“Dreizehn Meter über der Arena stand Kōhei Yamashita mit durchgestrecktem Körper auf dem Absprungbrett. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Seine Hände umfassten die Holzstange.” (Buchbeginn)
Plötzliche Phobien oder Zwangsneurosen sind wahrlich keine Sache, über die man scherzen sollte. Denn oft steckt ein triftiger Grund dahinter und es liegt am Psychologen, dieses Problem zu lösen. Immerhin vertrauen sich diese Menschen einer fremden Person an, damit sie geheilt werden und wieder ihrem Alltag nachgehen können. Auch Dr. Irabu nimmt sich solcher Fälle an. Es ist schließlich sein Job, doch irgendwie sind seine Methoden anders, als man erwarten mag.
In fünf kleinen Geschichten, dürfen wir als Leser nun erfahren, wie Dr. Irabu menschliche Probleme löst. Da wäre zum Beispiel der Akrobat Kohei aus dem Zirkus. Er ist ein Profi auf seinem Gebiet. Seit Jahren lässt er sich durch die Lüfte schwingen und bekommt jede Nummer perfekt hin. Bis es plötzlich nicht mehr klappt. Seine Sprünge gehen daneben. Egal wie oft er es versucht. Er droht in Depressionen zu stürzen und sieht hinter jedem Blick reinsten Hass und Missgunst. Was könnte da helfen? Natürlich! Der Gang zum Neurologen.
“Er erblickte einen dicken Mann im weißen Kittel, der im Schneidersitz auf einem Sessel hockte. Sein Alter war schwer zu schätzen, doch war er zweifellos älter als Kōhei. Auf seiner Brust prangte ein Namensschild mit der Aufschrift: Dr. med. Ishirō Irabu.” (S.9)
Aber anstatt sich in eine Fragerunde zu stürzen und die Ursache zu finden, wie es man es klassisch in solchen Momenten kennt, will Dr. Iruba selbst in den Zirkus. Was eigentlich auch keine schlechte Idee ist, denn so kann man der Ursache schließlich auch auf den Grund gehen. Kaum dort angekommen, will der Doktor jedoch hoch in die Lüfte. Skeptisch nimmt sein Patient diesen Wunsch auf und versucht ihn davon abzuhalten. Nix da! Wenn sich der gute Dr. Iruba etwas vorgenommen hat, dann setzt er es auch um! Und so hängt er kurz darauf meterhoch in der Manege.
Das führt zu ungewollter Situationskomik und vielen perplexen Gesichtern. Ob dies dem Patienten mit seinen tiefsitzenden Problemen helfen wird, ist fraglich. Eher fühlt er sich noch unwohler. Gerade zu unbehaglich und fragt sich, was sein Arzt da macht und wie das seinen Sorgen helfen soll. Dr. Iruba stört sich nicht daran. Er hat seinen Spaß und hüpft wie ein kleines Kind durch die Gegend.
“Das ist doch nicht dein Ernst?” […]
“Doch, klar! Jetzt geht’s doch erst richtig los!”
“Ich hab immer mehr den Eindruck, dass wir das alles zu deinem Vergnügen tun.”
“Ach wo, das ist alles Teil der Behandlung.” (S.127)
Nach dem folgenden Schema, laufen alle fünf Geschichten ab: Erst wird der Patient mit seiner Angststörung in seiner gewohnten Umgebung vorgestellt und geht dann zum Doktor (Kapitel 1). Der Patient bekommt eine Vitaminspritze verpasst, darf währenddessen, davor oder danach seine Probleme offenbaren und Dr. Iruba schlägt kuriose Dinge zur ersten Behandlung vor. Diese gehen natürlich erstmal komplett schief (Kapitel 2). Es folgen weitere Ideen, bei denen vor allem der Arzt Spaß hat (Kapitel 3) und zum Abschluss bekommen wir eine Lösung präsentiert (Kapitel 4).
Auch, wenn man das Schema F kennt, wurde es mir nicht langweilig. Man will wissen, was der dickliche Doktor jetzt schon wieder für einen Wurm im Ohr hat. Allein sein Bild vor dem inneren Auge, ist es Wert, einmal dieses Buch in die Hand zu nehmen und darin zu versinken. Es war mal etwas anderes so lockere Geschichten zu lesen, die einfach nur unterhalten und Einblicke in die Gesellschaftsnormen der Japaner gewährt haben.
Fazit: Der lockere Schreibstil lädt zum verweilen ein. Ich werde sicher noch ein paar Bücher von Hideo Okuda heranziehen.
Genre: Roman / VÖ: Februar 2007 / Verlag: btb Verlag / Seiten: 236 / Serie: Band 2
weitere Kritiken: Japanliteratur, Dragonviews, …
weitere (dt.) Bände von Hideo Okuda: Die japanische Couch: Neue Geschichten aus der Praxis des Dr. Irabu, Die merkwürdigen Fälle des Dr. Irabu, …
erhältlich z.B. bei: nur noch gebraucht erhältlich
Oh, ich liebe Dr. Irabu, er ist wirklich sehr lustig. :D
Sein Spritzenfetisch ist witzig und die Krankenschwester ist cool. ^__^
Ja, ich war auch positiv überrascht gewesen :D
Sympathisches Kerlchen!
Ach für dieses Buch war die Zeichnung. Das Buch könnte durchaus etwas für mich sein. Kommt auf jeden Fall mal auf meine WL. Ich wusste, ich würde nicht ohne ein Buch von Dir auf der WL gehen *g*
LG Conny
Jepp, hierfür war die Zeichnung :D
Wollt sie eigtl für jedes jap. Buch machen, aber die Zeeeeeit …
Les es, es ist wirklich fein!