|Crime| “Transfusion”

Es klingt wie ein Traum. Kann das wirklich Realität sein?

Der Pharmakonzern Astrada hat es geschafft ein Mittel auf den Markt zu bringen, was gegen Alzheimer hilft. Erfolgreich. Davon können wir in der Realität nur träumen. Zwar wurde Ende 2019 ein Mittel erfolgreich eingesetzt, allerdings hat die Behandlung bereits im frühen Stadium begonnen und wann es weltweit erhältlich ist, ist eine andere Frage. Hier, im fiktiven Hamburg, hat die besagte Firma bereits den Durchbruch geschafft.

Die Wissenschaftlerin Iliana war bei den Entwickling beteiligt. Ein “Versuchskaninchen” ist ihr eigener Vater. Sie musste am eigenen Leib erleben, wir es ist, wenn eine geliebte Person einen plötzlich nicht mehr erkennt. Wenn einfache Alltagsdinge ein Ding der Unmöglickeit werden und Notizen nur geringfügig eine Gedankenstütze sind. Kein Wunder, dass sie voll hinter dem Produkt steht. Doch plötzlich wendet sich das Blatt.

“Die Plasmaproben. Sie brauchte einen Moment, um sich wieder in die Daten einzufinden. “Dev.” Was für ein Plasma war das? Woher kam es?” (S.43)

Am Hamburger Hafen werden in Schiffscontainern die Leichen von fünf Mädchen gefunden. In ihrem Armen ein Teddy von Astrada. Ein Medienskandal schlechthin. Markus Jacobs, der Forschungsleiter, ist zudem spurlos verschwunden. Untergetaucht. Offiziell heißt es, er hat gekündigt. Somit übergibt der Chef namens Freimuth, den Posten der total perplexen Iliana. Als sie dann auch noch bei ihren Nachforschungen Unterlagen findet, die eigentlich nicht existieren dürften, kippt sie fast vom Stuhl.

Die weiteren Schritte erscheinen fast logisch: Die Wissenschaftlerin bringt die Fakten auf den Tisch, will den Vorstand schockieren und zu einem Umdenken bewegen. Nun. Das gelingt ihr jedoch nicht in dem Rahmen wie sie es erwartet hätte. Wie es ein rational denkender Mensch erhofft hätte. Wenn es um die Erhöhung des Lebensstandards geht, geht man eben auch über Leichen.

“Ich hatte stets das Wohl der Firma und der Patienten im Blick.” (S.133)

Bei wem kommt jetzt auch die Galle hoch? Irgendwie hat man ja geahnt, dass offene Karten nicht zu einem Erfolg führen und dieses Kaltblütigkeit lässt einen kopfschüttelnd durch die Zeilen fliegen. Man möchte schließlich wissen, ob Iliana das Blatt noch wenden kann und was mit den Kindern passiert. Dieser Part ist wirklich spannend geschreiben. Man ist voll drin und möchte das Buch nicht beiseite legen.

Aber dann, dann kommen plötzlich diese Momente, wo man sich fragt, warum der Autor sie eingebaut hat. Zufälle, dumme Kettenreaktionen, alles ist möglich. Wenn es jedoch ein Level erhält, wo man beim lesen innehält und anfängt zu grübeln, dass das ein wenig arg viel “Zufall” ist. Dann ärgert man sich innerlich. In dem Fall zieht es sich leider bis zum bitteren Ende, was einfach nicht zum ersten Part des Buches passen will. Schade.

Ich hatte mich auf das Buch und die Thematik Alzheimer und medizinische Fortschritte wirklich gefreut. Doch das letzte Viertel des Buches hinterlässt einen extrem bitteren Beigeschmack. Somit kann ich leider keine Empfehlung aussprechen.

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Genre: Crime / VÖ: Oktober ’19 / Verlag: Heyne Verlag* / Serie: Einzelband

erhältlich bei: hugendubel.de*

4 Kommentare

  1. 9. Januar 2020
    Antworten

    Ich finde nicht mal, dass Zufälle bzw. dumme Kettenreaktionen sich auf das letzte Viertel beschränken. Ich will hier nicht spoilern, nur soviel: wenn man die Rolle betrachtet, die die toten Kinder im Container spielen, ist das eigentlich einer der zufälligsten “Aufdecker”, die man sich vorstellen kann.
    Für meinen Geschmack war der Unterschied zwischen dem letzten Viertel und dem Rest des Buches nicht ganz so groß, wie Du ihn empfunden hast. Deshalb ist das Buch bei mir besser weggekommen. Ich wurde gut unterhalten und da bin ich dann meistens großzügig, was Ungereimtheiten oder zu große Zufälle angeht. Ich kann Dein Fazit aber doch gut verstehen, denn wenn man sich am Ende so stört, verdirbt einem das schon das ganze Buch ein bisschen.
    LG Gabi

    • kaisu
      10. Januar 2020
      Antworten

      Am anfang hab ich es dem Buch noch abgekauft. Aber ab einem gewissen Level, Stichwort Waffe und Überwachung, war es mir einfach zu viel des Zufalls und dieses Ende… das war dann einfach zu viel.
      War anfangs eben recht positiv gestimmt und am Ende enttäuscht, daher kommt auch der Kontrast, den ich empfunden hab.

      Es reicht bei mir halt nicht aus “nur” zu unterhalten und zig zuuuuufällige Zuuufälle einzubauen. Es muss glaubhaft verpackt werden.

  2. 10. Januar 2020
    Antworten

    Dafür ist das Buch mit drei Sternen (hab ich bei Goodreads erspäht) aber doch noch gut weggekommen.
    Bei mir ist das ganz unterschiedlich. Manchmal störe ich mich an Dingen, die andere überlesen und das verdirbt das ganze Buch für mich. Andererseits tue ich manche haarsträubende Wendungen mit einem Achselzucken ab und liebe das Buch trotzdem, weil irgendwas, das ich sehr mag, das locker ausgleichen kann.
    (Ich weiß, hier ist grad Baustelle, aber ist das gewollt, dass man auf Deine antwort nicht antworten kann, sondern einen neuen Kommentar schreiben muss?)
    LG Gabi

    • kaisu
      10. Januar 2020
      Antworten

      Du müsstest quasi auf deinen eigenen Kommi antworten, dann kommt der untendrunter, hat was mit der Staffelung zu tun.
      Teste mich da grad aus. Manche machen das automatisch so, manche, so wie du, sind erstma verwirrt :P

      Kritik heißt bei mir ja nicht immer, dass das Buch grottenschlecht ist.
      3 Sterne sind für mich 5 oder 6 Punkte. In dem Fall waren es 5 Punkte und eben keine Empfehlung wert.
      Ich stör mich halt an Dingen, die zu gewollt ausschauen und für mich nicht mehr glaubwürdig wirken :/
      Man kann das Rad ja nicht neu erfinden, aber neu verpacken :D (Tagesweisheit XD)

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