von Tracy Sierra
Rezensionsexemplar
„Es war jemand im Haus.“ (Beginn)
Kennst du das Gefühl, wenn alles in deinem Körper nach Gefahr schreit? Die Sinneshärchen sich aufrichten, ein unwohler Schauer in deinem Nacken kribbelt und deine Beine nur noch weglaufen wollen? Lediglich der Verstand hält alles in Zaum.
So ähnlich mag es sich in dem Kopf unsere Hauptdarstellerin aus dem Roman „Niemand wird ihr glauben“ abgespielt haben. Sie ist allein daheim. Nicht ganz. Ihre Kinder schlafen in ihren Zimmern. Ihr Mann ist nicht zu Hause. Kommt heute nicht zurück. Und dann ist da dieses Geräusch, was nicht zu den bekannten Geräuchsmustern passt.
Herzlich willkommen zu einem Spannungsbogen, der sich gut über die Hälfte des Buches zieht. Wir steigen direkt in das obige Szenario ein. Statt cosy weekend feeling erwartet und ein ungebetener Gast. Was machen? Sie entscheidet sich ihre Kinder zu schnappen und zu verstecken. Warum läuft sie nicht weg? Draußen herrscht eisige Kälte. Es schneit. Die nächsten Nachbarn weit entfernt. Das Telefon? Nicht in Reichweite. Ein Klassiker, aber jetzt nicht zu ändern.
Alle Optionen werden durchdacht. Daher bleibt nur noch das Versteckspiel. Mit den Kindern.
Ob das gut geht?
„Sie lehnte ihren Kopf an den Ziegelstein, fühlte die wamen Körper ihrer atmenden Kinder und war seltsam erleichtert. Für diesen Atemzug schien sie von jeglicher Verantwortung befreit zu sein.“
(S.112)
Ein Mensch allein daheim. DER Stoff für spannende Umsetzungen schlechthin. Es wird mit einer Angst gespielt, die uns alle konfrontieren könnte. Sie ist nicht komplett fiktiv, sondern real. Zu diesem Aspekt kommt hier noch ein weiterer hinzu: Wer glaubt dir am Ende die Geschichte?
Du hast eine Vorgeschichte. Du hast eine toxische Verwandschaft. Du warst allein!
Die Kinder werden hier außen vor gelassen. Natürlich gibt es in dieser Geschichte noch mehr Hintergründe, die negativ in deine Karten spielen.
Kennt ihr den Satz: Die Wahrheit ist manchmal weniger glaubhaft, als eine Lüge? Hier trifft er für das Umfeld zu.
In der Handlung befinden wir uns stetig an der Seite, der Frau. Erfahren ihre Gedanken und erleben hautnah mit, wie ein Mensch ihren Privatraum unbefugt betritt. Gelegentlich gibt es Auszüge aus der Vergangenheit. Das Bild ihres Lebens vervollständigt sich langsam aber stetig. Erst wenn es der Moment erlaubt, gibt sie so viel preis, dass die Puzzleteile mehr und mehr ein stimmiges Gesamtbild ergeben, die dich verstehen lassen, warum ihr niemand glauben will oder kann. Du hoffst dann nur noch, dass ihr doch verdammt nochmal jetzt endlich jemand glauben schenkt. Verdammte Axt!
Fazit
„Niemand wird ihr glauben“ ist ein Buch, was mich so in den schnell in den Bann gezogen hat, das ich selbst überrascht war. Den Spannungsbogen direkt an den Anfang zu setzen, war in diesem Fall eine gute Idee gewesen. Meine Sorge, dass sich das Gefühl der Lesefreude plötzlich zu Staub verwandelt, hat sich nicht bewahrheitet. Das Ende ist dem Buch absolut würdig und rundet alles ab. Dieses Debüt von Tracy Sierra ist wirklich gelungen. Gerne mehr davon.
Lesetipp!
weitere Lesetipps
„Dein Schatten ist ein Montag“ / „Es spukt in Craven Manor“
Schreibe den ersten Kommentar