Mitten im Winter. Starker Schneefall bettet das Land in einen weißen Wattebausch. Alles wirkt so rein und friedlich. Geräusche dringen nur gedämpft hervor und mittendrin stapft ein Mädchen durch den Wald. Leicht bekleidet, zitternd vor Kälte und doch zielstrebig aufwärts laufend. Sie möchte den freien Fall spüren, dem hier sein entkommen, den ewigen Frieden finden.
Laura setzt ihrem kurzen Leben ein jähes Ende.
Nur keiner kann glauben, dass dies ein freiwilliger Gang in den Tod war. Ein Mädchen aus wohlhabendem Hause, mit einem Freundeskreis, der immer zusammen gehalten hat, wo sollte da ein Grund vergraben sein? Diese Frage stellt sich nicht nur die Familie und das nähere Umfeld, sondern auch der Bergretter Roman Jäger. Er versuchte das Mädchen in letzter Sekunde zu retten, jedoch scheiterte er kläglich.
Während er sich mit Schuldgefühlen belädt, engagiert der Vater der Verstorbenen einen Privatdetektiv. Dieser soll herausfinden, wer seine Tochter umgebracht hat und warum alles nach einem Freitod aussieht. Gleichzeitig machen sich auch die Freunde von Laura Gedanken. Hätten sie etwas entdecken müssen? Warum wussten sie nicht von den Sorgen ihrer Freundin?Liegt der Grund etwa in dem Ereignis was ein schon eine Weile zurückliegt? Worüber die Gruppe nie offen gesprochen hat und schon damals drohte auseinander zu brechen…
Das „Höllental“ ist in sieben Abschnitte unterteilt.
In jedem erfährt man einen guten Schwung an Informationen und nähert sich immer mehr der bitteren Wahrheit an.Leider zieht es sich in den ersten drei Abschnitten gewaltig. Man schwebt als Leser in der Luft herum, versucht Fuß zu fassen, in dem man den roten Faden findet oder sich mit einer Figur verbünden möchte und man will das Buch am liebsten beiseite legen, weil es nicht klappt. Zum Glück legt sich das ab Abschnitt vier wieder und man fängt an sich richtig in den Thriller zu vertiefen.
Andreas Winkelmann lässt neben den Hauptfiguren, wie Mara und Roman, auch Nebencharaktere zu Wort kommen. Unter anderem auch eine Stimme aus dem Krieg, die man zunächst nicht einordnen kann und verzweifelt nach einen Zusammenhang sucht.Nachdem bestimmte Stichworte bis zur Mitte des Buches gefallen sind, fällt beim Lesen der Groschen und man kann sich alles zusammenreimen, sodass am Ende nur wenige Überraschungen auf einen warten.
Das ist leider sehr schade, da alles vorhersehbar wird.
Einzig die Spannung wird aufrecht erhalten, was Winkelmann schon in anderen Werken wie „Bleicher Tod“, perfekt mit seinem Schreibstil geschafft hat. Er schreckt dabei auch nicht vor grausig detailreichen Beschreibungen zurück, wo die Leserschaft mit einem guten Vorstellungsvermögen schnell auf ihre Kosten kommt.
Bei „Bleicher Tod“ hatte er sich zu wenig auf seine Figuren eingelassen, sodass man als Leser sich nicht in sie hineinversetzen konnte und somit die nötige Verbindung fehlte. In „Höllental“ löst er dieses Problem besser, jedoch macht er diesmal den Fehler, dass er anfangs so gut wie keinen roten Faden sichtbar werden lässt und immer wieder die gleichen Andeutungen gemacht werden ohne dass es voran geht.
Alles in allem, ist „Höllental“ ein solider Thriller, der sicher seine Fans findet, aber eben für den ein oder anderen zu vorhersehbar ist. Andreas Winkelmann braucht sich also auch weiterhin nicht hinter bekannteren deutschen Thrillerautoren verstecken und kann wie bisher düstere Romane für seine treue Leserschaft verfassen.
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Genre: Crime / VÖ: Februar 2013 / Verlag: Goldmann* / Serie: Einzelband
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