|Schon gewusst| “Die Mafia und ihre Geschwister”

#ItalienNovember #IlGiallo


In wenigen Tagen ist der November vorbei und damit auch mein Ausflug nach Italien. Okay, ganz vorbei ist er nicht. Immerhin liegen hier noch 2-3 Bücher, die es zeitlich nicht geschafft haben und trotzdem nicht unter den Radar fallen sollen. Dennoch wird es Zeit für ein informatives Special. Immer wieder begegnet mir der Begriff in den Büchern. Mal mehr oder weniger dominant. Es wird also Zeit, für ein “Schon gewusst” zur italienischen Mafia.

Der Ursprung

Im 19.Jahrhundert trat der Grundgedanke der sizilianischen Mafia zum ersten Mal auf. Reiche Bewohner beauftragten Stadthalter ihr Hab und Gut zu bewachen. Ohne Bestechung ging das natürlich nicht. Also passten die korrupten Herrschaften mitsamt ihren eigenne Schutztruppen, auf die Güter der Reichen auf und bezogen zeitgleich “pizzu” – Teile der Ernte, der Bauern – ein. Mit der Zeit verloren die wohlhabenden Bürger den Einfluss auf die Stadthalter und ein Teufelskreis setzte sich in Gang.

Der Begriff

Alles Begann auf Sizilien und so hat diese Mafia ihren ganz eigenen Namen: Casa Nostra. Doch die Organisation breitete sich aus. Immer mehr Gruppierungen bildeten sich. Neben den inländischen Familien, streckte der Geheimbund seine Fühler auch ins Ausland hinaus. Von der Bratwa (russ. Mafia), den Yakuza (jap. Mafia) oder den Triaden (chin. Mafia) dürfte fast jeder schon einmal gehört haben.

Die bekanntesten italienischen Gruppierungen:

– Camorra (Neapel)
– ‘Ndrangheta (Kalabrien)
– Sacra Corona Unita (Apulien)

Sucht man nach direkte Übersetzungen von “Mafia” wird man viele Antworten bekommen. Laut Duden heißt es “Anmaßung”. Geht man direkt nach Sizilien, läuft einem folgende Deutung über den Weg: mafiusu > arrogant, selbstsicher, mutig. Im Landesinneren dagegen schaut es anders aus: malfusso > ungläubig / mafia > Armut / mafi > Rüpel. Es scheint auf die Region, den Eindruck und die Wirkung der Organisation auf die Bewohner zu haben.

Beitritt zur Mafia

Man tritt nicht einfach der Mafia bei. Frauen haben dort nichts zu suchen. Es sind die Männer, die das Sagen haben. Überall findet dieser Moment des Eintritts ein wenig unterschiedlich statt. Daher gehe ich nur kurz auf die vier genannten Hauptgruppierungen ein.

‘Ndrangheta (Kalabrien)

Blutsverwandtschaft wichtig, einheiraten in Familien, auch gegen den Willen der Frau
man spricht einen Heiligenschwur & gibt sein Leben dem Geheimbund

Sacra Corona Unita (Apulien)

keine Blutsverwandtschaft nötig, Gründung im Gefängnis auf Bari
man spricht einen Heiligenschwur & gibt sein Leben dem Geheimbund

Camorra (Neapel)

Familienclans, keine Blutsverwandtschaft nötig, viele junge Läufer
man spricht einen Heiligenschwur & gibt sein Leben dem Geheimbund

Casa Nostra (Sizilien)

Oberhäupter sind einflussreiche Familien > Hinzuwahl möglich
keine Polizisten, Zuhälter, Staatsanwälte dürfen in der Familie arbeiten
man spricht einen Heiligenschwur & gibt sein Leben dem Geheimbund + Blutschwur auf Heiligenbild

Ein Austritt ist nicht möglich. Theoretisch. Denn man gibt sein Leben der Mafia. Schwört die Omerta einzuhalten. Will man deren Regeln und Gesetzen nicht mehr folgen, hilft nur der Freitod oder man bekommt die Folgen zu spüren (Mord) oder man wird Kronzeuge. Aber selbst das ist nicht sicher.

