von Ariane. Das Ende eingeschlossen. Der Spannungsaufbau. Nie zu viel, genau richtig um miträtseln zu können. (Und nicht in die falsche Richtung gelenkt zu werden.) Der Grund, warum Laura ein Opfer wurde. Und die Kälte, die in der Handlung stetig zu spüren ist. Minus 22 Grad eben.

Fazit
„Minus 22 Grad“ ist ein Buch, was mich nicht sofort in den Bann gezogen hat. Tatsächlich habe ich erstmal geschaut, ob es möglich ist, so im Schnee zu fahren wie Laura. Die hochgezogene Augenbraue legte sich wieder, als Ariane ins Spiel kommt. Für mich war sie die Figur, die mich ans Buch fesselte. Der Rest ist Schmuck. Da ich keine weiteren Werke finde, ist es wohl das Debüt von Quentin Peck, daher meine Bitte: Bitte hau keine Klischees rein, wie oben genannt. Zu schade, um den Inhalt und den Rest der Story.

Hier lohnt ein Blick lohnt hinein.


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VÖ: 01/25 bei blanvalet*
Seiten: 368

Deutschland
Crime, Thriller
Einzelband

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