|Roman| “Der Klang der Wälder”

von Natsu Miyashita

Ich konnte den Wald riechen.” (Buchbeginn)

Tomura befindet sich in der Abschlussklasse der Highschool als er eine Begegnung hat, die seinen beruflichen Werdegang für immer prägen wird. Er trifft einen Klavierstimmer.
Absolut fasziniert von dem, was der Mann dort an dem Schulklavier macht, besucht er kurz darauf das Geschäft von eben jenem.
Und dem sonst so zurückhaltendem Tomura platzt plötzlich die Frage: Würden Sie mich als Lehrling einstellen? (S.15) heraus.
Dabei spielt er nicht einmal Klavier oder hat jemals eines angefasst. Dennoch, es ist der Klang der ihn in den Bann zieht und somit beginnt er eine Lehre zum Klavierstimmer.

“Manchmal kommt es mir so vor, Tomura-kun,
dass du im Grunde ein gieriger Wolf in einem bescheidenen Schafspelz bist.”
(S.125)

Voller Elan stürzt er sich in die Ausbildung und merkt schnell, dass er viel lernen muss. Das frustriert in zeitweise. An das Aufgeben denkt er dennoch nie. Im Gegenteil er hinterfragt sich extrem skeptisch. Was die Kollegschaft amüsiert und gleichzeitig bekommt er wohlgemeinte Ratschläge.
Dabei könnte es von Außen so wirken, als ob er sich keine Mühe gibt. So langsam kommt er mit seinem Wissen vorran. Stetig begleitet er, hat aber kaum eine eigene Kundschaft.
Ein Hausbesuch, jedoch brennt sich bei ihm ein und verändert seine Haltung.

Es sind die jungen Zwillinge Yuni und Kazune.
Ihre Fingerfertigkeit und der Klang ihrer gespielten Werke bestätigen ihn erneut in seiner Berufswahl. Die Sympathie scheint zudem auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Bald ist er nicht mehr nur der Lehrling, der zuschaut, sondern gezielt für das Klavier der Schwestern zuständig.

Der Schreibstil & Aufbau

Du spielst selbst Klavier? Hast eine Leidenschaft dafür oder zumindest reges Interesse an Klavierstücken? Dann wirst du um dieses Buch nicht drumherum kommen.
Wenn absolut kein Interesse auf diesem Gebiet besteht, könnte – aber nur könnte – es eventuell nicht so doll begeistern. Es sei denn du lässt dich von Tomura anstecken.

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive geschrieben. Tomura erzählt aus seiner Sicht, wie er all die Höhen und Tiefen erlebt und was ihn an dieser Klangwelt so fasziniert.
In kurze Kapitel unterteilt, hat mich das Buch von den ersten Worten an in den Bann gezogen. Ich fand es unterhaltsam dem jungen Mann bei seinem Werdegang zu begleiten. Wie er anfangs akribisch alles mitschreibt – wirklich alles – und sich im Laufe der Zeit immer mehr wandelt.
Dabei gibt ihm sein Lehrer stetig den Freiraum den er braucht. Er ermutigt ihn und zeigt ihm selbst bei Fehlern, was er richtig gemacht hat und wo er sich verbessern kann, ohne den bösen tadelnden Zeigefinger auszupacken.

Fazit
“Der Klang der Wälder” hält was der Titel verspricht.
Es ist eine wunderschöne slice of life Geschichte, die sich stetig nach vorne entwickelt und zeigt, was Leidenschaft für etwas bedeutet. In dem Fall, dem Klang von Klavieren.
Die bildhaften Vergleiche im Buch zeigen selbst denen verständlich diese Welt, die sich bisher nicht damit befasst haben.
Einzig die Worte “er/sie hat Talent” störten mich zeitweise. Zwar wird es teilweise abgemildert, trotzdem wird Talent nicht in die Wiege gelegt, sondern ist das Ergebnis von Arbeit.

Der Klang der Wälder” ist eine feine Geschichte über eine Leidenschaft, die ich wirklich gern verfolgt habe und gerne weiter empfehle.


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VÖ: 04/2021 bei Suhrkamp Verlag Insel
Seiten:
238

Japan
Roman, slice of life
Einzelband
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#23für2023
Jap. Cover

Lesetipp aus Japan: Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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