Die Hierachie

Am besten ist die Hackordnung in Form einer kurzen Skizze erklärt. Ganz oben steht der Capofamiglia (Boss), der sich von seinen Consiglieren beraten lässt. Darunter kommt der Consigliere (Underboss), der Chef auf der Straße. Dieser hat weitere kleine Caporegime (Captain) unter sich und diese wiederum halten den Uonno d’onore (Soldat) im Auge.

mafia, casa nostra

Diese Regelungen gelten in jeder Gruppierung. Teilweise variieren sie etwas, aber immer gibt es ein gefürchtetes, machtvolles Oberhaupt mitsamt wichtigen Beratern und das kleine Fußvolk. Die Bezeichnungen sind in den letzten Jahren immer mehr amerikanisiert worden. So versteht auch wirklich jeder welche Hierarchie herrscht.

Was macht eigentlich die Mafia?

Espresso schlürfen und Katzen streicheln. Nun ja, nicht ganz. Durchstöbert man die Medien, stößt man auf recht aktuelle Artikel zu Giftmüllentsorgungen, Rauschgift- und Waffenhandel. Hinzukommt noch die Schutzgelderpressung, Einfluss im Baugeschäft, Abzweigung von Entwicklungsgeldern oder der Handel mit gefälschter Markenware.

Nebenbei werden regelmäßig Mitglieder entsorgt. Wer den Bund verät muss mit den Folgen rechnen. Kommt man nicht direkt an den Übeltäter heran, wird sein Umfeld eleminiert.

If anything in this life is certain, if history has taught us anything, it is that you can kill anyone.
aus “Der Pate – Teil 2”

In den Büchern, die ich bisher gelesen habe, wird die Mafia immer als Drahtzieher oder Täter hingestellt. Eine Organisation die überall ihre Finger drin hat. Wo gerne ein Polizist schwach wird, ihr entweder beitritt oder eben den mutigen Schritt wagt und sie bekämpft. Aber auch das Fußvolk wird beleuchtet. Junge Männer, die Geld brauchen und schon fast gedankenlos etwas beitreten, dem sie nicht mehr entrinnen können.

Filme & Serien

Da ich in meinem Special zu 99% nur italienische Krimi lese, kommen hier ein paar Serien- und Filmtipps, die einige vielleicht schon kennen werden:

Die Sopranos (Amerika)
Gomorrah (Italien)
Im Angesicht des Verbrechens (Russland/Deutschland)
Suburra (Italien)
Narcos (Kolumbien)

Der Pate (ital. Mafia)
Casino (amerik. Mafia)
Road to Perdition (amerik. Mafia)
Once Upon a Time in America (amerik. Mafia)
Sonatine (jap. Mafia)
Donnie Brasco (ital. Mafia)
Hana-Bi (jap. Mafia)
Ichi The Killer (jap. Mafia)
Infernal Affairs (chin. Mafia)


Hat euch dieser Ausflug gefallen? Diese “Schon gewusst” Spezials wird es jetzt mindestens einmal im Monat geben. Nicht immer werden sie so umfangreich sein. Aber sie sollen Hintergrundwissen vermitteln und mir macht es Spaß zu recherchieren :)


Quellen

https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/verbrechen/organisierte_kriminalitaet/pwiemafia100.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Cosa_Nostra

interessante Artikel zum Thema:

https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/wochenende-gesellschaft/die-macht-der-mafia-papa-zeigt-wie-man-toetet
http://www.spiegel.de/spiegel/italien-wie-die-mafia-sizilien-beherrscht-a-1176849.html
https://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/italien-wie-die-mafia-die-kleinstadt-san-luca-beherrscht/20734436.html

Schreibe den ersten Kommentar

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    #Japanuary 2022
    #BuchreihenChallenge
    #ABC-Challenge