“Ich heiße Kenji. Mein Name ist Kenji. Ich bin Kenji.” (Buchbeginn)
Kenji ist ein Touristenführer. Zarte zwanzig Jahre alt, versucht er so sich etwas Geld zu verdienen und bessert gleichzeitig sein Englisch auf. Denn meist sind es Amerikaner, die seine Dienste in Anspruch nehmen wollen. Allerdings ist er auch kein gewöhnlicher Tour Guide. Er zeigt seinen Kunden das Rotlichtviertel Tokios. Schnell verdientes Geld. Denn er kennt die Leute, weiß wo er fragen kann und was angesagt ist. Aber dann kommt der Tag, der alles ändert.
Frank taucht auf. Ein etwas stämmiger amerikanischer Kunde, der für sich ganz allein eine Tour haben möchte. Stutzig klärt Kenji ihn über die entsprechenden Preise auf. Aber Frank lässt sich davon nicht stören. Geld scheint keine Rolle zu spielen. Er will eine private Tour. Nur er und Kenji. Wie zwei alte Freunde. Skeptisch nimmt er den Auftrag an. Drei Tage hat er gebucht und am ersten Tag scheint noch alles relativ normal. Komische Marotten von Frank machen sich bemerkbar. Wer hat sie nicht?
“Es war nicht unbedingt eine Veranlagung zu Grausamkeit, die ich bei Frank spürte. Er entsprach auch nicht dem Bild, das ich von einem blutrünstigen Mörder hatte.Eher spürte ich eine bodenlose Leere in ihm, aus der etwas Bedrohliches entstand.” (S.92)
Es sind die Ereignisse aus den lokalen Medien, die ihn unruhig werden lassen. Ist Frank zu einem Mord fähig? Ist es purer Zufall, dass seit seiner Ankunft schon zwei Menschen umgebracht wurden? Nur weil er schräg ist,muss er nicht gleich ein Mörder sein. Oder doch? Er spricht mit seiner Freundin Jun über seinen Kunden und bittet sie, die Polizei zu rufen, sollte er sich bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht melden. Ist diese Vorsicht wirklich nötig?
Auf knapp 200 Seiten bekommt man den Einblick in das Leben zweier Menschen. Bei Kenji geht man dabei recht tief. Was nicht zuletzt an der Ich-Perspektive liegt und wir somit hautnah die Gedanken von unserem japanischen Touristenführer hören. Frank dagegen bleibt schwammig. Nur durch Kenjis Beobachtung erfahren wir seine, die einen auch die Stirn kraus ziehen lassen. Extrem kraus. Denn harmlos geht es in dem Büchlein nicht zu.
“Es war kein Traum gewesen.” (S.140)
In drei große Kapitel aufgeteilt, hangeln wir uns klassisch von der Einleitung, zum Hauptteil und dann zum Finale. Die Steigerung ist deutlich zu spüren. Man lauert nur darauf, dass dieser Frank endlich sein wahres Gesicht zeigt. Leider muss er auch seine arme Leidensgeschichte zum besten geben. Diese paar Seiten haben dem Buch einen kurzen Dämpfer verpasst, da sie das Tempo deutlich drosseln. Auch konnte ich eine Entscheidung von Kenji nicht wirklich nachvollziehen. Erklärung seitens Buches, hin oder her.
Letztlich habe ich das Buch gerne gelesen. Es zeigt schonungslos auf, die in Japan mit dem gekauften Sex umgegangen wird. Was Ausländer in den jungen Frauen oder Männern sehen und wie kalt diese innerlich ihren Job letztlich erledigen und nach außen brav lächeln. Am Ende geht es immer nur ums Geld.
Randnotiz: Auch in diesem Buch spielt das Neujahrsfest eine Rolle.
Genre: Crime / VÖ: November 2006 / Verlag: KiWi / Seiten: 208 / Serie: Einzelband
weitere Kritiken: hammet krimis, Benjamin Brückner, …
weitere (dt.) Bände von Ryu Murakami: Piercing, Audition, Das Casting >, Coin Locker Babys, …
erhältlich z.B. bei: hugendubel (generell nur gebraucht oder auf Englisch)
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