Mariah leidet. Es zermürbt sie, dass bis heute nicht richtig aufgeklärt wurde, was mit ihrer Mutter vor zwei Jahren geschehen ist. Trotzdem geht sie ihrem Leben nach, versucht über die Runden zu kommen und stark zu sein. Auch für ihren Vater. Denn dieser leider scheinbar noch mehr unter dem Verlust. Ihm wird unterstellt, seine Frau ermordet zu haben. Man will, dass er weg zieht, dass er aus der Stadt verschwindet. Aber so leicht, lässt sich die kleine Familie nicht unterkriegen.
“Mariah ging zu ihrem Kleiderscharnk und griff hinter die aufgehängten Kleidungsstücke. Langsam zog sie eine große Pinnwand hervor. Zettel und Fotos waren daran festgesteckt. Bilder von Mom […].” (S.27)
Was Mariahs Vater nicht weiß, sie sicht weiterhin aktiv nach der Wahrheit. Somit kommt ihr eine Nachricht recht gelegen, die eine neue Spur aufdeckt. Eine Frau mit dem Namen Bethany, die spurlos verschwunden ist. In ein Flugzeug gestiegen und nie wieder gesehn, als ob sie jemand ausradiert hätte. Marias Mutter heißt auch Bethany. Sie ist auch spurlos verschwunden. Gibt es einen Zusammenhang? Sie beschließt den Absender zu kontaktieren. Und so tritt Reveal oder auch Chad in ihre Welt.
Plötzlich spitzt sich allerdings die Lage zu. Während sie eine neue Spur hat und neue Hoffnung schöpft, bekommt ihr Vater immer wieder aufs Neue zu spüren, dass der nicht erwünscht ist. Steine mit Botschaften, seltsame Anrufe, bewusste Distanz und die Polizei, die ihm zeigt, dass er immer noch kein Mann mit reiner weißer Weste ist. Man fängt an sich zu fragen, ob daran etwas wahr ist. Was, wenn der Ehemann seine Frau Beth ermordet hat? Es es Unfall war und er sich schämt? Es verheimlicht? Aber warum gibt es noch drei Beths mit ähnlichem Muster?
“Der gleiche Name. Beide verschwunden.” “Das muss ein Zufall sein” […]
“Zwei Beths, die so kurz nacheinander und in so großer Nähe verschwunden sind? Spurlos? Was kann es schaden, Informationen auszutauschen?” (S.79)
Das Buch “Drei Bethanys” baut komplett auf dem Ratespiel auf, was mit den drei Frauen geschehen ist. Es will einen in die Irre führen, verführen und die Gedankenwelt wild kreisen lassen. Allerdings macht es dabei einen kleinen Fehler: Es zieht sich zu lange. In der Mitte des Buches hatte ich wirklich einen Hänger und hoffe nur noch, dass jetzt endlich etwas neues (!) passiert und man sich nicht ständig um den gleichen Brei dreht. Denn letztlich macht man das einige Seiten lang.
Es kommt nicht sonderlich viel Action vor. Die einzigen aufregenden Momente sind kleinere Unfälle und das Ende, an dem dann alles aufgeklärt wird. Ein Lichtblick ist Mariah. Ihre sture und wissbegierige Art treibt die Geschichte gut voran. Sie bringt einige neue Gesichter ins Spiel, die für den Verlauf mal bedeutsam oder eher unwichtig sind. Ein guter Mix, damit es nicht zu fad wird. Es rettet das Buch allerdings nicht vor dem Ende. Dieses hat mich etwas ernüchtert zurückgelassen.
“Ich würde lieber die Finger davonlassen.” (S.357)
Da ich nicht spoilern möchte, hole ich minimal aus: Das Buch hat eigentlich zwei Enden. Ein Strang geht zuerst zu Ende und wird aufgeklärt und einer kommt einen Tick später zum Schluss. Der erste Strang birgt keine große Überraschung, was schade war. Der zweite Strang ist da schon besser. Jedoch wirkte es mir zu abgewürgt. Dann lieber etwas vom Füllmaterial in der Mitte des Buches streichen und mehr auf die Emotionen eingehen. (Oh, und der Epilog war überflüssig und hat es noch mehr kaputt gemacht.)
Ich möchte das Buch auf gar keinen Fall madig reden. Es gibt mit Sicherheit lesehungrige Wesen die genau auf solche Geschichten stehen. Für mich selbst war es eine runde Sache, die jedoch nicht im Kopf hängen bleiben wird. Dafür fehlte mir das gewisse Etwas. Eine Erwartung, die das Buch in meinen Augen nicht erfüllen konnte. Weder Schreibstil noch die Charaktere konnten sich in meinem Kopf verankern.
Genre: Crime / VÖ: Februar ’20 / Verlag: Festa Verlag* / Serie: Einzelband
erhältlich bei: hugendubel.de*
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