Kurz & Knackig kommentiert
Romane, die keinerlei kriminalistische oder anderweilig spannende Ermittlungsarbeit beinhalten, lese ich recht selten. Manchmal macht mich ein Klappentext allerdings so neugierig, dass ich über den Tellerrand hinaus schaue und zu solch einem Buch greife. “Der Garten meiner Mutter” ist so ein Werk. Hier geht es um eine Frau aus Indien, die sich gegen die gesellschaftlichen Regeln und Traditionen hinwegsetzt und ihren eigenen – künstlerischen – Weg geht.
Eine Frau, die rebelliert, wie kann man daran vorbeilaufen? Ohne zu wissen, was mich genau erwartet, freute ich mich auf ein paar Lesestunden, in denen ich Gayatri begleite konnte, wie sie ihren Mann und Sohn verlässt, um endlich als Künstlerin in Bali ihr Leben leben zu können. Ohne Einschränkungen. 1930 keine Selbstverständlichkeit und auch heute noch nicht. Habe ich das auch bekommen? Nicht wirklich.
“Unsere Erinnerungen sind Bilder, Gefühle und flüchtige Blicke, manchmal ausgestaltet, manchmal nur in Umrissen. Zeit verfestigt sich und löst sich auf. Wir haben keine genaue Erinnerung daran, wie lange etwas dauert: ein paar Tage, Wochen, einen Monat?” (S.25)
Der Klappentext suggeriert, dass es um Gayatri geht. Theoretisch ist das auch so. Praktisch wird die Geschichte aus der Sicht ihres Sohnes Myshkin erzählt, der – wie man sich denken kann – nie die ganze Zeit bei ihr war, sondern sich die Erzählungen und Erlebnisse zusammen gesucht hat. Klingt in ersten Moment nicht tragisch. Leider redet Myshkin fiel um den heißen Brei herum. Erst im letzten Viertel (!) wird es unterhaltsam und man hat einen deutlichen roten Faden, in Form von Briefen, die Gayatri einst schrieb.
Für mich war “Der Garten meiner Mutter” eine Enttäuschung. Indische Romane oder Bücher generell hatte ich bis dato nicht bewusst gelesen und umso mehr freute ich mich auf diese Thematik hier. Dass diese so plätschernd daherkommen würde, fand ich schade. Zudem war dieses hin- und herspringen anstrengend und lies einen mürbe werden. Die Briefe später haben sich dagegen richtig flott lesen lassen, konnten das Gesamtwerk allerdings nicht mehr retten.
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Genre: Roman / VÖ: Mai ’20 / Verlag: Luchterhand* / Serie: Einzelband
erhältlich bei: hugendubel.de *
#WirLesenFrauen
weitere Romane aus Frauenhand: “Verkennung*” + “Die Ladenhüterin*“
Aufgrund vom Titel und dem Cover musste ich einfach vorbeischauen – und das es nicht ihre Sichtweise ist, ist natürlich schade. Warum eine Frau in den Fokus setzen und den Sohn erzählen lassen? Okay, kann gelungen sein, muss aber nicht und auch sonst scheint es wenig überzeugend zu sein … schade!
Mukkelige Grüße!
ich hatte mich wirklich geärgert! Da hab ich den Elan ma was andres zu lesen und denk “Woah, endlich ma was für mich!” und dann wurde ich so enttäuscht :( bin auch nicht allein mit der Meinung, hatte bissl geguckt, ob nur ich diesen Eindruck hatte – nöpe, andere hatten ähnliche Eindrücke :/
Echt mist, gerade weil du mal zu was anderem greifen wolltest … möp, hoffe du schaust dennoch irgendwann mal wieder über den Buchrand (=