von Jung-Hyuk Kim
“Der Geruch durchzog das ganze Crododile Building.” (Buchbeginn)
Dongchi Gu ist ein Deleter.
Der Job beinhaltet genau das, was der Begriff aussagt: Er löscht Dinge.
Nur drückt er dafür nicht einfach nur eine Taste an einem elektronischem Gerät. Er nimmt persönliche Gegenstände an sich. Dazu gehören Tagebücher, Bilder, Notizen, Briefe aber natürlich auch ganz klassisch Speichergeräte. Allerdings entfernt er nicht einfach alles, sondern spezielle Bereiche.
Aber warum macht Gu das?
Ganz einfach, er wird dafür bezahlt. Die Menschen, die ihm einst den Auftrag gaben, sind bei Einlösung seiner Pflicht stets verstorben.
Es kann denen doch egal sein, was die Nachwelt denkt?
Nicht immer. Manch ein Mensch mag so denken, vielen ist es jedoch wichtig und … wenn es ganz blöd läuft, könnten die Dinge Übeltäter überführen.
Genau DAS passiert Gu. Er soll auf einem Tablet Dateien entfernen. Das ist der Auftrag.
Allerdings sucht auch die Polizei danach.
Denn der Klient wurde Opfer eines Mordes.
“Willst du nachsehen?”
“Bist du verrückt? Ich hab Höhenangst. Das musst du machen.”
“Du hast immer noch Höhenangst?
“Besser als Höhlenangst.”
(S.93)
Ich war ehrlich gesagt positiv überrascht, was aus einer so schlichten und jetzt nicht gänzlich neuen Ausgangssituation gemacht wird.
Da kommen einige Fäden zusammen, die langsam aber stetig ins Geschehen einfädeln. Große Action gibt es nicht – braucht es auch nicht. Stattdessen ist es vor allem der trockene Humor, der mir an der Geschichte so gut gefallen hat.
Das Buch lässt sich flüssig weglesen. Kurze Kapitel sorgen für einen guten Überblick und wer Panik wegen koreanischer Namen hat: Keine Sorge, die Unterscheidung fällt wirklich leicht. Unterschiedliche Figuren mitsamt unterschiedlicher Charakteristika, sorgen für genügend Pepp im Handlungsverlauf. Dabei bleibt sich vor allem Gu treu und überrascht durchaus mit seiner Arbeitsmoral.
Leider wurde von dem Autor bisher nur ein Roman ins Deutsche übersetzt. Ansonsten wäre bereits das nächste Werk von ihm bei mir eingezogen.
Fazit
“Dein Schatten ist ein Montag” hat mich positiv überrascht.
Gänzlich ohne Erwartungen bin ich an das Buch heran getreten und habe ein paar Stunden unterhaltsame Ermittlungsarbeit und einen bitterbösen Humor kennengelernt.
Mit einem Zitat vom Ende des Buches – natürlich spoilerfrei – möchte ich die kurze Kritik abschließen:
“Es heißt, wenn man das, was einem am wichtigsten ist, in den Fjord wirft, verschwindet es nicht. Es bleibt ewig.”
“Wirklich?”
“Um Gottes willen, nein, sonst wäre der Fjord ja in kürzester Zeit zugemüllt.”
(S.287)
Lesetipp aus Japan: Die Tage in der Buchhandlung Morisaki oder “Der Klang der Wälder”
zur 23für2023 Aktion *klick
zur abc Challenge *klick
Schreibe den ersten Kommentar