von Léonie Bischoff
Mein kleiner Einblick in den Einzelband “Anais Nin”.
Worum geht es?
Anais Nin ist eine Person, die tatsächlich lebte. Geboren 1903 in Paris, verstarb sie 74 Jahre später in New York. Den hohen Bekanntheitsgrad erlangte sie vor allem durch die Tagebücher, die sie einst verfasste und inhaltlich nicht gerade ohne waren.
Sexuelle Gelüste und das Verlangen danach zierten diese Seiten. Ihrem Mann sagte sie stets, dass das alles in ihrem Kopf stattfindet und rein fiktiv ist, aber war das wirklich so?
In dem Comic wird vor allem auf ihre Identitätskrise eingegangen. Auf der einen Seite möchte sie eine liebevolle und fürsorgliche Ehefrau sein, auf der anderen schreit ihr Innerstes nach einer Veränderung. Sie fühlt sich gefangen und emotional unterdrückt. Wagt es jedoch lange Zeit nicht, diesem Verlangen der Änderung nachzugehen.
Bis eines Tages jemand in ihr Leben tritt und einen Stein ins Rollen bringt, der ihre Zukunft quasi besiegelt. Ob das die Freiheit ist, die ihre Seele wollte?
Wie hat es mir gefallen?
Optisch ist dieses Werk ein Traum!
Es hat vollkommen meinen Geschmack getroffen. Die schraffierten Linien von Leonie Bischoff fangen genau die Atmosphäre ein, die ich bei den Gedanken von Anais fühlen konnte.
Ein aufgefwühlter Mensch, voller angestaurer Emotionen (klare & gleichzeitig bunte Linienführung), der sich in einer Gesellschaft wieder findet, die nur weiter unterdrückt und ein Schubladendenken vorgesehen hat, was absolut nicht in den gewünschten Wohlfühlmoment passt.
Erst eine Änderung bringt Schwung rein.
Plötzlich wird es lebhafter und leidenschaftlicher.
Es geschieht immer mehr im Hintergrund. Die Seiten werden scheinbar mit noch mehr bunten Farben als zuvor gefüllt. Der neue Lebenszweig und Elan sind sichtlich zu sehen.
Dennoch sind die dunklen Wolken am Horizont nie gänzlich verschwunden, denn so einfach ist es nicht eine geschaftliche Tür zu schließen, die bereits sperrangelweit offen stand.
Die Panels verfließen im Laufe der Handlung öfter miteinander oder nehmen komplette Seiten ein. Für meine Augen waren diese Momente wunderbar.
Nicht zu vergessen die Gesichtsausdrücke, die wirklich emotional sind und das trotz des schlichten Designs. Was ein kleine Schatten, eine kleiner Strich so alles aus einer Mimik des Menschen machen kann.
Fazit
Der Comic “Anais Nin – Im Meer der Lügen” versucht das Leben eines Menschen optisch und biograpisch einzufangen. Dabei wird nichts beschönigt oder rausgeschnitten. Es geht genauso um emotionale Tiefs, wie erotische Höhepunkte. Es geht um Leidenschaft, Hass, Mut und Abschied. Ein facettenreiches Leben, welches hier in Auszügen greifbar wird.
Lesen oder nicht?
Auf jeden Fall! Ich befürworte nicht jede Tat von Anais – absolut nicht – und dennoch bewundere ich ihren Lebensweg. Sie hat sich ihren positiven Leidenschaften hingegeben. Etwas, was nicht immer einfach oder gar umsetzbar ist. Allein dieser Weg ist wirklich lesenswert und unter der Feder von Léonie Bischoff wunderbar umgesetzt.
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