|Roman| „Jeongmin töpfert das Glück“

von Yeon Somin

Rezensionsexemplar

„Jeongmin spürte, wie sich die Stacheln in ihre Hand bohrten. Diesen Moment im letzten Herbst wird sie nie vergessen.“ (Beginn)

Jeongmin ist erschöpft. Ihr Leben, ihr Job, ihre Gedanken, die Zukunft, alles hat ihre Lebensfreude erheblich ausgesaugt. Das geht sogar so weit, dass sie ihren Job – einst ein Traum von ihr – gekündigt hat. Auf der Suche nach einer neuen Wohnung, führen ihre Füße sie durch Seoul, in Regionen, wo die sie bisher nie bewusst wahr genommen hat.

Eine Allee mit Edelkastanien fällt ihr besonders ins Auge. Dort entdeckt sie ein Cafe und beschließt es zu besuchen. Gemütlich schaut es von außen aus. Allerdings stellt sich heraus, dass das vermeintliche Cafe eher eine Töpferei ist. Jeongmin ist schon wieder halb aus dem Laden raus, doch die Besitzerin kann sie dazu überreden auf ein Getränk zu bleiben.

Es ist der Beginn eines neues Lebensabschnittes. Die Keramikwerkstatt lässt Jeongmin zur Ruhe kommen. Sie lernt neue Dinge und Menschen kennen, die Zeit fließt nur so dahin. Das Leben geht weiter und plötzlich wird sie sich bewusst, dass sie die ganze Zeit eine wichtige Frage an sich selbst verdrängt hat: Wie will ich weiterleben? Ich und nicht, was mir die Gesellschaft vorschreibt.

„Sie hat ihre Zeit wiedergewonnen, indem sie im SOYO töpfert, und sie gewinnt die Jahreszeiten zurück, indem sie beobachtet, wie sich die Kleidung der Menschen verändert. Schließlich holt sie die Zeit und die Jahreszeiten ein.“
(S.66)

Der Grundton in dem Buch ist recht ruhig. Aber nicht zu ruhig. Eigentlich genau passend zur Stimmung unserer Hauptfigur. Die Liebe zur Töpferei geht dabei so tief, dass sie förmlich spürbar ist. Du fängst dabei selbst an, den roten Faden aus den Augen zu verlieren. So eingelullt wird du von der angenehmen Stimmung und als dann noch eine Katze ungewollt bei Jeongmin einzieht. War ich eh im Bann ihrer Lebensweise gefangen.
Dann werden schlagartig die Fragen ans Tageslicht gezerrt:
Warum bin ich überhaupt weggezogen? Warum habe ich meinen Job gekündigt? Wie möchte ich weiter machen? Möchte ich für immer single bleiben? Ebenfalls eine Frage, die in der koreanischen Gesellschaft nicht selten aufkommt.

Die Geschichte ist in mehrere große Abschnitte unterteilt. Dabei bewegen wir uns überwiegend vorwärts. Um die Handlungen von Jeongmin besser einordnen zu können, nimmt sie uns gelegentlich mit ihre Vergangenheit. Mit persönlich ist sie mit der Zeit immer mehr ans Herz gewachsen, da ich ihre Ansätze verstehen konnte.Es macht Spaß zu beobachten, wie sie die Freude am Leben zurückgewinnt und merkt, dass es manchmal notwendig ist einen großen Schritt raus aus der eigenen Komfortzone zu machen.

Fazit
„Jeongmin töpfert das Glück“ ist ein Buch, was uns auf eine persönliche Reise zum eigenen Wohlbefinden mitnimmt. Natürlich spielt es in einem anderen Land, mit anderen gesellschaftlichen Normen. Trotzdem. Sehr viele Aspekte daraus, könnten dir auch hier passieren. Mir hat die herangehensweise an den Ausbruch aus einer Norm gut gefallen und es war mir eine Freude, Jeongmin dabei zu beobachten, wie ein kleiner „unbedachter“ Schritt abseits der bekannten Pfade sie so verändert hat.
Lesetipp!


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VÖ: 11/24 bei C.Bertelsmann
Seiten: 272

Seoul, Südkorea
Roman
Einzelband

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