|Thriller| “Die Marseille Connection”

Eine Anti-Criminalite Einheit sorgt in Frankreich, speziell in Marseille für Ordnung. Ihr übergestellt ist die Kommissarin Bernadette Bourdet. Eine Frau, nach der sich sicherlich kaum ein Mann umdrehen wird. Denn statt mit einem perfekten Äußerem, überzeugt sie mit ihrer Willensstärke und dem harten Durchsetzungsvermögen. Ihre Sprache ist genauso derbe, wie ihre Methoden um Verbrecher zum Reden zu bringen. Hinzukommt noch, dass sie eindeutig auf Frauen steht und sich gerne eine Prostituierte mit nach Hause nimmt. Sie präsentiert quasi die komplette Antiheldin und keine Polizistin, in die sich das Leserherz verlieben wird. Ob das gut gehen kann?

Ja, es kann! Zunächst werden einem die vier unterschiedlichen Mitglieder der Dromos Gang vorgestellt. Da wäre der Russe Sosim Katajew, welcher mit illegalem Holzhandel aus dem verstrahltem Gebiet um Tschernobyl sein Geld macht. Sein Freund, der Italiener Guiseppe Cruciani, der sein Geld mit illegalem Organhandel verdient und der Inder Sunil Banerjee, sowie die Schweizerin Inez Theiler, die beiden klugen Köpfe der Bande, die sich besonders um finanzielle Verbindungen kümmern. Alle zusammen kennen sich schon seit mehreren Jahren und harmonieren perfekt miteinander. Ihr neues Interessengebiet gilt nun Marseille.

Neben diesen fünf Charakteren lernt man ziemlich schnell noch einen Südamerikaner namens Esteban Garrincha kennen. Er gerät in die Räder der Kommissarin und wird kurzerhand hier Handlanger. Bei ihm merkt man besonders, wie Berndatte – kurz B.B. tickt – dass ihre Worte wahr sind und die nicht lange fackelt, wenn sie etwas erreichen möchte. Da gehören Mord und Totschlag genauso dazu, wie Folter und Erpressung. Harter Tobak, der einen erwartet. Wenn man sich dann noch die geringe Seitenanzahl anschaut, merkt man erst recht, dass hier alles kurz und schmerzlos ist.

Massimo Charlotte schmückt seine beschriebenen Ereignisse nicht sonderlich aus. Es wird nicht um den heißen Brei herumgeredet, sondern gehandelt. Das wirkt sich zeitweise auch negativ auf das Leseempfinden aus. Man hat das Gefühl etwas verpasst zu haben, weil man glaubt die Person nicht genug zu kennen oder nicht genügend Eckdaten zu einem Komplott zu haben. An den zahlreichen Namen oben und deren kulturellen Herkunft merkt man recht deutlich den bunten Mix, der einen auch beim Lesen erwartet. Trotzdem ist es keine Überdosierung. Eher im Gegenteil, man will mehr Informationen haben. Ob dann die aktuelle  knallharte  Situation ihre Würze verlieren würde, ist die andere Frage.

Das Buch geht tief. Man versinkt stark im Sumpf der unorthodoxen Machenschaften zwischen Gangstern, Mafia, dem Drogenkartell und der Polizei. Mittendrin hüpfen nun die 4 Freunde der Dromos Gang umher und wirbeln eine Menge Staub auf. Es fällt einem nicht leicht, einen Charakter ins Herz zu schließen. Denn irgendwie sind es alles negative Gesichter. Es gibt kein fröhliches Mädchen, was Blumen verschenkt und für Frieden sorgt. So ist es mir auch schwer gefallen, jemanden besonders zu mögen. Am ehesten ist es dann noch Sosim Katajew, dem russischen Mitglied aus der Dromos Gang. Zwar hat auch er keine weiße Weste, dennoch wirkte er noch am „normalsten“ in der Runde.

Alles in allem ist dieses Buch eine interessante Lektüre über Wirtschaftskriminalität in Frankreich. Man ist von Anfang an mittendrin im Geschehen und erlebt auch bis zum Schluss keine langweilige Lesephase. Dennoch hat man das Gefühl es fehlt etwas. Ich bin der Meinung diese spezielle Prise ist bei der Übersetzung verloren gegangen. Leider bin ich des Italienischen nicht mächtig, sonst würde ich es austesten. Von daher ist dies nur eine Vermutung. Perfekt ist das Buch nicht und es ist auch nicht für jeden Leser etwas, dennoch halte ich es für absolut lesenswert. Wer mal etwas anderes Lesen möchte, als Gut und Böse, als ein klares Schwarz und Weiß, sondern nur das dunkle, schwarze, korrupte Wesen der Menschen erleben will, darf hier zugreifen.

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Genre: Thriller / VÖ: März 2015 / Verlag: Heyne / Serie: Einzelband / Region: Frankreich/Marseille

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