|Crime| “Der eiserne Wald”

Kunterbunte Blumenwiesen, der Geruch von frisch gemähtem Rasen, das sanfte Knarren von den Zweigen im Wind, das fröhliche Vogelgezwitscher aus Nachbars stets blickdichter Hecke oder gar das beruhigende Rascheln des Blätterwaldes im Wind, in der Zukunft könnte dies alles Vergangenheit sein. Wie Geschichten aus einer längst vergessenen Zeit erzählen die Großeltern dann ihren Enkeln die Pflanzenwelt, wie sie einst existierte.

In der Geschichte „Der eiserne Wald“ von Chris Howard ist diese Zukunft bittere Realität.

Bäume gibt es nur in Erzählungen von einem Paradies, auf der anderen Seite des Meeres, die noch keiner je gefunden hat. Die Welt ist staubig und trocken, als Ernährung muss genetisch veränderter Mais herhalten, der in Form von Popcorn in allen möglichen Geschmacksrichtungen erhältlich ist, wenn auch meist nur in genügender Anzahl für die Reichen.

Der Rest muss hart dafür schuften. Der siebzehnjährige Banyan ist in dieser Welt aufgewachsen und arbeitet als Baumeister um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Aber er ist nicht irgendein Baumeister, seine Kunst ist es Bäume zu erschaffen, so naturgetreu wie möglich, zumindest so weit, wie es seine Fantasie und Bilder zulassen. Sein Material? Blech, Kupfer, Drähte, Gummi, Leuchtmittel und weitere Abfälle, die überall in Unmengen vorhanden sind. Gelernt hat er diese Kunst von seinem Vater.

Dieser wurde entführt, als Banyan noch recht klein war, doch er hat die Hoffnung nicht aufgegeben ihn irgendwann wieder zu finden, zumindest tief in seinem Herzen. Ganze Regionen hat der abgesucht und nichts gefunden, er hat die Hoffnung schon aufgeben, als er eines Tages von der Tochter seines neuen Auftraggebers ein Bild geschenkt bekommt, das ihm neue Zuversicht gibt.

Chris Howard hat einen sehr lockeren leichten Schreibstil, in dem man sich schnell hineinfindet.

Man fühlt sich manchmal selbst in der öden Zukunft bei dem jungen Baumeister sitzend. Natürlich geht es in diesem Zukunftsroman nicht nur um die Suche nach dem verlorenen Vater. Viel wichtiger ist eigentlich Jagd nach dem letzten Baum dieser Erde. Das detailreiche Tattoo auf dem Körper einer hübschen Frau, soll diesen Weg weisen.

Doch nicht nur Banyan und seine Begleiter folgen diesem Weg, auch andere möchten dieses borkige raue Ding endlich einmal sehen und fühlen. Allem voran die Firma GenTech, der führende und einzige Maislieferant, der sich noch auch das letzte bisschen Grün sich unter den Nagel reißen will.

Nach einem kurzen Einstieg, in dem der Leser ein paar Eckdaten zu der Hauptfigur des Buches erfährt, geht es direkt rasant los.

Von einem Ereignis zum nächsten schlittert der Junge durch die Geschichte, immer recht nah an der Grenze zwischen Leben und Tod. Dadurch liest sich das Buch auch recht zügig. Erst gegen Ende gibt es zeitweise zu viele Informationen auf einmal, die den schnellen Leser in stocken geraten lassen. Die Fantasie kommt hier  keinesfalls zu kurz, wenn auch die Auflösung am Ende ein kleines Stirnrunzeln verursacht, da sie recht futuristisch wirkt. Aber wer weiß, vielleicht endet die Erde wirklich einmal genauso.

„Der eiserene Wald“ ist auf jeden Fall lesenswert und eine willkommene Abwechslung zwischen aktuellen Fantasieromanen, in der es um Zwerge, Trolle, Feen und Zauberer geht.


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Genre: Fantasy, Endzeit / VÖ: September 2013 / Verlag: Droemer Knaur* / Serie: Einzelband


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